Frank Waters

Das Buch der Hopi

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Frank Waters war ein Glücksfall für die Indianistik! 1902 in Colorado Springs geboren, begann er sich schon sehr früh für die indigenen Kulturen des Südwestens zu interessieren, angeregt durch seinen Vater, der selber Cheyenne-Vorfahren hatte und seinen Sohn ins Navajo-Reservat in New Mexico mitnahm.
Dennoch studierte Waters zunächst Maschinenbau und begann erst danach als Autor zu arbeiten. Die geheimnisvolle Geschichte der Hopi interessierte ihn, und er begann Forschungen anzustellen. Dabei kam ihm zugute, dass in den 1930er-Jahren die Hopi gegenüber Fremden zugänglicher wurden. Waters lebte einige Monate unter den Hopi und führte unzählige Interviews.

Die Hopi gehören zu den sogenannten Pueblo-Indianern. Ihre Heimat liegt im heutigen Bundesstaat Arizona, ihre Dörfer liegen traditionell auf Mesas, kleinen abgeflachten Bergkuppen. Die Geschichte der Hopi auf diesen Mesas geht bis in die Zeit von Christi Geburt zurück, wobei ihre eigentliche Herkunft bis heute nicht restlos geklärt ist. Die Hopi-Überlieferungen besagen, dass ihre Vorfahren aus dem Süden stammten, wofür es auch einige Indizien gibt. So gehört die Hopi-Sprache zu der utoaztekischen Sprachfamilie. Die Hopi selber sahen die Mayas und Azteken als abtrünnige Hopi-Stämme an. Die lange Wanderung, aus dem Süden bis in die heutigen Lebensräume, ist in vielen mythischen Schriften thematisiert.
Die Hopi-Mythologie ist hoch komplex und wie bei den meisten indigenen Kulturen Nordamerikas mündlich überliefert. Umso bedeutsamer ist es, dass Waters diese Überlieferungen in diesem wunderbaren „Book of the Hopi“ festhielt. Schnell wurde Waters klar, dass die Hopi-Mythologie ein Tor zu ihrer Entwicklungsgeschichte und den langen Wanderungen ihrer Vorfahren bildete.
Frank Waters war weder Ethnologe noch Historiker, was sich in diesem Fall vorteilhaft auf dieses Werk ausgewirkt hat, ging Waters doch ohne jeglichen akademischen Filter an die Sache heran. Er schrieb die Geschichten so auf, wie sie ihm erzählt wurden, ohne gross zu interpretieren oder zu „übersetzen“. Dadurch sind wir heute in der glücklichen Lage, ein Stück längst untergegangener Hopi-Kultur zu vernehmen - unverfälscht und authentisch.

Originaltitel: Book of The Hopi

Originalverlag: The Viking Press, New York City
Erstveröffentlichung: 1963
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Sylvia Dorn

Verlag: Eugen Diederichs Verlag, München
Jahr: 1994
Auflage: 8
Verarbeitung: Orangefarbener Pappeinband mit Fototafeln und Leimbindung.
Einbandgestaltung: Eberhart May
Seiten: 378

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-424-00688-2

Literarische Gattung: Sachbuch / Ethnologie / Völkerkunde

Literarischer Anspruch (1-10): 6

Handlungsorte:

- Arizona, USA
- New Mexico, USA

Thema: Hopi Indianer

Schlagwörter: Geschichte / Mythologie / Kultur / Glauben / Religion / Ureinwohner / Native Americans / Hopi / Südwesten / Tradition / Geheimnis / Ethnologie / Volk / Rituale

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© 2000 Swallow Press - Der Autor Frank Waters

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Public Domain - Traditionelles Hopi-Dorf der "Ersten Mesa" Waalpi. Die Aufnahme wurde von Ansel Adams 1941 erstellt.

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Public Domain - Vier Hopi-Frauen mit traditioneller Haarfrisur bei der Zubereitung von Mais-Mehl. Die Aufnahme wurde von Edward S. Curtis ca. 1906 gemacht und befindet sich heute in der Library of Congress.

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Public Domain - Hopi women's dance - Oraibi in Arizona 1879

George E. Hyde

Vierzig Jahre mit den Cheyenne

Das Leben des George Bent
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George Bent wurde 1843 in der Nähe des heutigen La Junta, Colorado, als Halbblut geboren - sein Vater war der Amerikaner William Bent, Gründer des berühmten Handelspostens Bent’s Fort und seine Mutter die Cheyenne-Indianerin Owl Woman, Tochter von White Thunder, der Bewahrer der „Heiligen Pfeile“ und spiritueller Führer der Southern Cheyenne.
Obwohl George nach St. Louis, Missouri, in die Schule geschickt wurde, konnte er sich zeitlebens nie mit der Lebensweise der Weissen identifizieren und kehrte 1863 als Zwanzigjähriger zurück zum Volk seiner Mutter. Da er als einer der wenigen Cheyenne nicht nur Englisch sprach, sondern auch Schreiben und Lesen konnte, wurde er schnell eine wichtige Figur für sein Volk.

George Bent erlebte die Indianer-Kriege, die während den 60/70er-Jahren des 19. Jahrhundert auf den Great Plains entbrannten, hautnah mit. Er heiratete während dieser Zeit Magpie, die Nichte des angesehenen Führers Black Kettle. Bent befand sich während des Massakers 1864 in Black Kettles Lager am Sand Creek, als dieses von der US-Armee unter dem Befehl von Colonel John Chivington angegriffen wurde - er und seine Frau gehörten zu den Überlebenden…
Später lebte George Bent in der Cheyenne- und Arapaho-Reservation in Oklahoma, wo er auf George E. Hyde traf, der als Assistent für den Ethnologen George Bird Grinnell arbeitete. Bent und Hyde verstanden sich gut, und es entstand eine Freundschaft zwischen den beiden, die bis zu George Bents Tod 1918 anhielt.

Der umfangreiche Briefwechsel mit George Bent diente Hyde als Grundlage für das vorliegende Werk. Er stellte Bent unzählige Fragen, die dieser per Briefpost beantwortete. Bent war ein wertvoller Zeitzeuge, der viele Lücken in der amerikanischen Geschichtsschreibung über die Indianerkriege sowie ethnologische Irrtümer über verschiedene Plains-Stämme berichtigen konnte. Bent war nicht nur ein wichtiger Zeitzeuge, sondern hatte auch die Möglichkeit, mit vielen alten Indianerkriegern (Weissen wie Indianern) zu sprechen - er war einer der ihren und man gab im breitwillig Auskunft, was bei einem weissen Ethnologen sicher ungleich schwieriger gewesen wäre.

„Vierzig Jahre mit den Cheyenne“ ist keine Biografie über George Bent, auch wenn dies am Anfang so erscheinen mag. Wir erfahren einiges über sein Leben - viel mehr aber über die Cheyenne als Volk und über das kulturelle Zusammenleben der verschiedenen indigenen Völker der Great Plains. Wir erfahren etwas über indianische Kriegstaktiken und lernen die Bedeutung der Kriegsgesellschaften, wie zum Beispiel die legendären „Dog-Soldiers-Society“ kennen. Das Werk ist ein Sammelsurium an bedeutenden und faszinierenden Auskünften über das Leben (und Sterben) Mitte des 19. Jahrhunderts in den Great Plains. Stellenweise macht es auch sprachlos und betroffen.

George Hydes Werk fand lange keinen Verleger, da sich anfangs des 20. Jahrhunderts in den USA kaum jemand für die indigenen Kulturen Nordamerikas interessierte. Erst 1968 wurde das Manuskript in der Universität von Oklahoma wiederentdeckt - und veröffentlicht.
Für mich ist dieses Werk eines der interessantesten und beeindruckendsten, das ich je über diese Zeit gelesen habe - ein Meilenstein der Indianer-Literatur!

Originaltitel: Life of George Bent Written from His Letters

Originalverlag: University of Oklahoma Press
Erstveröffentlichung: 1968
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Markus Auburger

Verlag: Hudson's Bay Verlag, Zell
Jahr: 2005
Verarbeitung: Kunstledereinband mit Goldprägung, bebildertem Vorsatzblatt, gestrichenem Papier und Fadenheftung.
Einbandgestaltung: Hudson's Bay Verlag
Seiten: 322 Seiten (plus 42 Seiten Anhang)

Verarbeitungsqualität (1-10): 8

ISBN: Keine

Literarische Gattung: Sachbuch / Lebenserinnerungen

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte:

Colorado, USA
Kansas, USA
Nebraska, USA
Wyoming, USA
South Dakota, USA


Thema: Native Americans / Cheyennes / Indianerkriege

Schlagwörter: Indianer / Krieg / Reservation / Handel / Überfall / Massaker / Sozialgeschichte / Geschichte / Kriegsbünde / Politik / Dog Soldiers / Expansion

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George Bent

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© Hudson's Bay Verlag. George Bent und seine Frau Magpie. Ca. 1866 - Denver Public Library

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Fotografie von Billy Hathorn von 2010. Bent's Old Fort

Peter Gerber

Die Peyote-Religion

Nordamerikanische Indianer auf der Suche nach einer Identität
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Die Peyote-Religion entstand Ende des 19. Jahrhunderts und gehört, ähnlich wie die Geistertanzbewegung, zu einer Art panindianischer Reaktion auf die US-amerikanische Liquidierungspolitik.
Auf der Suche nach einer neuen Identität, wandten sich viele Indianer unterschiedlichster Nationen dieser neuen Bewegung zu. Eine Bewegung, die zu Beginn von der US-Regierung scharf beobachtet und zeitweise auch bekämpft wurde. Dass dieser Kult nicht wie die Geistertanzbewegung in der Katastrophe und schliesslich Eliminierung endete, war der weisen Gründung der Native American Church (NAC) zu verdanken, in der die Peyote-Religion aufging und bis heute die grösste indianische Glaubensgemeinschaft Nordamerikas bildet.
Die Verwendung der Peyote-Kakteen hat lange Tradition und stammt ursprünglich aus dem mexikanischen Raum, wo unter andern die Azteken damit in Verbindung gebracht werden.
Der Peyote-Kaktus enthält psychoaktive Substanzen, die bei Einnahme Halluzinationen und ähnliche Wahrnehmungsstörungen auslösen.
Die Peyote-Religion wurde nicht nur von verschiedenen indigenen Ritualen und Religionen, sondern auch sehr stark von Einflüssen des Christentums durchdrungen.

Es gibt in deutscher Sprache nur ganz wenig Literatur über diese hochinteressante religiöse Bewegung.
Die Grundlage zu diesem Werk von Peter Gerber bildet eine Dissertation, die für diese Buchausgabe überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht wurde.
Gerber geht sehr ausführlich auf die Herkunft und Geschichte der Peyote-Religion ein und bringt das Ganze in den kulturanthropologischen Zusammenhang.
Das Werk ist zuweilen natürlich sehr theoretisch und für Nichtakademiker etwas langatmig. Die positiven Elemente überwiegen aber deutlich.
Die Beschreibung der Zerstörung der indigenen Kulturen wird äusserst prägnant und kenntnisreich dargestellt und die soziokulturellen Reaktionen auf diesen Identitätsverlust schlüssig und interessant dargelegt.
Ein äusserst aufschlussreiches und lesenswertes Werk!

Originaltitel: Die Peyote-Religion nordamerikanischer Indianer – Eine kulturanthropologische Interpretation

Originalverlag: Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Erstveröffentlichung: 1975
Sprache: Deutsch
Land: Schweiz


Meine Ausgabe

Verlag: Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Jahr: 1980
Verarbeitung: Broschur mit Fadenheftung und gestrichenem Papier.
Einbandgestaltung: Peter Nebel
Seiten: 210

Verarbeitungsqualität (1-10): 6

ISBN: Keine

Literarische Gattung: Fachbuch / Dissertation

Literarischer Anspruch (1-10): 9

Handlungsorte: Mexiko und Nordamerika

Thema: Peyote / Religion

Schlagwörter: Kaktus / Drogen / Halluzinogene / Botanik / Rituale / Brauchtum / Indianer / Anthropologie / Geschichte / Völkerkunde

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© Hans B. 2007 via Wikipedia.org

Blühender Peyote-Katktus (Lophophora_williamsii)

Herman Ritter Schöppl von Sonnwalden

Rang, Führerschaft und soziale Wertschätzung bei den Cheyenne und Arapaho

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Grundlagenwerke über indigene Kulturen Nordamerikas sind in deutscher Sprache sehr rar gesät. Um so erfreulicher ist es, wenn man dann von Zeit zu Zeit doch auf solche stösst.
Das hier vorliegende Werk über die beiden Plainsvölker, der Cheyenne und Arapaho, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.
Es beschreibt in sehr kompakter Weise die gesellschaftliche Organisation und die sozialen Gefüge, in der diese beiden Völker lebten.
Viel Raum nehmen dabei auch die Führungsstrukturen beziehungsweise Regierungsformen ein, die zuweilen sehr komplex und ausgeklügelt waren.
Ebenso interessant sind die Darstellungen der religiösen Wertordnung und der diversen Kriegergesellschaften, in denen zum Teil auch Frauen aufgenommen wurden.
Als Kurzeinführung ist dieses Werk etwas vom Besten, das es in deutscher Sprache zu lesen gibt.

Originaltitel: Rang, Führerschaft und soziale Wertschätzung bi den Cheyenne und Arapaho

Originalverlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Erstveröffentlichung: 1986
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Verlag Für Amerikanistik
Jahr: 2002
Verarbeitung: Roter Pappeinband mit Fadenheftung und gestrichenem Papier.
Einbandgestaltung: Dietmar Kuegler
Seiten: 119

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 3-89510-088-9

Literarische Gattung: Fachbuch / Ethnologie / Soziologie

Literarischer Anspruch (1-10): 6

Handlungsorte: Great Plains, USA

Thema: Native Americans / Völkerkunde

Schlagwörter: Cheyenne / Arapaho / Gesellschaft / Bräuche / Zusammenleben / Sozialgeschichte / Geschichte / Kriegsbünde / Häuptlinge / Führerschaft / Politik

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Arapaho ca. 1885: Black Wolf mit Tochter

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Cheyenne-Familie: Crossed Feathers mit Frau und Tochter

Albert Winkler

Minnesota-Aufstand

Der grosse Sioux-Krieg von 1862
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Die Expansion der weissen Siedler in Minnesota hatte 1862 einen Höhepunkt erreicht. Während 1850 nur ca. 6‘077 Siedler in diesem Gebiet wohnten, waren es 1857 bereits deren 172‘023 (!) Obwohl diese, meist deutschstämmigen, Siedler in friedlicher Nachbarschaft mit den ansässigen Dakotas und Lakotas (Sioux) lebten, war die US-Regierung bestrebt, an die noch in indianischem Besitz befindlichen Gebiete zu kommen.
Dies geschah nicht selten mit sehr fragwürdigen Methoden. So wurden falsche Versprechungen gemacht, Verträge gebrochen und durch betrügerische Händel die Ureinwohner um das Bisschen gebracht, dass sie noch besassen.
Die Folgen dieser Machenschaften waren Not leidende Dakotas, die unter elenden Bedingungen ihr Dasein fristeten. Als schliesslich die ersten Hungertoten zu beklagen waren, gewannen die radikalen Köpfe unter den Dakotas die Oberhand. Es begann ein Aufstand, der an Brutalität und Opfern in der US-Amerikanischen Geschichte einen unrühmlichen Höhepunkt darstellt und Zentral-Minnesota in kürzester Zeit ins Chaos stürzte. Die meisten Opfer waren tragischerweise unter den Siedlern zu beklagen, die für die ganze Situation am wenigsten verantwortlich waren.
Es dauerte fünf lange Wochen, bis die US-Armee die Lage im Griff hatte. Die folgende Bestrafungsaktion, die alle Indianer betraf, und nicht nur die am Krieg beteiligten, war von viel Willkür geprägt und führte zu hunderten Inhaftierungen und zu 38 Erhängungen – der grössten Massenhinrichtung der amerikanischen Geschichte…

Albert Winkler ist ein renommierter amerikanischer Historiker mit deutschen Vorfahren. Seine Deutschkenntnisse ermöglichten ihm dann auch, einige interessante zeitgenössische Dokumente zu sichten, die er in dieses Werk eingearbeitet hat. Dabei sind die Beschreibungen der Belagerung von New Ulm oder der Angriff ganz zu Beginn des Aufstandes auf die Lower Agency besonders einprägsam gelungen. Winkler versteht es eindrücklich, die Grauen des Aufstandes aufleben zu lassen und gleichzeitig die Ursachen zu beleuchten.
Der Minnesota-Aufstand ist einer der, zumindest was die Anzahl Opfer anbelangt, schlimmsten Indianerkriege der nordamerikanischen Geschichte. Die Tatsache, dass man heute kaum noch etwas darüber weiss, ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, das gleichzeitig der blutigste Krieg tobte, den die USA je gesehen hatte – der Bürgerkrieg (1861-1865). Vor diesem Inferno (ca. 600‘000 Tote) verkam der Dakota-Aufstand in Minnesota beinahe zur Marginalie.
Nichtsdestotrotz war es für alle Beteiligten ein traumatisches Erlebnis, das die Beziehung zwischen den Dakotas/Lakotas und den weissen Siedlern, beziehungsweise der US-Regierung, noch lange, in gewisser Weise bis heute, prägen sollte.
Die Indianer wurden nach diesem Krieg praktisch aus ganz Minnesota vertrieben. Gelandet sind sie in Nord/Süd-Dakota und Nebraska, aber auch da war die Verschnaufpause von abzusehender Länge…

Originaltitel: Minnesota-Aufstand – Der grosse Sioux-Krieg von 1862

Originalverlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Erstveröffentlichung: 2005
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Dietmar Kuegler

Verlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Jahr: 2005
Verarbeitung: Bedruckter Pappeinband mit Fadenheftung und gestrichenem Papier.
Reihe: Indianerkriege
Einbandgestaltung: Dietmar Kuegler
Seiten: 200

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 3-89510-104-4

Literarische Gattung: Fachbuch / Geschichte

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte: Minnesota, USA

Thema: Indianerkriege / Native Americans / Siedler

Schlagwörter: Reservation / Aufstand / Hunger / Krieg / Rache / Geschichte / Indianer / Justiz

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Siedler auf der Flucht vor den Angreifenden Dakotas 1862

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Gemälde Öl auf Leinwand von Anton Gag (1904). Das Gemälde zeigt den indianischen Angriff auf New Ulm

John Plant

Heyoka

Die Contraries und Clowns der Plainsindianer
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Ein aussergewöhnliches Werk zu einem aussergewöhnlichen Thema.
Das Wort Heyoka stammt aus der Sprache der Lakotas (Sioux) und bezeichnete eine soziale Gruppe von Menschen, die durch ihr clowneskes oder gegenteiliges Verhalten auffielen. Im Englischen spricht man daher auch von Contraries.
Solche Heyokas froren bei grosser Hitze und schwitzten im Winter, sagten ja, wenn sie nein meinten oder sassen verkehrt herum auf dem Pferd etc.
Solche Heyokas gab es auch innerhalb der Kriegerbünde, wo sie sich unter anderem dadurch auszeichneten, dass sie sich beim Angriffsbefehl zurückzogen und beim Rückzugssignal zum Angriff über gingen. In der englischen Ethnologie spricht man von „reverse reaction warriors“.
Das Ganze wurde aber nicht zur Belustigung gemacht sondern als Lebenseinstellung praktiziert. Hatte sich jemand dazu entschlossen ein Heyoka zu sein, wurde dies in der Regel konstant so gelebt.

Im Gegenteil dazu steht der rituelle Clown, den es innerhalb der Plains-Kulturen auch gab. Dieser trat in Verkleidung bei speziellen Anlässen auf, trieb da seine Spässe, kehrte aber nach dieser „Vorstellung“ wieder zurück zu seinem alltäglichen Leben.

Die Heyoka-Kultur war aber nicht nur bei den Lakotas, sondern auch bei vielen anderen Plains-Stämmen wie zum Beispiel den Arapahos, Cheyennes, Pawnees oder Comanchen verbreitet.

John Plants Werk ist insofern bemerkenswert, da es so gut wie keine Literatur zu diesem hochinteressanten Thema gibt, in deutscher Sprache sowieso nicht.
Plant versteht es, die komplexe Materie anschaulich und interessant rüberzubringen, und obwohl es sich um ein ethnologisches Fachbuch handelt, ist es gut lesbar und sprachlich ansprechend verfasst.

Originaltitel: Heyoka - Die Contraries und Clowns der Plainsindianer

Originalverlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Erstveröffentlichung: 1994
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Jahr: 1994
Verarbeitung: Roter Pappeinband mit Fadenheftung, gestrichenem Papier und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: Dietmar Kuegler
Seiten: 240

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 3-89510-011-0

Literarische Gattung: Dissertation / Ethnologie / Geschichte

Literarischer Anspruch (1-10): 6

Thema: Heyoka / Native Americans

Schlagwörter: Indianer / Clowns / Völkerkunde / Nordamerika / Kultur / Religion

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Pueblo-Clowns

Stephan Maninger

Die verlorene Wildnis

Die Eroberung des amerikanischen Nordostens im 17. Jahrhundert
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Wenn wir heute Namen wie Illinois, Massachusett oder Delaware hören, denken wir vermutlich an die entsprechenden Staaten in den USA. Viele wissen nicht, dass dies die Namen von drei der unzähligen indigenen Nationen sind, die vor der Ankunft der ersten weissen Siedler den Nordosten der heutigen USA bewohnten.
Stephan Maningers Buch erzählt die Geschichte des Zusammentreffens der ersten amerikanischen Siedler mit diesen indigenen Kulturen im 17. Jahrhundert.
Zu Beginn beschreibt Maninger den Stellenwert, welcher der Krieg bereits in der präkolumbischen Zeit unter der Urbevölkerung einnahm, bevor dann in verschiedenen Kapiteln die ersten Kolonialversuche in Virginia, Neuengland, Neuholland und Neufrankreich thematisiert werden.
Dabei ist es hochinteressant, wie unterschiedlich die verschiedenen europäischen Nationen sich den indigenen Völkern angenähert haben.
Die Konflikte, die durch die Verdrängung der Urbevölkerung entstanden, mündeten letztendlich meist in kriegerische Auseinandersetzungen, die nicht selten in der gänzlichen Vertreibung, zuweilen auch Vernichtung der einheimischen Kulturen endeten.
Allerdings wird auch klar, dass die meisten indigenen Opfer nicht durch Krieg, sondern eingeschleppte Seuchen und Alkohol zu verzeichnen waren.

Es wird anschaulich erzählt, wie es zum King-Philips-Krieg (1675/76) in Neuengland oder zu den Biberkriegen in Neufrankreich kam. Dabei ist vor allem die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Arten der Kriegsführung interessant: Während die indigenen Nationen den Guerillakrieg praktizierten, waren die europäischen Nationen noch sehr der konventionellen Kriegsführung verhaftet. Nur nach und nach gelang es den Europäern, sich taktisch den ungewohnten Bedingungen anzupassen.
Nebst den Konflikten zwischen den europäischen Kolonialmächten und den Ureinwohnern, beleuchtet der Autor zudem die konkurrierenden Interessen zwischen England, Frankreich und den Niederlanden und die daraus entstehenden Bündnisse, die für den weiteren Verlauf der Geschehnisse in Nordamerika wegweisend sein sollten…

Stephan Maningers Werk unterscheidet sich wohltuend von vielen anderen deutschsprachigen Indianer-Büchern. Er räumt auf mit dem Klischee des „edlen Wilden“ und vermittelt ein sehr authentisches und historisch glaubhaftes Bild der Situation Nordamerikas im 17. Jahrhundert. Seine sehr kritische Haltung macht dieses Werk zu etwas Besonderem und sehr Lesenswertem. Maningers Sprache ist zudem gut lesbar und auch für Laien verständlich. Alles in allem also ein sehr informatives, lehrreiches Werk, welches die politische Situation nach der Landung der ersten weissen Siedler auf dem Nordamerikanischen Kontinent auf den Punkt bringt. Gleichzeitig zeigt es auf, wie verheerend dies für die amerikanischen Ureinwohner war.

Originaltitel: Die verlorene Wildnis

Originalverlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Foehr
Erstveröffentlichung: 2009
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland

Meine Ausgabe

Verlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Foehr
Jahr: 1. Auflage 2009
Verarbeitung: Broschur mit gestrichenem Papier und Fadenheftung
Einbandgestaltung:
Verlag für Amerikanistik unter Verwendung eines Gemäldes von David Wright
Seiten: 204

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 978-3-89510-121-2

Literarische Gattung: Sachbuch

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte: Ostküste / Nordosten, USA

Thema: Kolonialisierung

Schlagwörter: 17. Jahrhundert / Indianer / USA / Eroberung / Kolonien / Besiedlung / Konflikt / Krieg / Klischees / Geschichte / Politik / Handel / Europa / Völker

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Traditionelles Algonkin-Dorf. Die Zeichnung stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Ersteller ist unbekannt.

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Der Kupferstich von Samuel de Champlain von 1609, zeigt ein Gefecht zwischen Irokesen und Algonkin.

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Die Entführung von Pocahontas - Ein Kupferstich von Johann Theodore de Bry von 1618

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Pocahontas bittet ihren Vater König Powhatan um das Leben von John Smith - Zeitgenössische Grafik von 1624

Albert Winkler

Die Schlacht am Rosebud 1876

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Nur eine Woche vor der schicksalhaften Schlacht am Little Big Horn, wo die 7. US-Kavallerie unter George Armstrong Custer auf die vereinigte Streitmacht der nördlichen Cheyennes und der Lakotas (Sioux) traf und beinahe vollständig aufgerieben wurde, ereilte General George Crook beinahe das selbe Schicksal.
Die Schlacht am Rosebud (South Dakota) vom 17. Juni 1876 stellte gewissermassen die Weichen dafür, dass es überhaupt zu der Katastrophe vom Little Big Horn kommen konnte.
Zudem war die Schlacht am Rosebud der grösste Einzelkampf, der je zwischen der US-Kavallerie und einer indianischen Streitmacht stattfand.
Umso erstaunlicher, dass es kaum Literatur zu diesem denkwürdigen Ereignis gibt.
Der amerikanische Historiker Albert Winkler hat auf knapp hundert Seiten einen sehr detaillierten Bericht verfasst, über die Vorgeschichte, die eigentliche Schlacht und auch deren Auswirkungen.
Insgesamt waren etwa 1500 Lakota- und Cheyennekrieger unter der Führung von Tashunka Witko (Crazy Horse) an der Schlacht beteiligt. Sie standen einer Invasionsarmee von rund 1300 gegenüber, bestehend aus US-Kavallerie, Infanterie und 300 indianischen Scouts (Shoshonen und Crows).
Die Schlacht dauerte etwa sechs Stunden und war auf beiden Seiten nicht übermässig verlustreich, führte aber in der Endkonsequenz dazu, dass Brigadegeneral Crook nicht in der Lage war, sich eine Woche später mit der 7. Kavallerie unter Custer zu vereinigen: Die Folge davon war die verheerende Niederlage der US-Einheiten am Little Big Horn am 25. Juni 1876.

Originaltitel: Die Schlacht am Rosebud

Originalverlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Erstveröffentlichung: 2010
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Dietmar Kuegler

Verlag: Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr
Jahr: 2010
Verarbeitung: Hellbrauner Pappeinband mit Fadenheftung und gestrichenem Papier.
Einbandgestaltung: Dietmar Kuegler
Seiten: 104

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 978-3-89510-124-3

Literarische Gattung: Fachbuch / Geschichte

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte: Big Horn County, Montana, USA

Thema: Indianerkriege

Schlagwörter: Schlacht / US-Armee / Lakotas / Krieg / Taktik / Mut / Crazy Horse

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Brigadegeneral George Crook (Quelle: Library of Congress)

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Holzstich in Frank Leslie Illustrated Newspaper. 12. August 1876

Tanja Ulmer

Der Hund in den Kulturen der Plains-Indianer

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Die Lakota-Bezeichnung für Pferd heisst: šunka wakan, was wörtlich so viel wie „geheimnisvoller Hund“ bedeutet, denn Pferde waren den indigenen Völkern Amerikas vor dem Zusammentreffen mit den ersten Europäern gänzlich unbekannt. Hunde hingegen besassen sie schon seit Jahrtausenden - vermutlich schon bevor sie aus dem asiatischen Raum nach Amerika gelangten.

Tanja Ulmers Buch behandelt nun genau diesen treuen Begleiter durch Raum und Zeit – und mit Erstaunen wird der Leser gewahr, dass, so vertraut uns Hunde als Haustiere sind, es nur sehr wenig wissenschaftlich Verwertbares über Hunde in den indigenen Kulturen gibt.
Die Autorin beschränkt sich bei Ihrer Spurensuche auf das Kulturareal der Great Plains. Der Hund gilt nicht nur als ältestes Nutztier der indigenen Bevölkerung, sondern gleichzeitig auch als einzig domestiziertes Tier. Verwendung fanden die Hunde dabei vor allem als Transport-Tiere (Zughunde). Sie zogen Zeltstangen, die gerade im Plainsgebiet, wo Bäume selten waren, ein wertvoller Besitz darstellten, welcher bei jeder Lagerverschiebung transportiert werden musste. Hunde wurden zudem als Lasttiere eingesetzt, sowohl bei Lagerverschiebungen wie auch beim Transport von Feuerholz oder Bisonfleisch nach der erfolgreichen Jagd. Zuweilen wurden auch Kleinkinder oder Hundewelpen, in extra dafür gefertigten Korbgestellen, befördert. Die Indianer konstruierten sogenannte Travois, welche den Hunden mit einem Tragegeschirr umgelegt werden konnten und womit sie beachtliche Gewichte von bis zu 45 Kilo zogen. Selbstverständlich dienten die Hunde auch als Wachhunde, die das Lager vor Eindringlingen warnten.

Interessant ist auch der soziale Aspekt. So gehörten die Hunde in der Regel den Frauen, da sie traditionell Besitzerinnen der Zelte sowie des sich darin befindlichen Hausrats waren und somit für den Transport dieser Güter verantwortlich waren. Aus diesem Grund galten Hunde als Spielgefährten der Mädchen, die ihren vierbeinigen Spielkameraden kleine Travois anlegten und so schon früh die zukünftige Arbeitsgemeinschaft übten.

Hunde galten zwar oft als eine Art Familienmitglied, dienten jedoch gleichzeitig bei Hungersnöten – und die waren in den Great Plains immer wieder bittere Realität – auch als Nahrungsmittel. So galt Hundefleisch in vielen Kulturen als wertvolle Speise, welche zuweilen auch bei speziellen Festen und Anlässen angeboten wurde.

Nach dem Einzug des Pferdes, ab dem 16. Jahrhundert, veränderte sich vieles. So war die Mobilität viel grösser, zudem konnten Pferde ein höheres Gewicht ziehen, beziehungsweise tragen. Der Hund verschwand jedoch keineswegs, denn Pferde waren gerade im Winter nur bedingt zu gebrauchen, da sie im tiefen Schnee einsanken und auch gegenüber der Kälte weniger resistent waren als Hunde.

Tanja Ulmers Werk ist eine Sammlung aus ethnologischen, historischen, archäologischen wie auch mythologischen Quellen. Es gelingt ihr damit, dem Leser einen beeindruckenden Rundblick über den aktuellen Wissensstand zum Thema zu verschaffen. Ein Rundblick, der viel Überraschendes, Spannendes und Lehrreiches beinhaltet sowie mit einer gut lesbaren Sprache und einer guten Struktur zu gefallen weiss. Ein wirklich beeindruckendes Werk, das ich allen Interessierten wärmstens weiterempfehlen kann…

Originaltitel: Der Hund in den Kulturen der Plains-Indianer

Originalverlag: Tectum, Marburg
Erstveröffentlichung: 2010
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Tectum, Marburg
Jahr: 2010
Verarbeitung: Bedruckter Pappeinband mit Leimbindung und weissem Lesebändchen.
Einbandgestaltung: Heike Amthor
Seiten: 338

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 978-38288-2494-2

Literarische Gattung: Dissertation / Fachbuch

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte: Great Plains, USA

Thema: Hund / Native Americans

Schlagwörter: Hund / Kultur / Indianer / Plains / Prärie / Zughunde / Nutztier / Ethnologie / Völkerkunde / Lebensweise / Gesellschaft / Jagd

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Ausschnitt aus einem Gemälde von Karl Bodmer (1809-1893). Es zeigt das Beladen eines Hunde-Travois in einem Assiniboine-Lager.

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Ausschnitt mit Lastenhunden nach einer Cheyenne-Zeichnung. Das Original wurde erstmals in George Dorsey Werk: The Cheyenne 1905 verwendet.

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Aquatinta von Karl Bodmer von 1839. Die Bild zeigt einen Hundeschlitten der Mandan Indianer.

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Das historische Foto zeigt drei Peigan-Frauen mit ihren Hunden. Die Aufnahme befindet sich im "Provincial Archives of Alberta, A54563. Das genaue Aufnahme-Datum ist leider unbekannt...



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