Bierce, der selber im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861-1865 dabei war, beschreibt hier in einer Sammlung von kurzen Erzählungen, die Schrecken und Grauen des Krieges - einer der ersten "modernen" Kriege. Bierce ist ein Meister der kurzen Prosa und versteht es, virtuos den Leser in kürzester Zeit in eine Geschichte hinein zu ziehen. Nicht umsonst werden seine Erzählungen auch heute noch immer wieder gerne in Filmen verarbeitet. So zum Beispiel die in diesem Werk ebenfalls enthaltene Geschichte: "Der Reiter vor dem Himmel", die als Anfang des Filmes "Der mit dem Wolf tanzt" verwendet wurde. Freilich kommt der Held in Bierce Geschichte nicht so glimpflich davon und überlebt seinen "Husarenritt" nicht...
Eine der besten und gleichzeitig erschütterndsten Erzählungen ist "Chickamauga". Die Schlacht am Chickamauga Creek von 1863 war eine der schwersten Niederlagen der Unionstruppen und gleichzeitig eine der blutigsten des ganzen Krieges (ca. 34000 Tote). Bierce beschreibt einen kleinen Jungen, der in der Abenddämmerung durch eine Wald spaziert und dabei auf seltsame Wesen stößt, die er erst gar nicht als Menschen wahrnimmt. Hunderte von kriechenden und stöhnende Soldaten (Unionstruppen auf dem Rückzug). Der Junge hält das ganze für eine Spiel und setzt sich sogar auf einen der Soldaten drauf. Er folgt dem traurigen Zug bis er wieder zu seinem Heim gelangt - das er allerdings zerstört vorfindet. Wie Bierce eine Schlacht beschreibt, ohne sie eigentlich in der Erzählung stattfinden zu lassen, ist genial. Das Grauen dann auch noch aus der Perspektive eines Kindes darzustellen, ist ein typisch biercescher Einfall.
Trotz aller Schrecken, die diese Erzählungen beschreiben, macht sie Bierces lakonischer und spannender Schreibstil zu einem Erlebnis.
Bierce selber nahm später auch noch am mexikanischen Bürgerkrieg teil, aus dem er nicht zurückkehrte - wo und wie er genau umgekommen ist, wurde bis heute nicht geklärt - so endete auch sein Leben wie eine seiner "Bürgerkriegs-Geschichten".
Der Sammelband beinhaltet folgende Stories:
Originaltitel: Tales of Soldiers and Civilians
Originalverlag: E. L. G. Steele, San Francisco, Kalifornien
Erstveröffentlichung: 1891
Sprache: Englisch
Land: USA
Meine Ausgabe:
Übersetzung ins Deutsche durch: Jan-Wellem van Diekmes
Verlag: Haffmans Verlag, Zürich
Jahr: 1989
Verarbeitung: Halbleineneinband mit Fadenheftung, schwarzem Kopfschnitt und blauem Vorsatzblatt.
Seiten: 255
Verarbeitungsqualität (1-10): 8
ISBN: 3-251-20033-X
Literarischer Anspruch: 6
Literarische Gattung: Belletristik / Kurzgeschichten
Thema: Krieg
Schlagwörter: Bürgerkrieg / Not / Psychologie / Sezessionskrieg / Schicksale / USA / Satire
24. Juni 1842 in Meigs County, Ohio, USA
ca. 1914 verschollen in Mexico
Ambrose Gwinnett Bierce war ein amerikanischer Journalist und Schriftsteller.
Bierce war ein Meister der Kurzprosa, in der es schaffte, mit satirischer, präziser Sprache eine Geschichte auf den Punkt zu bringen.
Ambrose Bierce nahm am amerikanischen Bürgerkrieg teil. 1914 verschwand er in den Wirren der mexikanischen Revolution. Weder der Ort noch die genauen Umstände seines Todes sind bis heute bekannt…
Public Domain: Ambrose Bierce 7. Oktober 1892
Sarah Orne Jewett ist mit ihrem 1896 veröffentlichten Roman "Das Land der spitzen Tannen" etwas Ausserordentliches gelungen. Die in Episoden aufgebaute Geschichte, welche von einer namenlosen Schriftstellerin erzählt wird, setzt einer ganzen Region ein Denkmal.
Das Leben im fiktiven Küstendorf Dunnet Landing im Bundesstaat Maine ist beschaulich und unspektakulär. Nach und nach lernt man die verschiedenen Bewohner kennen – meist ältere Frauen oder Männer – und erfährt deren Lebensgeschichten. Dabei gelingt es Jewett wunderschön, die Einsamkeit der Bewohner einfühlsam wiederzugeben, und gleichzeitig beschreibt sie auch den herzerwärmenden Gemeinschaftssinn, den das kleine Fischerdorf am Leben erhält.
Jewetts einfache Sprache und ihre eindrücklichen, naturalistischen Landschaftsbeschreibungen lassen im Leser einnehmende Bilder entstehen. Die Wogen des Meers sind ebenso deutlich zu spüren, wie der Wind, der durch die Tannen streicht, zu hören und die stiebende Salzgischt zu riechen ist.
Sarah Orne Jewett wuchs in Maine auf und begleitete schon als kleines Mädchen ihren Vater, einen Landarzt, bei seinen Hausbesuchen. Diesen Kenntnissen von Land und Leuten ist es zu verdanken, dass sie es wie keine Zweite verstand, die Nöte und Probleme der Menschen zu beschreiben. Ebenso verstand sie es grossartig, die kleinen schrulligen Eigenheiten der ländlichen Bewohner darzustellen.
Jewetts Beschreibung verströmt einen subtilen Humor sowie grosse Sympathie für die Menschen, ist unsentimental und authentisch.
Wer Sarah Orne Jewetts Roman liest, wird unweigerlich an die grossen Romane von Willa Cathers erinnert – und tatsächlich war Cather eine grosse Bewunderin Jewetts.
Dunnet Landing ist ein kleines idyllisch gelegenes Küstendorf in Maine. Hierher hat es eine Schriftstellerin verschlagen, die diesen traumhaften Ort vor Jahren entdeckt hatte und sich nun über den Sommer bei Almira Todd, einer älteren Witwe, ein Zimmer mietet.
Nicht weit von ihrem Mietzimmer entfernt, steht ein verlassenes Gebäude, welches früher einmal als Schule diente. Hierher zieht sich die Schriftstellerin zurück, um in Ruhe schreiben zu können. Doch die Ruhe wird immer wieder durch Besuche, wie etwa die des alten Kapitän Littlepage, der sich zu ihr gesellt und von längst vergangenen Seeabenteuern erzählt, unterbrochen.
Die Schriftstellerin beobachtet ihre Vermieterin Mrs. Todd, welche eine sehr gefragte Kräuterexpertin ist und unzählige Heilpflanzen in ihrem Garten hegt und pflegt. Mrs Todd und die Schriftstellerin freunden sich immer mehr an und unternehmen gemeinsam Ausflüge in die nahe Umgebung. Eines Tages fahren sie zu Mrs. Todds Mutter, welche zusammen mit ihrem Sohn William, Mrs. Todds Bruder, auf einer dem Festland vorgelagerten Insel lebt.
Viel zu schnell geht der kurze Sommer zu Ende. Erst als der Abschied naht, wird sich die Schriftstellerin gewahr, wie intensiv sie bereits in die kleine Gemeinschaft in Dunnet Landing eingebunden ist. War sie erst auf der Suche nach Ruhe und Abgeschiedenheit, hat sie nun nicht nur eine herzliche Gemeinschaft sondern auch eine seelische Heimat gefunden…
Originaltitel: The Country of the Pointed Firs
Originalverlag: Houghton, Mifflin and Company, Boston
Erstveröffentlichung: 1896
Sprache: Englisch
Land: USA
Meine Ausgabe
Verlag: Manesse Verlag, Zürich
Jahr: 1961
Übersetzung: Elisabeth Schnack
Nachwort: Elisabeth Schnack
Illustrationen: Hanny Fries
Verarbeitung: Dunkelgrüner Pappeinband mit Kopfschnitt, Fadenheftung und Schutzumschlag
Einbandgestaltung: Manesse Verlag & Hanny Fries
Seiten: 379
Verarbeitungsqualität (1-10): 7
ISBN: Keine
Literarischer Anspruch (1-10): 6
Literarische Gattung: Roman / Klassiker
Handlungsorte: Maine, USA
Thema: Kleinstadtleben in Maine Ende 19. Jahrundert
Schlagwörter: Maine / Frauen / Heirat / Ehe / Schicksal / Aufopferung / Liebe / Schriftstellerin / Landleben / Beziehungen / Kräuter / Heilkunde / Familie / Freundschaft / Ruhe
03. September 1849 in South Berwick, Maine, USA
24. Juni 1909 in South Berwick, Maine, USA
Sarah Orne Jewett war eine US-amerikanische Schriftstellerin.
Sarah Orne Jewett wuchs als Tochter eines Arztes im ländlichen Maine auf. Ihr Vater nahm sie schon als Kind oft mit auf seine Hausbesuche zu Fischern und Bauern in der Region, was in Sarah eine tiefe Zuneigung zu Land und Leuten entfachte.
Zuhause konnte Sarah frei über die umfangreiche Bibliothek ihres Vaters verfügen und gelangte so zu einer literarischen Bildung, wie sie Frauen zu jener Zeit nur selten möglich war.
Bereits während ihrer Kindheit begann Sarah regelmässig zu schreiben, zumeist Kurzgeschichten. Mit 19 Jahren konnte sie ihre erste Geschichte in einer regionalen Zeitung veröffentlichen. Weitere Veröffentlichungen sollten folgen. 1877 erschien ihr erster Roman «Deephaven».
Sarah Orne Jewetts Themen waren geprägt durch ihre engste Umgebung. So beschrieb sie den Niedergang von Hafenstädten und das einfache Leben deren Bewohner. Der gesellschaftliche Wandel in Maine jener Zeit wurde von niemand anderem derart präzise, mit viel Gespür für die Menschen und das Lokalkolorit beschrieben. Ihr Schreibstil war stark beeinflusst durch Gustave Flaubert, den sie sehr bewunderte. Jewett ihrerseits beeinflusste nachfolgende Schriftstellerinnen wie etwa Wila Cather…
Sarah Orne Jewett 1894 (Public Domain)
Joseph Conrad gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren – oder um es anders zu formulieren, ich habe noch nie einen Roman von ihm gelesen, von dem ich nicht begeistert gewesen wäre. Einer der allerbesten ist meiner Meinung nach fraglos der 1907 erschienene Spionageroman «The Secret Agent».
Dabei ist dieses Werk ein sehr untypischer Roman für Conrad. Joseph Conrad war jahrelang zur See gefahren und durchquerte als Kapitän von englischen Handelsschiffen die Weltmeere, bevor er sich dazu entschloss, seine unzähligen Abenteuer und Erlebnisse zu Papier zu bringen. Naheliegenderweise spielen seine Romane deshalb auch vorwiegend im Seefahrermilieu. Der vorliegende Roman macht hier eine Ausnahme und beschreibt eine spannende, sozialkritische Geschichte in der Londoner Anarchisten-Szene.
Die Beschreibungen der anarchistischen Bewegung im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist äusserst spannend, wird jedoch durch Conrads grandiose Schilderung der englischen Unterschicht und der Darstellung Londons – welche mich zuweilen stark an Charles Dickens erinnert hat – noch übertroffen. Die menschlichen Abgründe werden hier ebenso psychologisch gekonnt und atmosphärisch dicht dargestellt wie in Conrads bekanntestem Werk «Das Herz der Finsternis»
«Der Geheimagent» ist eines der wenigen gesellschaftspolitischen Werke Joseph Conrads und gleichzeitig ein sehr spannender und mitreissender Agenten- und Spionage-Roman, der über eine sehr finstere und tragische Seite verfügt.
Ich muss Sie an dieser Stelle jedoch warnen: Joseph Conrad zu lesen, macht süchtig!
London 1886: Adolf Verloc betreibt ein kleines, nicht besonders gut laufendes, Ladengeschäft im Stadtteil Soho. Seine Wohnung, in der er mit seiner Frau Winnie, deren autistischem Bruder Stevie sowie seiner Schwiegermutter lebt, befindet sich direkt im hinteren Teil des Ladens.
Verloc gehört einer Gruppe von Anarchisten an, welche anarchistische Literatur in Form von Pamphleten verfasst. Obwohl die kleine Gruppe den Umsturz der Regierung im Auge hat und sie von der Polizei unter Beobachtung steht, hat sie bis jetzt keine kriminellen Handlungen begangen. Dies will nun eine ausländische Macht (Russland?) für ihre Zwecke nutzen. Agenten nehmen Kontakt mit Verloc auf, der als Geheimagent für die fremde Macht seine eigenen Kollegen aushorchen soll. Doch dabei bleibt es nicht. Als Verloc eines Tages den Auftrag erhält, einen Bombenanschlag auf das Observatorium in Greenwich zu verüben, nimmt die Geschichte eine schicksalhafte Wendung…
Originaltitel: The Secret Agent
Originalverlag: Methuen & Co, London
Erstveröffentlichung: September 1907
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Eike Schönfeld
Verlag: Haffmans Verlag AG, Zürich
Jahr: 1. Auflage 1993
Verarbeitung: Blauer Pappeinband mit Schutzumschlag, hellgrünem Vorsatz, schwarzem Kapital und Leseband und Fadenheftung
Einbandgestaltung: Michael Sowa
Seiten: 395
Verarbeitungsqualität (1-10): 8
ISBN: 3-251-20132-8
Literarische Gattung: Roman / Spionageroman / Kriminalroman
Literarischer Anspruch (1-10): 7
Handlungsorte: London, England
Thema: Anschlag
Schlagwörter: Verbrechen / Politik / Verschwörung / Grossstadt / Anarchisten / Anschlag / Tod / London / Schuld
03. Dezember 1857 in Berdytschiw, Russisches Kaiserreich
03. August 1924 in Bishopsbourne, England
Joseph Conrad war ein englischer Schriftsteller polnischer Herkunft.
Conrad machte erst Karriere in der englischen Handelsmarine, in der er es bis zum Kapitän brachte. Danach verarbeitete er seine Erlebnisse in vielen Romanen und Erzählungen. Sein psychologischer Stil wurde wegweisend für nachfolgende Schriftstellergenerationen, unter anderem auch Virginia Woolf.
Joseph Conrad 1916 (Public Domain)
Was H. G. Wells hier vor nun mehr guten 100 Jahren schrieb, ist an Aktualität kaum zu überbieten. Sozial- und gesellschaftskritisch nimmt er Scharlatane aufs Korn, die die naive Gutgläubigkeit anderer schonungslos ausnutzen und ihren Profit daraus schlagen - und das solange, bis es zum Crash kommt und alle ihr Geld verlieren. Die Parallelen zur unlängst vergangenen Wirtschafts-/Banken-Krise ist derart frappant, dass man sich als Leser verwundert die Augen reibt und kaum glauben kann, wie weitsichtig Wells schon damals war - aber vielleicht lernen die Menschen ja auch einfach nichts dazu...
Ein sprachliches und dramaturgisches Meisterwerk, das mit viel Ironie und Schonungslosigkeit die Schwächen und Unzulänglichkeiten der freien Marktwirtschaft aufzeigt.
George Ponderevo, ein geschickter Geschäftsmann und Erfinder, entwickelt ein Wundermittel: Tono-Bungay. Unter Zuhilfenahme aller Möglichkeiten und grossen Werbekampagnen wird Tono-Bungay als Heilmittel gegen alles und jedes angepriesen.
In Wirklichkeit ist es jedoch völlig wirkungslos.
Ponderevo wird reich und reicher, baut sich ein riesiges Wirtschaftsimperium auf, das schlussendlich wieder zusammenbricht und die ganze Welt in eine Wirtschaftskrise stürzt.
Originaltitel: Tono-Bungay
Originalverlag: Macmillan Publishers Ltd, London
Erstveröffentlichung: 1909
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Grit Zoller / Heinz von Sauter
Verlag: Ullstein Verlag, Frankfurt am Main
Jahr: 1983
Verarbeitung: Taschenbuch mit Leimbindung
Seiten: 440
Verarbeitungsqualität (1-10): 3
ISBN: 3-548-20259-4
Literarische Gattung: Roman / Utopischer Roman
Literarischer Anspruch (1-10): 4
Handlungsorte: England
Thema: Betrug / Leichtgläubigkeit
Schlagwörter: Heilmittel / Handel / Wirtschaft / Sozialismus / Kapitalismus / Markt / Verkauf / Geschäft / Geld
21. September 1866 in Bromley, England
13. August 1946 in London, England
Herbert George Wells war ein englischer Schriftsteller, der vor allem durch seine weitsichtigen und zuweilen auch sozialkritischen Science-Fiction-Werke bekannt wurde. Zu einem seiner bedeutensten Werke gehört der Roman „Die Zeitmaschine“ von 1895.
Wells schrieb auch viele Gesellschaftsromane und Sachbücher, die leider grösstenteils nie ins Deutsche übersetzt worden sind…
H. G. Wells studierte Physik, Chemie, Geologie, Astronomie und Biologie, ohne diese Studien jedoch abzuschliessen. Sein umfangreiches naturwissenschaftliches Wissen liess er gekonnt in seine Werke einfliessen.
„Liebe und Bananen“ ist ein sogenannter Filmroman. Eine Gattung, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gross in Mode war. Die Handlung wird als Film-Inszenierung in Romanform wiedergegeben, wobei die Sprache dem zeitgenössischen Unterhaltungsroman entspricht, die Erzähltechnik sich jedoch mehr der Filmtechnik bedient. Schnelle Szenenwechsel, schlagfertige Dialoge und spannungshebende Schnitte sind es denn auch, die diesen wunderbaren und urkomischen Filmroman auszeichnen.
Auffallend sind zu Beginn die witzigen Dialoge, die den etwas einfach gestrickten Handlungsverlauf bei weitem auffängt. Die Protagonisten waren zur damaligen Zeit allgemein bekannte Persönlichkeiten aus der Berliner Film-Szene. Auch wenn diese Schiene beim heutigen Publikum natürlich nicht mehr zieht, gibt es genug anderes, über das sich der Leser amüsieren kann.
Einfache Unterhaltung könnte man meinen, wären da nicht der immerwährende subversive Unterton und die intelligenten Anspielungen, die dem Werk ungeahnte Untiefen bescheren.
Wäre es tatsächlich ein Film, würde man ihn wohl ins Genre der Screwball-Komödien einreihen.
Artur Landsberger war nicht nur ein sehr bekannter Autor anfangs des 20. Jahrhunderts, sondern ab 1913 auch als Drehbuchautor sehr gefragt. Wie er diese beiden Kunstformen miteinander verwoben hat, ist ganz grosses Kino, pardon, ich meinte natürlich Literatur!
Eine kleine Warnung muss ich aber noch aussprechen: Sie sollten dieses Buch nicht im Zug oder allgemein in der Öffentlichkeit lesen, Ihr anhaltendes Lachen könnte die anderen Leute irritieren…
Grossimporteur Sülstorff aus Hamburg hat einen finanziellen Engpass und kann aus diesem Grund die ausstehenden Rechnungen beim Plantagenbesitzer Paul G. Olem nicht fristgerecht begleichen. Olem stoppt daraufhin seine Bananenlieferungen aus Sumatra. Das hat natürlich Auswirkungen: Die Hafenarbeiter in Hamburg bangen um ihre Existenz, Sülstorffs Sohn, der „schöne Harry“, soll nun endlich sein Flohnerleben, das er auf Kosten seines Vaters führt, einstellen und in der Firma mit anpacken, und auch der Berliner Obsthändler Max Pika sieht den ausbleibenden Bananenlieferungen mit Sorge entgegen.
Als sich Djojo, die Tochter des Plantagenbesitzers, auf den Weg nach Berlin macht, um sich mit Harry Sülstorff zu treffen, gerät die Geschichte ausser Kontrolle - aus einem einfachen Bananenengpass entwickelt sich eine handfeste Staatskrise…
Originaltitel: Liebe und Bananen
Originalverlag: Neue Berliner Verlagsgesellschaft
Erstveröffentlichung: 1927
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland
Meine Ausgabe:
Verlag: Weidle Verlag, Bonn
Jahr: 2006
Verarbeitung: Hardcovereinband mit Schutzumschlag und Fadenheftung
Seiten: 267 (inkl. Nachwort)
Nachwort: Till Barth
Verarbeitungsqualität (1-10): 8
ISBN: 3-931135-95-X
Literarische Gattung: Roman / Filmroman
Literarischer Anspruch (1-10): 4
Thema: Liebe / Gesellschaft / Film
Schlagwörter: Bananen / Berlin / Sumatra / Schauspieler / 1920er / Heirat / Liebe / Humor
26. März 1876 in Berlin, Deutschland
04. Oktober 1933 in Berlin, Deutschland
Artur Hermann Landsberger war ein deutscher Schriftsteller sowie Literatur- und Filmkritiker.
Landsberger studierte Jura und gründete 1907 die Zeitschrift „Morgen“, für die namhafte Autoren wie Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind oder Gerhard Hauptmann schrieben.
Zu seinen Lebzeiten war Artur Landsberger einer der bekanntesten und meistgelesenen Autoren. Heute kennt ihn bedauerlicherweise kaum noch jemand…
Das verzweifelte Ringen zweier Menschen um ihre Existenz und die Zerrissenheit zwischen Meer und Binnenland hat Hauser mit seiner expressionistischen Sprache ergreifend und spannend wiedergegeben.
Dieser kleine Roman, der heute kaum noch bekannt ist, gehört für mich mit zum Besten, das die deutsche Literatur hervorgebracht hat.
Der junge deutsche Matrose Glenn verliebt sich auf einer seiner Seereisen in Mexiko in die Prostituierte Chiquita. Sie beschließen zusammen zu bleiben. Glenn nimmt sie mit nach Deutschland, wo er versucht, auf einer kleinen Ostseeinsel eine Existenz aufzubauen. Schlechter Boden und andere Schicksalsschläge vereiteln dies aber und als es ihm auch durch fischen nicht gelingt, ihr Leben zu sichern, kehren sie wieder zurück nach Hamburg. Dort heuert Glenn wieder auf einem Schiff an...
Originalverlag: Philipp Reclam Verlag Jun., Leipzig
Erstveröffentlichung: 1928
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland
Meine Ausgabe
Verlag: Philipp Reclam Verlag Jun., Leipzig
Jahr: 1928
Verarbeitung: Roter Leineneinband mit Fadenheftung
Seiten: 219
Verarbeitungsqualität (1-10): 7
Literarische Gattung: Belletristik / Roman
Literarischer Anspruch (1-10): 6
Handlungsorte: Mexiko / Ostsee / Meer
Thema: Liebe / Existenz
Schlagwörter: Ostsee / Insel / Existenz / Verlust / Seemann / Fremde / Meer
27. August 1901 in Berlin, Deutschland
25. März 1955 in Diessen am Ammersee, Deutschland
Heinrich Hauser war ein deutscher Seekadett, Schriftsteller, Journalist, Fotograf und Weltreisender. Er lebte von 1938-1948 in den USA.
Hauser war ein prägender Autor der Neuen Sachlichkeit und verfasste etliche Romane, Reiseberichte und Essays. Zu seinen bedeutendsten Werke gehören: „Brackwasser“ (1928), „Die letzten Segelschiffe“ (1930), „Donner überm Meer“ (1931) und „Feldwege nach Chicago“ (1931).
Es ist kein Zufall, dass der Erzähler Eugene Gant und der Autor im selben Jahr (1900) geboren wurden. „Schau heimwärts, Engel“ ist ein stark autobiografischer Roman – oder müsste man besser sagen Epos? Denn wir haben es hier ohne Frage mit einem gewaltigen und imposanten Familienepos zu tun. Eine Geschichte, die gleichzeitig auch ein Abbild der US-amerikanischen Gesellschaft im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts darstellt.
Die Geschichte zeichnet sich durch einen gewaltigen Hunger nach Wissen und Leben aus, eine Entwicklungsgeschichte, die alles abdeckt, was vorstellbar ist. Die Handlung ist tieftraurig, mitreissend und grotesk komisch zugleich. Die Figuren sind, obwohl sie zuweilen stark überzeichnet erscheinen, aus dem Leben gegriffen und psychologisch unglaublich gut getroffen. Gleichzeitig ist „Schau heimwärts, Engel“ auch ein intellektueller Roman, denn die Seiten sind gespickt mit Andeutungen, Zitaten und Vergleichen aus der klassischen Literatur; vor allem Shakespeare wird oft bemüht und zitiert. Thomas Wolfes Belesenheit wird dem Leser auf jeder Seite deutlich.
Die Handlung ist episodenhaft aufgebaut und wirkt stellenweise wie aneinandergereihte Short-Stories. Genau diese Technik verleiht dem Roman seinen Schwung und erzählerische Raffinesse. Trotz der zuweilen stark verfremdeten Sprache, die den Alltag mitunter romantisiert wiedergibt, entsteht ein unglaublich eindrückliches Familienportrait und gleichzeitig eine der mitreissendsten und anrührendsten Adoleszenzgeschichten, die ich je gelesen habe. Ähnlich wie gewisse Werke von Hermann Hesse oder Jerome David Salinger vermag Thomas Wolfes Roman eher ein jugendliches Gemüt anzusprechen - die literarische Qualität und epische Opulenz jedoch sind zeitlos…
Die Geschichte beginnt zwei Generationen bevor der eigentliche Protagonist und Erzähler Eugene Gant in Erscheinung tritt. 1900 geboren, erzählt Eugene von seiner Kindheit mit der grossen Geschwisterschar, dem gescheiterten Vater, der sich immer wieder übermässig dem Alkohol hingibt und sich gleichzeitig in einem Dauerkrieg mit seiner dominanten und ehrgeizigen Frau, Eugenes Mutter, befindet. Auf der Flucht vor seiner erdrückenden Familie wendet sich Eugene der Literatur zu. Er liest alles, was er in seinem Zuhause finden kann, durchkämmt danach die örtliche Bibliothek. Beim Abtauchen in diese friedliche Welt des Wissens und der Antworten wird Eugene jedoch bald durch die Wirklichkeit eingeholt: Es muss Geld verdient werden. Eugene ist auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben und weiss, dass er ihn nicht zwischen der überbordenden Vitalität seines Vaters und seiner Verbundenheit zur Mutter finden wird: Sein Fernweh treibt ihn davon…
Originaltitel: Look Homeward, Angel – A Story of the Burried Life
Originalverlag: Charles Scribner's Sons, New York City
Erstveröffentlichung: 1929
Sprache: Englisch
Land: USA
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Hans Schiebelhuth
Verlag: Ernst Rowohlt, Reinbek bei Hamburg
Jahr: 1986
Verarbeitung: Blauer Pappeinband mit schwarzem Kapitalband, Leimbindung und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: Rowohlt
Seiten: 712
Verarbeitungsqualität (1-10): 5
ISBN: 3-498-07308-7
Literarische Gattung: Bildungsroman
Literarischer Anspruch (1-10): 7
Handlungsorte: Asheville, North Carolina, USA
Thema: Familiengeschichte
Schlagwörter: Familie / Lebenserinnerungen / Kindheit / Eltern / Vater / Mutter / Entwicklung / Erinnerung
03. Oktober 1900 in Asheville, North Carolina, USA
15. September 1938 in Baltimore, Maryland, USA
Thomas Clayton Wolfe war ein US-amerikanischer Schriftsteller.
Wolfe verfasste vier monumentale Romane sowie viele Kurzgeschichten, Theaterstücke und Novellen. Er verstand es meisterhaft, autobiografischen Stoff mit origineller Sprache und impressionistischen Stilelementen zu verbinden. In all seinen Werken wird auf anschauliche Weise die amerikanische Gesellschaft und der Zeitgeist dargestellt.
Trotz seiner kurzen Lebenszeit, gelang es Thomas Wolfe, zu einem der wichtigsten Vertreter der modernen amerikanischen Literatur zu werden. Er übte grossen Einfluss auf nachfolgende Schriftstellergenerationen aus. Wolfe starb, nur neun Jahre nachdem seine schriftstellerische Karriere begonnen hatte, an Gehirntuberkulose…
Quelle: Library of Congress: Thomas Wolfe 1937
Mit einer schlichten aber sehr schönen Sprache, gelingt es van Schendel, den Leser in die Welt der Seefahrer zu entführen, wobei der ganze Roman vor allem auch durch die Stille geprägt ist. Dialoge sind selten und wenn vorhanden sehr wortkarg gehalten. Überhaupt ist das Unausgesprochene oft vielsagender als jede Erklärung.
Dieser Kontrast der Stille der Personen und Dramatik der Geschehnisse macht meiner Meinung nach die Faszination dieses Buches aus.
Zudem halte ich diese Geschichte für eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich seit langem gelesen habe. Diese Beziehung der Hauptfigur zu seinem Schiff wird derart glaubhaft und auch nachvollziehbar geschildert, dass der Leser oft vergisst, dass es sich um keine Johanna Maria aus Fleisch und Blut handelt.
Van Schendel erzählt hier nicht nur eine sehr spannende und romantische Geschichte, sondern hat durchaus auch dem harten, entbehrungsreichen Dasein der Seemänner des Segelschiffzeitalters ein sehr realistisches Denkmal gesetzt.
Dieses 1930 erstmals erschienene Werk gilt längst als Klassiker der niederländischen Literatur - ich würde es auf die Stufe der Weltliteratur heben - ein überaus lesenswertes Buch!
Was beginnt wie eine klassische Seefahrergeschichte, entwickelt sich im Laufe der Handlung zum Psychogramm einer einzelnen Figur. Jakob Brouwer, der Segelmacher der "Johanna Maria", verliebt sich in "sein" Schiff und ordnet fortan sein ganzes künftiges Leben dem Ziel unter, dieses Schiff eines Tages selbst zu besitzen. Es wird zur Obsession und die Folgen seiner Handlungen führen schlussendlich zu ganz grundsätzlichen Fragen nach dem Sinn des Lebens und den Beweggründen menschlichen Strebens.
Originaltitel: Het fregatship “Johanna Maria”
Originalverlag: Meulenhoff & Co, Amsterdam, Niederlande
Erstveröffentlichung: 1930
Sprache: Niederländisch
Land: Niederlande
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Gregor Seferens (2007)
Verlag: Manesse Verlag, Zürich, Schweiz
Jahr: 2007
Verarbeitung: Orangefarbener Leineneinband mit Fadenhaftung und Schutzumschlag.
Seiten: 268
Verarbeitungsqualität (1-10): 8
ISBN: 978-3-7175-2146-4
Literarische Gattung: Roman / Psychologischer Roman
Literarischer Anspruch (1-10): 7
Handlungsorte: Meer
Thema: Seefahrt
Schlagwörter: Meer / Matrosen / Leben auf See / Psychologie / Liebe / Leidenschaft / Treue / Geschichte / Schiffe / Handel
5. März 1874 in Batavia (Jakarta), Indonesien
11. September 1946 in Amsterdam, Niederlanden
Arthur François Emile van Schendel war ein niederländischer Schriftsteller und Verfasser von Romanen und Kurzgeschichten.
Seine besondere schriftstellerische Eigenheit ist die sprachliche Kunst, romantische Themen und Geschichten in realistischer Form wiederzugeben.
"Die Wellen" ist ähnlich wie Joyce's „Ulysses“ oder „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Proust eine literarische Herausforderung für jeden Leser. Man muss sich auf diesen Text einlassen und sich blind von dieser Sprache tragen lassen. Die emotionale Tiefe und erzählerische Dichte dieses Werkes ist etwas vom Beeindruckendsten, auf das ich je gestossen bin.
Die inneren Monologe von Bernard, Louis, Neville, Rhoda, Jinny und Susan sind sehr unterschiedlich, jeder Leser wird sich mit der einen oder anderen Stimme näher verbunden fühlen.
In diesem Werk hat Virginia Woolf den Höhepunkt erreicht in ihrem literarischen Schaffen. Was sie in "Jakobs Raum" begonnen und in Werken wie "Mrs. Dolloway" und "Zum Leuchturm" weitergeführt hatte, wurde in "Die Wellen" zum krönenden Abschluss gebracht: Eines der radikalsten und zugleich besten Werke der 20. Jahrhunderts.
Eine Handlung wiederzugeben ist bei diesem Werk sehr schwierig. Das Buch besteht eigentlich nur aus Monologen der sechs Hauptfiguren. Man durchlebt, deren Kindheit, ihre Jugendzeit etc. Die Stimmen wechseln sich jeweils ab, ergänzen das Gesagte, verlaufen ineinander, beschreiben Emotionen, Erlebnisse und reflektieren Durchlebtes. Diesem Erzählstrom werden Naturelemente wie der Sonnenverlauf und eben das Brechen der Wellen am Strand gegenübergestellt...
Originaltitel: The waves
Originalverlag: Hogarth Press
Erstveröffentlichung: 1931
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Maria Bosse-Sporleder
Verlag: S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Jahr: 1991
Verarbeitung: Leineneinband mit Fadenheftung und Schutzumschlag
Einbandgestaltung: Sarah Schumann
Seiten: 262
Verarbeitungsqualität (1-10): 9
ISBN: 3-596-12184-1
Literarische Gattung: Roman / Episoden-Roman
Literarischer Anspruch (1-10): 10
Handlungsort: Grossbritannien
Thema: Lebenswege
Schlagwörter: Jugend / Alter / Fremdheit / Selbsterforschung / Männer / Frauen / England / Innerer Monolog / Bewusstseinsstrom
25. Januar 1882 in London, England
28. März 1941 bei Rodmell, England
Virginia Woolf war eine bedeutende britische Schriftstellerin und Mitglied der intellektuellen Bloomsbury Group. Zu ihren bekanntesten Werken gehören die Romane "Mrs. Dalloway" (1925), "Zum Leuchtturm" (1927) und "Orlando" (1928).
Zusammen mit Ihrem Mann Leonard Woolf gründete sie 1917 den literarischen Verlag The Hogarth Press.
Virginia Woolf litt zeitlebens unter schweren Depressionen und nahm sich 1941, im Alter von 59 Jahren, das Leben.
Ich habe selten eine derart anrührende und gleichzeitig kraftvolle Geschichte gelesen. Willa Cathers besitzt ein hervorragendes Gespür für Atmosphäre. Zudem sind die Figuren, allen voran Cécile, psychologisch sehr authentisch und eindrücklich gelungen.
Die politischen Hintergründe werden nur gestreift, bilden gewissermassen eine ferne Kulisse, von der die agierenden Figuren nur am Rande betroffen sind. Im Zentrum stehen das einfache (Über)-Leben, die kleinen und grösseren Alltagssorgen der Menschen und Quebec. Cather versteht es, auf ihre gewohnt unnachahmliche Weise, ein bewegtes Bild dieser Stadt am Rande der Wildnis zu erschaffen. Gleichzeitig beschreibt sie auf eindrückliche Weise die Begegnung von Alter und Neuer Welt...
Der Roman spielt im 17. Jahrhundert in Quebec. Die Geschichte handelt von der französischen Einwandererfamilie Auclair. Im Mittelpunkt steht die zehnjährige Cécile Auclair, die sich nach dem Tod ihrer Mutter plötzlich in der Rolle der Hausfrau wiederfindet.
Ihr Vater ist Apotheker und auf seine kleine Tochter angewiesen. Zusammen versuchen sie sich mit den langen kanadischen Wintern anzufreunden und ihr Leben nach dem Tod der Mutter neu zu ordnen. Nach und nach gelingt es ihnen sich zu arrangieren.
Cécile hört spannende Geschichten über die Wildnis, der Jagd und dem Tauschhandel mit den Indianern, die sie zum Träumen bringen.
Währenddessen macht sich der Vater Sorgen, ob Quebec der richtige Ort für seine Tochter sei und nicht eine Rückkehr nach Frankreich die bessere Alternative wäre…
Originaltitel: Shadows on the Rock
Originalverlag: Alfred A. Knopf, New York
Erstveröffentlichung: 1931
Sprache: Englisch
Land: USA
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Elisabeth Schnack (1992)
Verlag: Manesse Verlag, Zürich, Schweiz
Jahr: 2009
Verarbeitung: Beigefarbener Leineneinband mit Prägung, Fadenheftung und Schutzumschlag.
Seiten: 412
Verarbeitungsqualität (1-10): 8
ISBN: 978-3-7175-2192-1
Literarische Gattung: Roman / Historischer Roman
Literarischer Anspruch (1-10): 6
Handlungsorte:
◆ Québec, Kanada
◆ Cap Diamant, Québec City, Kanada
Thema: Siedler / Kanada
Schlagwörter: Mädchen / Kolonie / Entbehrung / Stadt / Winter / Kindheit / Vater
07. Dezember 1873 in Winchester, USA
24. April 1947 in New York, USA
Willa Siebt Cather war eine bedeutende, amerikanische Schriftstellerin, die sich vor allem durch ihre sehr einfühlsamen und authentischen historischen Romane hervortat.
Beeinflusst durch Edith Wharton und Henry James, beschrieb sie eindrücklich das Schicksal der Kolonisten in den USA.
Zu ihren Hauptwerken gehören: „O Pioneers!“ (1913), „Meine Antonia“ (1918), „Der Tod Kommt zum Erzbischof“ (1927) und „Lucy Gayheart“ (1935).
Joseph Roth hat mit diesem Roman eine melancholische Untergangsgeschichte verfasst, die zum einen den Auf- und Abstieg einer österreichischen Adelsfamilie und zum anderen den Zerfall des Habsburger Reiches nachzeichnet.
Dabei wird dem Leser schnell klar, dass in dieser eindrücklichen Familiengeschichte viel Autobiografisches stecken muss. Ebenso deutlich ist die Wehmut, mit der Roth der vergangenen K.u.K.-Monarchie nachtrauert, ohne jedoch die Gründe für den stetigen Zerfall des Reiches zu beschönigen.
Ebenso wie der Protagonist dieses Romans, hatte auch Joseph Roth seine Heimat verloren, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass in der Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit der Figuren viel vom Autoren selber steckt.
Diese persönliche Betroffenheit ist es denn auch, die diesen Roman zu etwas ganz Besonderem macht.
Der Roman besticht jedoch nicht nur durch seine psychologische Tiefe und Glaubhaftigkeit sondern ebenso durch die wunderschöne Sprache und die stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen, die eine unmittelbare Atmosphäre erzeugen, wie ich sie in dieser Intensität noch ganz selten erlebt habe.
Nicht zuletzt ist es die wunderbare Komposition, das Gegenüberstellen der grossen Weltpolitik mit dem Kaiser und politischen Unruhen auf der einen Seite und der ganz persönlichen Familientragödie auf der anderen Seite, die diesem Werk eine eindrückliche Tiefe verleiht.
Ein Roman über die Vergänglichkeit, den Zerfall und den Tod und gleichzeitig ein Psychogramm einer ganzen Generation und Nation – eine Chronik des Niedergangs einer Welt, wie sie eloquenter und eindringlicher nie verfasst wurde.
Im Zentrum des Romans stehen drei Generationen einer alten Bauernfamilie von 1859 bis 1916.
Joseph von Trotta rettet dem jungen Kaiser Franz Josef I. bei der Schlacht von Solferino das Leben, woraufhin der Kaiser ihn aus Dankbarkeit in den Adelsstand erhebt.
Josephs Sohn Franz darf auf Geheiss seines Vaters keine militärische Karriere verfolgen und so schlägt er die Beamtenlaufbahn ein, die ihn schliesslich bis zum Bezirkshauptmann führt. Franz ist ein K.u.K.-Beamter durch und durch, Pflichterfüllung steht für ihn an oberster Stelle. In diesem Sinne erzieht er auch seinen Sohn Carl Joseph und schickt ihn in die Militärschule.
Die schwere Last, der Enkel des berühmten Helden von Solferino zu sein, liegt von Anbeginn auf Carl Josephs Lebensweg. Trotz militärischer Erziehung, macht ihn die militärische Laufbahn nicht zufrieden, vielmehr greift er zur Flasche und versucht seine trostlose Zukunft auf diesem Weg zu verdrängen.
Derweil schreitet der Zerfall des Habsburger Reiches voran. Innere Unruhen und schliesslich das Attentat von Sarajevo sowie der daraus folgende Beginn des 1. Weltkrieges setzen den eingefrorenen Strukturen ein jähes Ende – und die alten Werte sind nur zu bald endgültig begraben…
Originaltitel: Radetzkymarsch
Originalverlag: Gustav Kiepenheuer, Berlin
Erstveröffentlichung: 1932
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland
Meine Ausgabe
Verlag: Philipp Reclam jun., Stuttgart
Jahr: 2010
Reihe: Reclam Bibliothek
Verarbeitung: Schwarzer Leineneinband mit grauem Vorsatz, Fadenheftung und Schutzumschlag.
Seiten: 540
Verarbeitungsqualität: 8
ISBN: 978-3-15-010752-2
Literarische Gattung: Roman / Historischer Roman
Literarischer Anspruch: 7
Handlungsorte:
- Sipolje, Slowenien (Fiktiv)
- Wien, Österreich
- Brody, Ukraine
Thema: Untergang des Habsburger Reiches
Schlagwörter: Habsburger / Untergang / Militär / 1. Weltkrieg / Schicksal / Leben / Tradition / Vergangenheit / Kaiser / Franz Josef I. / K.u.K.-Monarchie / Familiengeschichte / Laufbahn
2. September 1894 in Brody, Ostgalizien, Österreich-Ungarn
27. Mai 1939 in Paris, Frankreich
Joseph Roth war ein bedeutender, österreichischer Journalist und Schriftsteller.
Er studierte in Lemberg und Wien Germanistik und Philosophie. Danach diente er als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Anschliessend war er in den Zwanzigerjahren für verschiedene Zeitungen als Journalist in ganz Europa unterwegs. 1923 erschien mit «Das Spinnennetz» sein erster Roman.
In seinen Werken thematisierte Roth orientierungslose Menschen, die ihre Heimat verloren haben. Selber stark geprägt durch den Zerfall der K.u.K.-Monarchie, war dies in all seinen Werken ein immer wiederkehrendes Motiv.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten floh Roth 1933 ins französische Exil. Seine Bücher wurden in Deutschland verbrannt.
Joseph Roth starb 1939 in einem Pariser Armenasyl an den Folgen langjährigem Alkoholmissbrauchs.
Der Einstiegssatz dieses Romans gehört heute zu den bekanntesten der Literaturgeschichte: «Last night I dreamt I went to Manderley again.» und zieht den Leser auf direktem Weg in die Geschichte hinein. Einer Geschichte, die aus einer Mischung aus Gothic Novel im Stile von Mary Shelly und psychologischem Krimi besteht. Die Story ist heute natürlich vor allem durch die 1940 entstandene kongenialen Verfilmung durch Alfred Hitchcock bekannt.
Die Handlung ist schnell umrissen, sie erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die einen wohlhabenden Witwer heiratet und danach entdeckt, dass dieser von seiner tragisch verstorbenen ersten Frau heimgesucht wird.
Du Mauriers Erzählweise ist subtil, psychologisch beeindruckend und lässt wohl niemanden kalt. Du Maurier lässt den Charakter der ersten Ehefrau im Kopf der zweiten entstehen.
Als Leser bleibt man dabei immer im Ungewissen und leidet mit der Erzählerin mit, die Stück für Stück das finstere Geheimnis aufdeckt.
Wer Alfred Hitchcocks Stil kennt, mag erahnen, weshalb dieser von Daphne du Mauriers Roman begeistert war. Der Meister der unheimlichen Spannung muss in du Maurier eine verwandte Seele gefunden haben.
Mitreissend wie ein spannender Krimi und unheimlich wie eine Schauergeschichte, wurde «Rebecca» immer wieder mit Charlotte Brontës «Jane Eyre» verglichen – und wer beide Romane kennt, wird durchaus auf Parallelen stossen…
Die namentlich nicht bekannte junge Gesellschafterin lernt in einem Hotel den um einiges älteren Maxime de Winter kennen, welcher Gefallen findet an der scheuen Frau.
Nach ein paar Wochen plant die Dienstherrin der Gesellschafterin, eine Amerikanerin, ihre Rückreise in die Staaten. Maxime macht daraufhin der jungen Frau einen Heiratsantrag, den diese auch annimmt.
Maxime und seine junge Ehefrau fahren nach den Flitterwochen zurück nach Südengland, wo Maxime ein stattliches Herrenhaus namens Manderley besitzt. Kaum dort angekommen, trifft die junge Ehefrau auf die unheimlich wirkende Haushälterin Mrs. Danvers.
Bald schon bemerkt die junge Ehefrau, dass es in Manderley ein Geheimnis gibt, worauf es ihr nach und nach gelingt, das Rätsel um Maximes erste Ehefrau Rebecca zu lüften, welche angeblich bei einem Segelturn ums Leben gekommen sein soll…
Originaltitel: Rebecca
Originalverlag: Victor Gollancz Ltd., London
Erstveröffentlichung: 1938
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien
Meine Ausgabe
Übersetzung ins Deutsche durch: Karin von Schab
Verlag: Schweizer Druck- und Verlagshaus AG, Zürich
Lizenzausgabe für: Neue Schweizer Bibliothek
Jahr: 1940
Verarbeitung: Halbledereinband mit Fadenheftung
Einbandgestaltung: NSB
Seiten: 459
Verarbeitungsqualität (1-10): 6
ISBN: Keine
Literarische Gattung: Roman / Schauerroman
Literarischer Anspruch (1-10): 7
Handlungsorte:
Monte Carlo, Monaco
Cornwall, England
Thema: Familiengeheimnis
Schlagwörter: Ehepaar / Ehe / Ehefrau / Landsitz / England / Geheimnis / Rätsel / Auflösung / Meer / Suche / Unheimlich / Verdacht
13. Mai 1907 in London, England
19. April 1989 in Par, Cornwall, England
Daphne du Maurier war eine britische Schriftstellerin und Verfasserin von Theaterstücken.
Daphne du Maurier, Tochter eines Londoner Theatermanagers, verspürte schon sehr früh den Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit. Mit dem Besuch eines Pensionats in Paris machte sie ihren ersten Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
Nach einem Urlaub in Cornwall stand für du Maurier fest, dass sie dort leben wollte und so zog sie von London nach Cornwall, wo sie sich durch das Meer und die Küstenbewohner zu ihren schriftstellerischen Arbeiten inspirieren liess.
1928 verfasste du Maurier erste Short Stories und 1931 erschien ihr erster Roman «Der Geist von Plyn», welcher ihr die so sehr ersehnte finanzielle Unabhängigkeit brachte…
Mit Werken wie «Jamaica Inn» 1936, «Rebecca» 1938 oder Kurzgeschichten wie «The Birds» 1952 – übrigens alle von Alfred Hitchcock verfilmt – wurde sie zu einer der erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit…