N. Scott Momaday

Haus aus Dämmerung

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N. Scott Momaday, ein Kiowa-Indianer, beschreibt mit sehr eindringlichen und melancholischen Bildern das Leben und die Entfremdung einer ganzen indigenen Generation. Er, der selber in verschiedenen Reservaten aufgewachsen ist, greift hier auf viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse zurück und wurde mit diesem wegweisenden Werk der indigenen Literatur zum Sprachrohr seiner Generation.
Ein beeindruckendes Werk, das literarisch anspruchsvoll ist und eine sehr poetische Sprache aufweist.

Abel, die indianische Hauptfigur wächst bei seinem Grossvater im Reservat auf. Eine Welt, die noch stark geprägt ist von alten Riten und einem Jahresverlauf, der sich nach dem alten Sonnenkalender richtet. Die Natur steht im Zentrum und nicht der Mensch.
Dann wird Abel als Soldat eingezogen, kommt in die Welt der Weissen und findet sich im 2. Weltkrieg wieder. Er kehrt traumatisiert aus dem Krieg zurück, findet sich aber nicht mehr zurecht, in dieser nun für ihn fremden Welt. Er wird zum Mörder, kommt ins Gefängnis.
Nach seiner Entlassung, arbeitet er in einer Fabrik in Los Angeles, fühlt sich aber stets als Aussenseiter. Körperlich und seelisch verstört kehrt er zurück ins Reservat, auf der Suche nach einem Sinn in seinem Leben...

Originaltitel: House Made Of Dawn

Originalverlag: Harper & Row, New York
Erstveröffentlichung: 1968
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Jeannie Ebner

Verlag: Ullstein GmbH, Berlin
Jahr: 1971
Verarbeitung: Grüner Pappeinband mit Fadenheftung, schwarzem Vorsatzblatt und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: ?
Seiten: 246

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: Keine

Literarische Gattung: Roman

Literarischer Anspruch (1-10): 8

Handlungsorte:

  • New Mexico, USA
  • Los Angeles, Kalifornien, USA

Thema: Native Americans / Selbstfindung

Schlagwörter: Indianer / 2. Weltkrieg / Reservation / Sinnsuche / Gefängnis / Jahreszeiten

27. Februar 1934 in Lawton, Oklahoma, USA

N. Scott Momaday gehört zum Volksstamm der Kiowa (Ka’igwu) und gilt als einer der Wegbereiter der „Native American Renaissance“. Sein Werk hat stark dazu beigetragen, dass die indigene Bevölkerung der USA wieder in das Blickfeld der breiten Öffentlichkeit rückte.
Seine Romane und Kurzgeschichten behandeln meist den Konflikt zwischen Tradition und Moderne der amerikanischen Ureinwohner.

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Leslie Marmon Silko

Gestohlenes Land wird ihre Herzen fressen

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Leslie Marmon Silko, die selber im Laguna Reservat in New Mexico aufwuchs, kennt die Orientierungslosigkeit, mit der viele indigene Bewohner der USA zu kämpfen haben. Sie versteht es in diesem Roman hervorragend, diesen Menschen eine Stimme zu geben und den Zwiespalt zwischen Moderne und traditioneller Lebensweise aufzuzeigen.

Sprachlich und erzählerisch ganz große Literatur. Silko hat einen ganz eigenen "indianischen" Stil entwickelt.

Tayo, ein junger Indianer aus der Laguna Reservation kehrt aus dem 2. Weltkrieg heim. Stark traumatisiert und unter einem psychischen Schock stehend, versucht er, sein Leben einigermaßen wieder in den Griff zu bekommen.
Die rassistische Gesellschaft und die sozialen Probleme in seinem Umfeld führen aber dazu, dass er immer mehr in Verzweiflung gerät und beinahe daran zerbricht: Das Zusammentreffen mit Old Betonie, einem Kenner der alten indianischen Medizin, führt dazu, dass er beginnt sich auf seine Wurzeln zu besinnen. Er versucht als letzte Rettung, sich den bösen Geistern durch eine traditionelle Zeremonie zu entziehen...

Originaltitel: Ceremony

Originalverlag: Viking Press, New York
Erstveröffentlichung: 1977
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Ana Maria Brock

Verlag: Rogner & Bernhard, München
Jahr: 1981
Verarbeitung: Pappeinband mit Leimbindung, blauem Vorsatzblatt und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: ?
Seiten: 304

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-8077-0170-2

Literarische Gattung: Roman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsorte: New Mexiko, USA

Thema: Selbstfindung / Native Americans

Schlagwörter: Indianer / Weltkrieg / Grossmutter / Heilung / Zeremonie / Alkohol / Laguna Pueblo / Krankheit / Navajo / Familie

05. März 1948 in Albuquerque, New Mexico, USA

Leslie Marmon Silko ist eine Angehörige des Laguna Pueblo (Keresan) Volksstammes.
Ihre Texte begründen sich in der Tradition der Laguna Pueblo. Sie thematisiert den Konflikt zwischen der Tradition der südwestlichen Kulturen und dem modernen Amerika. Dies mit kraftvoller Sprache und literarisch anspruchsvoll!

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© Unionsverlag Zürich

Thomas King

Medicine River

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Thomas King ist in Kanada ein sehr renommierter und angesehener Schriftsteller. In Europa kennt man ihn, sehr zu unrecht, kaum.
Dabei schreibt King mit feiner Feder und unglaublich nuancierter Sprache! Ich würde mich sogar zu der Aussage hinreissen lassen, dass er auf Augenhöhe mit nordamerikanischen Literaturgrössen wie Philip Roth oder Richard Ford anzusiedeln ist!

Wie Sie dieser Rezensionseinführung schon entnommen haben dürften, bin ich sehr angetan von Thomas Kings Roman. Mehr noch, ich halte es für eines der besten literarischen Werke eines indigenen Autors der letzten dreissig Jahren. Dabei erfand Thomas King das Rad keineswegs neu. Er schrieb eine klassische „Indianer-Biografie“, wie es sie in dieser Form schon sehr oft gegeben hat, eine Literatur-Form, die bei Charles Eastmans „Memories of an Indian Boyhood (1902) begann und von N. Scott Momaday 1968 mit „House Made of Dawn“ perfektioniert wurde - die Geschichte eines Grossstadt-Indianers, der sich, entwurzelt und seiner Kultur entfremdet, nun auf die Suche begibt um seinen Ursprung wiederzufinden.
So weit, so bekannt. Die Art und Weise wie Thomas King dies hier bewerkstelligt, ist bemerkenswert. Die Geschichte wirkt locker und leicht dahin geschrieben - was nur mit Knochenarbeit zu erreichen ist. Seine Dialoge sind genial, zuweilen zum Brüllen komisch und immer wieder auch einfühlsam berührend. King spielt mit vielen Klischees - und dies so virtuos, dass man als Leser diesem munteren Treiben ehrfürchtig zusieht und sich freut, auf dieses geniale Werk gestossen zu sein. Über dem ganzen Roman schwebt eine weise und authentische Grundstimmung, die der Story ihre gelassene Ehrlichkeit verleiht. Gleichzeitig ist da dieser filigran ziselierte Humor, der alle Figuren und Handlungsstränge durchwirkt.

Jeder, der schon einmal in einer Indianerreservation in Nordamerika war, wird die verschiedenen Charaktere, die hier vorbeiziehen, wiedererkennen. Fundamentale Ereignisse wie Tod, Geburt oder lebensbedrohliche Ereignisse, werden spielerisch leicht mit alltäglichen Nichtigkeiten verwoben. Zusammengenommen, hinterlassen sie einen treffenderen Eindruck über die Zustände in und um die Reservationen Nordamerikas, als alle mir bekannten Sachbücher über die American Natives.

An dieser Stelle sei auch der Übersetzerin Cornelia Panzacchi gedankt, die es verstanden hat, Thomas Kings wunderbare Literatur, kongenial ins Deutsche zu übertragen.

Will, ein Fotograf aus Toronto, kehrt zur Beerdigung seiner Mutter in seine Heimatstadt Medicine River zurück. Hier, mitten im kanadischen Nirgendwo, in der Nähe einer Blackfoot-Reservation, ist er mit seinem jüngeren Bruder James bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. Heute kennt Will dort so gut wie niemanden mehr, weswegen er den Aufenthalt auch so kurz wie möglich halten möchte.
Doch die Vergangenheit holt ihn in Form von Harlen Bigbear ein, der Will dazu überredet, seine Zelte im fernen Toronto abzubrechen und als einziger „Native-Fotograf“ in Medicine River zu arbeiten.
Hier trifft Will auf die unterschiedlichsten Gestalten, erinnert sich an seine Kindheit zurück, findet Freunde und lernt Louise Heavyman kennen, die sein Leben in eine neue Richtung lenken wird…

Originaltitel: Medicine River

Originalverlag: Viking Canada
Erstveröffentlichung: 1989
Sprache: Englisch
Land: Kanada

Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Cornelia Panzacchi

Verlag: A1, München
Jahr: 2008
Verarbeitung: Terracottafarbener Pappeinband mit farbigem Vorsatz und Leimbindung
Einbandgestaltung: Herbert Woyke
Seiten: 261

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 978-3-940666-00-0

Literarische Gattung: Roman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsorte: Saskatchewan, Kanada

Thema: Indianer / Reservationsleben

Schlagwörter: Indianer / First Nations / Kultur / Geschichte / Gegenwart / Zusammenleben / Beziehung / Freundschaft / Reservation

24. April 1943 in Sacramento, Kalifornien, USA

Thomas King ist ein amerikanisch-kanadischer Literatur-Professor und Schriftsteller. Er gehört der Tsalagi-Nation (Cherokee) an.
King wurde in den USA geboren und fühlt sich, nachdem er schon viele Jahre in Kanada lebt und arbeitet, eher seiner Wahlheimat verbunden.

Thomas King unterrichtet Literatur an verschiedenen kanadischen Universitäten und schreibt in seiner Freizeit Romane und Sachbücher, die sich ausschliesslich mit den amerikanischen Ureinwohnern beschäftigen.

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CC 3.0 Zur verfügung gestellt durch Themightyquill via Wikipedia.org - 2008 Thomas King

Ron Querry

Das kurze Leben der Bernadette Lefthand

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Die Geschichte zieht einen von der ersten Seite an in ihren Bann. Querry schafft es, den Leser in die Alltagswelt, aber gleichzeitig auch in die mystische Welt der südwestamerikanischen Stämme einzuführen.
Der Roman ist eine soziologische Studie und gleichzeitig ein spannungsgeladenes Psychogramm, das zeigt, was es heißt, heute in den USA Indianer zu sein.
Mit der leicht naiv wirkenden, erst 16-jährigen Gracie und der selbstbewussten, aber tragischen Bernadette sind dem Autor zwei überaus lebensnahe Frauenfiguren geglückt, die den Leser von Anbeginn auf ihre Seite ziehen und ihm eine interessante Innenansicht indianischen Denkens zuteil werden lassen.

Ron Querry, der selber Choctaw-Indianer ist, hat es vortrefflich verstanden, die erschütternde Realität des Reservationslebens in den USA aufzuzeigen. Wobei er nicht etwa zu Schwarzweißmalerei greift. Wer in diesem Buch den "edlen Wilden" sucht, wird ebenso wenig auf seine Kosten kommen wie die Verfechter des "bösen Weißen". Vielmehr zeigt Querry in erzähltechnisch eindrucksvollen Bildern das Aufeinandertreffen zweier Kulturen.

Ron Querrys Roman beginnt mit dem Ende: Bernadette Lefthand ist tot, offensichtlich von ihrem eigenen Mann umgebracht. Die Geschichte schildert in spannender Retrospektive, warum sie sterben musste. Aber je länger man liest, um so mehr verwischen sich die Grenzen zwischen Realität und Mystik; Täter werden zu Opfern.

Originaltitel: The Death of Bernadette Lefthand

Originalverlag: Red Crane Books, Santa Fe
Erstveröffentlichung: 1993
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Bernd Samland

Verlag: Wolfgang Krüger, Frankfurt am Main
Jahr: 1996
Verarbeitung: Hellpranger Pappeinband mit Leimbindung und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: Buchholz / Hinsch / Henningen
Seiten: 281

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-8105-1515-9

Literarische Gattung: Roman / Kriminalroman

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte:

  • New Mexico, USA
  • Arizona, USA

Thema: Mord / Native Americans

Schlagwörter: Verbrechen / Indianer / Südwesten / Apachen / Navajo / Aufdeckung / Reservation

1943 in Washington D.C., USA

Ron Querry ist Mitglied des Volksstammes der Choctaw (Chahta).
Querry beschäftigt sich als Autor vor allem mit der Thematik der gemischtrassigen Ureinwohnern und deren Zerrissenheit zwischen den verschiedenen kulturellen Welten.
Zusammen mit seiner Frau lebt er heute in New Mexico.

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© New Mexico library association

Louise Erdrich

Ein Jahr mit sieben Wintern

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Es gibt unzählige Romane und Geschichten über das Pionierleben im amerikanischen Westen - vergleichsweise wenige jedoch aus Sicht der Amerikanischen Ureinwohner. Zeitlich lässt sich das Werk aufgrund historischer Begebenheiten auf das Jahr 1847 eingrenzen.
Louise Erdrich, die mütterlicherseits von den Anishinabeg (Ojibwa) abstammt, hat mit der kleinen Omakayas eine wunderschöne, temperamentvolle und warmherzige Figur geschaffen, die mit ihrer direkten, authentischen Art das Herz des Lesers im Sturm erobert.

Der Leser begleitet das Mädchen und dessen Familie durch die vier Jahreszeiten. Dieser symbolische Kreis der Jahreszeiten wird dem Kreislauf von Leben und Tod gegenübergestellt.
Erdrich schreibt in einer einfachen, poetischen Sprache und schafft damit eine beeindruckende Unmittelbarkeit, in der sprechende Krähen und zuhörende Bären ebenso real erscheinen wie das alltägliche Ledergerben oder Beerenpflücken.

Wie die meisten indigenen Kulturen Nordamerikas besitzen auch die Anishinabeg eine mündliche Tradition. Louise Erdrich trägt diesem Umstand Rechnung, indem sie viele Erzählungen der Grossmutter einfliessen lässt - überhaupt spielen Geschichten eine sehr wichtige Rolle in diesem wunderbaren Werk.
Obwohl es sich an sich um einen Jugendroman handelt, kann er auch bedenkenlos von Erwachsenen gelesen werden. Man erfährt in diesem Buch mehr über die Lebens- und Denkweise der indigenen Kulturen Nordamerikas, als in so manch einem ethnologischen Fachwerk. Es ist deutlich zu merken, wie intensiv und seriös sich Louise Erdrich mit ihrer eigenen Kultur und Identität beschäftigt hat - und genau diese Hingabe ist es, welche die Lektüre für den Leser so bereichernd werden lässt.

Im Zentrum der Geschichte steht das 8-jährige Anishinabeg-Mädchen (Ojibwa) Omakayas. Sie lebt zusammen mit drei Geschwistern, ihrer Mutter, der Grossmutter und anderen Angehörigen ihres Stammes auf Madeline Island im Lake Superior.
Der Leser begleitet Omakayas durch die vier Jahreszeiten, beginnend mit Neebin, dem Sommer. Omakayas und ihre Familie müssen Elchhäute gerben, Beeren pflücken und Krähen davon abhalten, ihr Maisfeld zu plündern. Später wird Wildreis geerntet und Ahornzucker gewonnen.

Omakayas ist kein gewöhnliches kleines Mädchen, schon früh entdeckt sie ihre besondere Nähe zu Tieren und der Natur. Sie lernt Heilpflanzen kennen, spricht mit Bärenjungen, und es gelingt ihr, eine Andeg (Krähe) zu zähmen, die ihr fortan auf der Schulter sitzt und zum Haustier der ganzen Familie wird.
Das Leben ist hart auf der Insel im Lake Superior, und als sich das Jahr dem Ende zuneigt, bricht unter den Anishinabeg eine heimtückische Krankheit aus: Die Pocken. Nicht alle werden den Winter überleben. Obwohl sich Omakayas, die von der Krankheit verschont wird, hingebungsvoll um ihre ganze Familie kümmert, kann sie nicht verhindern, dass ihr geliebter Brunder Neewo stirbt.
Ein langer harter und trauriger Winter folgt, während dem Omakayas lernt mit ihrer Trauer umzugehen und den Tod zu akzeptieren. Die Grossmutter erzählt während der langen Winternächten Geschichten aus früheren Zeiten. Eines Tages begegnet Omakayas der Jägerin „Alter Talg“ und erfährt das Geheimnis, weshalb sie nicht an den Pocken erkrankte, wie alle anderen aus ihrer Familie…

Originaltitel: The Birchbark House

Originalverlag: Hyperion Books, New York
Erstveröffentlichung: 1999
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Sylke Hachmeister

Verlag: Sauerländer Verlag, Aarau, Schweiz
Jahr: 2001
Verarbeitung: Gebundener gelber Pappeinband mit Leimbindung und einer handschriftlichen Karte auf den Vorsatzblättern.
Illustrationen: Louise Erdrich
Einbandgestaltung: Kerstin Schürmann
Seiten: 226

Verarbeitungsqualität (1-10): 4

ISBN: 3-7941-4770-7

Literarische Gattung: Jugendroman / Entwicklungsroman

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte: Lake Superior-Gebiet / USA - Kanada

Thema: Selbstfindung / Native Americans

Schlagwörter: Lebensbeschreibung / Ojibwa / Anishinabe / Kultur / Pocken / Familie / Krankheit / Träume /

07. Juni 1954 in Little Falls, Minnesota, USA

Louise Erdrich ist eine Angehörige der Anishinabe-Nation (Ojibwa).
Sie ist Verfasserin von Romanen, Gedichten und Jugendbüchern, die sich mehrheitlich mit indigenen Figuren und Geschichten befassen.
Erdrich gilt neben AutorInnen wie Simon J. Ortiz oder Paula Gunn Allen als bedeutende Schriftstellerin der zweiten Welle der „Native American Renaissance“.
Louise Erdrich wurde für ihre Werke mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie lebt heute in Minnesota.

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cc BY-NC: Foto wurde zur Verfügung gestellt durch SLOWKING via Wikipedia.org - 2015

Lucia St. Clair Robson

Die Schwester des Apachen

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Was Lucia Saint Clair Robson in diesem umfangreichen Roman auf 600 Seiten gelungen ist, beeindruckt mich ausserordentlich. Sie versteht es, eine sehr spannende und mitreissende Geschichte zu erzählen, wobei die historischen Eckdaten allesamt sehr gut recherchiert und belegt sind.
Die vielen historischen Lücken in Lozens Leben füllt die Autorin gekonnt mit Fiktion und dies so gut, dass die Wirklichkeit und die Fantasie nahtlos ineinander übergehen.
Man erfährt sehr viel über das gesellschaftliche Zusammenleben der Chihenne-Apachen, sowie auch kleine kulturhistorische Details, wie zum Beispiel die Beschreibung eines Radwechsels bei einem Pferdegespann in der Wüste. Dies verleiht dem ganzen Roman eine einzigartige Authentizität.

So manch ein Ethnologe oder Historiker könnte von diesem Werk lernen wie man Geschichte und Kulturen zum Leben erweckt.
Die Übersetzung ist ebenfalls sehr ansprechend gelungen, mit Ausnahme des deutschen Titels, den ich für suboptimal halte.
Wer sich für indianische Kulturen interessiert und etwas über das eindrückliche Leben einer Apachen-Kriegerin und Seherin erfahren möchte, oder wer einfach gut erzählte und authentisch recherchierte Unterhaltung mag, wird von diesem Werk begeistert sein.

Wir schreiben das Jahr 1850. Lozen vom Stamm der Chiricahua-Apachen besitzt eine Gabe: Sie kann Geschehnisse vorhersagen. Eines Tages sagt sie einen Angriff amerikanischer Truppen voraus und kann so viele ihrer Stammesmitglieder retten. Von nun an lebt sie nicht mehr das normale Dasein einer Apachen-Frau, sondern reitet mit den Kriegern mit, um diese vor den herannahenden Gefahren rechtzeitig zu warnen.
Als sie eines Tages in einer Vision Feuer vom Himmel fallen sieht, ahnt sie, dass die Tage ihres Volkes gezählt sind…

Originaltitel: Ghost Warrior

Originalverlag: Forge/Tom Doherty Associates, New York City
Erstveröffentlichung: 2002
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Gaby Wurster

Verlag: Piper, München
Jahr: 2004
Verarbeitung: Orangebrauner Pappeinband mit Leimbindung und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: Büro Jorge Schmidt
Seiten: 606

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-492-04595-2

Literarische Gattung: Roman / Historischer Roman / Roman-Biografie

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte: Südwesten, USA

Thema: Lozen / Native Americans / Indianerkriege

Schlagwörter: Lebensbeschreibung / Apachen / Victorio / Krieg / Geronimo / Schwester / Widerstand / Mut / US-Armee / Geschichte

1964 in Baltimore, Maryland, USA

Lucia St. Clair Robson ist eine amerikanische Schriftstellerin, die sich vornehmlich auf historische Romane spezialisiert hat. Ihre Beschreibungen von indianischen Lebenswegen und Kulturen sind fundiert und sehr anschaulich geschildert.

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© Lucia St. Claire Robson

John Okute Sica

Das Wunder vom Little Bighorn

Erzählungen aus der Welt der alten Lakota
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John Okute Sica ist ein Nachfahre jener Lakotas (Sioux), die nach der Schlacht am Little Big Horn unter Crazy Horse und Sitting Bull nach Kanada geflohen sind.
Viele Lakotas kehrten nach South Dakota zurück. Einige wenige blieben in Kanada zurück. Sica lebte in Wood Mountain, Kanada und starb 1964. Zeitlebens interessierte er sich für die Mythen und Sagen seines Volkes, die er eifrig sammelte und in gekonnter Manier zu Papier brachte. Veröffentlicht wurden die Erzählungen jedoch nie. Er vermachte diese Texte Liselotte Welskopf-Henrich, deren Nachkommen nun diese Veröffentlichung erstmals 2009 ermöglichten. Entstanden ist eine Sammlung aus hochinteressanten Geschichten, Erzählungen, Mythen und einem Kurzroman.

Ich kenne recht viele Bücher über nordamerikanische Indianer. Auch eine ansehnliche Zahl von indianischen Autoren geschriebene, aber dieses Werk hat mich nun doch über alle Massen erstaunt. Was hier in einem kleinen Verlag herausgebracht wurde, ist schlicht sensationell. Geschichtsschreibung aus Sicht der Betroffenen und das in einer wunderschönen poetischen Sprache.
Man erfährt viel über historische Ereignisse, wie die Ermordung Sitting Bulls oder Crazy Horse oder eben der Schlacht am Little Big Horn. Aber auch Kulturhistorischem, wie der Entstehung des Grasgürteltanzen wird Platz eingeräumt.

Meines Erachtens der Höhepunkt dieses Werkes ist aber der auf wahren Begebenheiten beruhende Kurzroman: Maiden Chief - Eine anrührende, spannende und literarisch grossartig geschriebene Liebesgeschichte, die durchaus als klassisch bezeichnet werden kann. Ganz nebenbei erfährt man in diesem Kurzroman mehr über das soziale Zusammenleben indigener Völker Nordamerikas als in so manchem ethnologischen Fachbuch.

Ein grossartiges Buch, dass ich allen, die sich für diese Thematik interessieren, bestens weiterempfehlen kann.

Das Werk beinhaltet folgende Texte:

Vorwort von Liselotte Welskopf-Henrich

I Die Welt der alten Lakota

  • Die Pfeife des weissen Büffelkalbs
  • Der Grasgürteltanz
  • Maiden Chief (Kurz-Roman)
  • Der Büffel - Die Lebensgrundlage der Souix
  • Wapáha - Die Federkrone der Lakota
  • Eine Lakota-Bildnachricht

II Das Wunder vom Little Bighorn
  • Der Eid des Generals
  • Azè
  • Custers Untergang
  • Das Wunder vom Little Bighorn
  • Tašunke Witkó - Crazy Horse

III Neue Zeiten

  • Ité-ská-wi
  • Hánta
  • Der Mann, den sie Seizing Bear nannten
  • Sitting Bulls Ende
  • Eine Spuknacht
  • Herr eines Gebietes
  • Ein Indianer in New York

IV Amber Moon
  • Eagle Bird - Zintkála Wanbli
  • Amber Moon (Kurz-Roman)
  • Lebewohl

Originaltitel: Reflections From the Sioux World

Originalverlag: Palisander, Chemnitz
Erstveröffentlichung: 2009
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Frank Elstner

Verlag: Palisander, Chemnitz
Jahr: 2009
Verarbeitung: Grauer Pappeinband mit Fadenheftung und Schutzumschlag
Einbandgestaltung: A. Elstner
Seiten: 353

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 978-3-938305-10-2

Literarische Gattung: Sachbuch / Erzählungen / Kurzroman

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte:

Woodmountains, Kanada
South Dakota, USA

Thema: Lakotas / Native Americans

Schlagwörter: Geschichte / Alte Zeiten / Sitting Bull / Emigration / Flucht / Geschichten / Krieg / Verlust

1890 in Willow Bunch, Saskatchewan, Kanada

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1964 in Wood Mountain, Saskatchewan, Kanada

John Okute Sica gehörte zum Volksstamm der Minneconjou (Mnikȟówožu).
Er war einer der wichtigsten „Historiker“ der kanadischen Lakota-Gruppe. Er sammelte viele alte Erzählungen aus der Lakota-Geschichte und brachte sie (viele davon erstmalig) zu Papier.
Ein Teil seiner Erzählungen wurde von der deutschen Schriftstellerin Liselotte Welskopf-Henrich in ihrem Roman-Zyklus „Das Blut des Adlers“ verarbeitet…

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John Okute Sica mit Sohn

Tommy Orange

Dort dort

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1956 verabschiedete der US-amerikanische Senat, unter der Federführung des Präsidenten Eisenhower, den "Indian Relocation Act". Dieses auf den ersten Blick harmlos erscheinende Gesetz hatte zum Ziel, die indigene Bevölkerung, welche bis dahin hauptsächlich innerhalb der verbliebenen Reservationen lebte, dazu zu ermutigen, ihr traditionelles Land zu verlassen, ihre gewohnte Lebensweise aufzugeben und in die amerikanischen Grossstädte zu ziehen. Dieses Gesetz war gewissermassen der letzte Versuch, die indigenen Völker mittels Integration in die amerikanische Gesellschaft endgültig "auszulöschen".
Funktioniert hat dies – zum Glück – überhaupt nicht, vielmehr entstand in den amerikanischen Grossstädten eine neue Kultur der "Urban Indians", welche sich auf der Suche nach einer gemeinsamen Identität und Kultur zusammenschlossen und sich politisch radikalisierten. Die Gründung des AIM (American Indian Movement) 1968 in Cleveland war eine direkte Reaktion auf den Relocation Act und sollte mit seinem Kampf für die Rechte der indigenen Bevölkerung und gegen Rassismus die USA nachhaltig verändern.

Dieses Grundwissen ist nicht ganz unwichtig, um Tommy Oranges Roman "There There" richtig zu verstehen und einordnen zu können.
Die Handlung spielt in Oakland in der San Francisco Bay Area und erzählt die Geschichte verschiedener indigener Menschen. Dabei sind die Geschichten, welche abwechslungsweise erzählt werden, in mehrere Kapitel unterteilt. Was zu Beginn etwas verwirrend wirkt, trägt mit fortlaufender Lesedauer wesentlich zum Spannungsbogen bei. Mehr und mehr bemerkt man, dass die einzelnen Geschichten Verbindungen zueinander haben und alle zusammengenommen eine Art Geschichte der "Urban Indians" bildet.

Die einzelnen Handlungsstränge streben schicksalhaft auf den erzählerischen Höhepunkt eines Powwows (kulturelle planindianische Tanzveranstaltung) zu – und ehe man sich versieht, hat sich der Kulturroman zum Thriller gewandelt.
Tommy Orange arbeitet mit wechselnden Erzählperspektiven und bringt damit eine zusätzliche Dynamik in die Geschichte. Die Sprache selber ist sehr modern, beinhaltet jedoch immer wieder auch klassische indigene Muster und mystische Anspielungen, was zu einer gelungenen Mischung führt.

Tommy Orange ist Angehöriger der Cheyenne und Arapaho Stämme Oklahomas und selber in Oakland aufgewachsen. Dieser starke autobiografische Bezug zu seinen Figuren ist markant und machen diesen packenden Roman äusserst lesenswert. Es gelingt ihm scheinbar mühelos, die Geschichte der "Urban Indians" mittels zwölf ProgagonistInnen in einer einzelnen Stadt exemplarisch wiederzugeben. Damit hat Tommy Orange die Tür für ein neues Genre der indigenen Literatur geöffnet, durch welche hoffentlich noch ganz viele weitere SchriftstellerInnen schreiten werden...

Es werden die Lebensgeschichten von 12 indigenen Personen erzählt, welche im Grossraum Oakland in Kalifornien leben. Da wäre zum Beispiel Tony Loneman, der mit dem fetalen Alkoholsyndrom zur Welt kam und bei seiner Grossmutter aufwächst oder die beiden Schwestern Opal Viola und Jacquie, deren Geschichte in den frühen 1970er-Jahren beginnt, während der Besetzung von Alcatraz, und bis in die Gegenwart erzählt wird…

Alkohol, Fettleibigkeit, Drogen und Gewalt durchziehen alle Biografien dieser porträtierten «Stadtindianer». Allen gemeinsam ist der Überlebenskampf, und alle sind sie auf dem Weg zum grossen Oakland Powwow. Während sich die einzelnen Geschichten immer mehr ineinander verweben, wird auch klar, dass nicht alle mit guten Absichten handeln und es zu einer schicksalhaften Begegnung kommen wird…

Originaltitel: There There

Originalverlag: Alfred A. Knopf, New York City
Erstveröffentlichung: 5. Juni 2018
Sprache: Amerikanisches Englisch
Land: U.S.A.


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Hannes Meyer

Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
Imprint: Hanser Berlin
Jahr: 1. Auflage 2019
Verarbeitung: Schwarzer Pappeinband mit Schutzumschlag, rotem Vorsatz, rot-schwarzem Kapitalband und Leimbindung
Einbandgestaltung: Peter-Andreas Hassiepen, München
Seiten: 284

Verarbeitungsqualität (1-10): 6

ISBN: 978-3-446-26413-7

Literarische Gattung: Roman / Gesellschaftsroman

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte: Oakland, Kalifornien, USA

Thema: Stadtindianer

Schlagwörter: Native Americans / Grossstadt / Stadtleben / Integration / Kultur / Kulturverlust / Kriminalität / Verbrechen / Einzelschicksale / Cheyenne / Alkoholismus

19. Januar 1982 in Oakland, Kalifornien, USA

Tommy Orange ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Angehöriger der Stämme der Cheyenne und Arapaho von Oklahoma.

Orange besuchte zunächst das Community College in Oakland und später das Institute of American Indian Arts, wo er einen Master of Fine Arts erwarb.
Während Orange in jungen Jahren mehr an Sport und Musik interessiert war, änderte sich dies, nachdem er einen Job in einer Buchhandlung antrat und seine Liebe zur Literatur entdeckte.

Nach verschiedenen Short-Stories in Zeitschriften veröffentlichte Tommy Orange 2018 mit «There There» seinen ersten Roman.
Tommy Orange beschäftigt sich in seinem literarischen Schaffen zentral mit dem Leben der Native Americans in amerikanischen Grossstädten, denen er in seinen Texten eine Stimme verleiht…

Orange lebt heute mit seiner Frau und seinem Sohn in Angels Camp, Kalifornien.

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Tommy Orange während des Texas Book Festival in Austin, Texas. Aufnahme durch Larry D. Moore / Quelle: Wikimedia.org



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