Das Biopic gehört zum Sub-Genre des Dramas und ist die filmtechnische Abkürzung für „biographical motion picture“, was auf gut Deutsch soviel bedeutet wie: Ein biografischer Film.
Zentral bei diesem Genre ist, dass es sich um verfilmte Lebensbeschreibungen realer, namentlich genannter, Personen handelt - biografische Filme über fiktive Personen werden nicht als Biopics bezeichnet.

Das Biopic ist nicht nur eines der ältesten Filmgenres, sondern gehört seit Anbeginn der bewegten Bilder auch zu den beliebtesten. Schon in der Stummfilmzeit waren Verfilmungen über historische Persönlichkeiten wie Napoleon, Cäsar oder Königin Victoria äusserst beliebt.
Ich mag biografische Filme sehr, wobei es mir nicht so wichtig ist, ob es sich dabei um die Lebensbeschreibung einer bekannten Persönlichkeit handelt. Manchmal sind es gerade die, zumindest mir, völlig unbekannten Personen, die am meisten faszinieren. Sie finden nachfolgend meine liebsten Biopics in chronologischer Aufführung - Biopics über Musikerinnen und Musiker befinden sich in der Rubrik „Musikfilme“!

Die eiserne Lady

2011 (The Iron Lady)

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Es besteht keine Frage, dass das Herausragendste an diesem biografischen Drama die darstellerische Leistung Meryl Streeps ist. Wie sie Margaret Thatchers Bewegungsabläufe, ihre typischen Kopfbewegungen oder auch ihre Artikulation perfekt nachahmt, ist ganz grosse Schauspielkunst. Noch eindrücklicher ist ihre Verkörperung der leicht dementen, alternden Margaret Thatcher, welche in diesem Biopic eine Art ruhender Pol in der ansonsten sehr rasanten Inszenierung darstellt.

Regisseurin Phyllida Lloyd hat kein klassisches Biopic gedreht, sondern ein sehr vielschichtiges und mit vielen Zeitsprüngen versehenes Politikdrama. Dabei hat sie es ausgezeichnet verstanden, realpolitische Ereignisse wie den Nordirlandkonflikt, die Bergarbeiterstreiks oder den Falklandkrieg so einzubetten, dass stets Margaret Thatcher im Zentrum steht. Vieles wird nur ganz kurz angerissen, kaum thematisiert und versatzstückhaft aneinandergereiht. Zugegeben, eine Technik, die vom Zuschauer einiges abverlangt…

Es ist eine eindrückliche Biografieverfilmung entstanden, die der realen Figur, soweit ich das beurteilen kann, gerecht wird. Es ist keine Huldigung, sondern eine kritische Darstellung einer aussergewöhnlichen Frau und Politikerin entstanden - die man auch als politisch anders Denkender, als gelungen bezeichnen kann.

Fazit: Ein spannendes biografisches Drama mit einer herausragenden Meryl Streep in der Hauptrolle, für die sie sowohl mit einem Golden Globe, als auch einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Längst hat sich die mittlerweile leicht demente Margaret Thatcher aus der Politik zurückgezogen. Sie wohnt zusammen mit Dienstpersonal in ihrem Haus und wird regelmässig von ihrer Tochter Carole besucht, die ihrer Mutter zur Hand geht.
Da Margarets Mann Denis vor einigen Jahren verstorben ist, hat sie sich vorgenommen seine Sachen zu entrümpeln. Kein leichtes Unterfangen, wird sie dabei doch immer wieder von Erinnerungen aufgehalten - Erinnerungen an ihren Mann, an ihre Anfänge als Politikerin und die anspruchsvolle und aufreibende Zeit als erste Premierministerin Grossbritanniens…

Originaltitel: The Iron Lady

Produktionsland: Grossbritannien / Frankreich
Produktionsfirma: DJ Films / Pathé u.a.
Produzenten: Damian Jones

Jahr: 2011
Länge: 105 Minuten

Genre: Drama / Biopic / Politikfilm

Regie: Phyllida Lloyd
Drehbuch: Abi Morgan
Musik: Thomas Newman

Kamera: Elliot Davis
Schnitt: Justine Wright

Besetzung:

Meryl Streep …. Margaret Thatcher
Jim Broadbent …. Denis Thatcher
Alexandra Roach …. junge Margaret
Harry Lloyd …. junger Denis
Olivia Colman …. Carol Thatcher
Iain Glen …. Georffrey Howe...u.a.

Drehorte:

- London, England
- Manchester, England
- Pinewood Studios, Buckinghamshire, England

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)


Sound Mix: Dolby Digital

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© 2012 Concorde Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.35:1 (21:9 - Neues CinemaScope-Format) vor.
Wir haben es hier mit einer über alles gesehen hochwertigen und guten Bildumsetzung zu tun. Die Detailschärfe ist recht beachtlich ausgefallen. Es werden etliche Originalaufnahmen verwendet, die natürlich qualitativ nicht auf die gleiche Bildgüte kommen. Zudem wird zuweilen mit starken Filtern gearbeitet, was das Bild etwas künstlich aussehen lässt. Die Kontraste sind ausgewogen, und der Schwarzwert bewegt sich auf guten Niveau.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master Audio 5.1 vor.
Die HD-Tonumsetzung ist ausgezeichnet ausgefallen. Vor allem die Surroundabmischung ist für ein biografisches Drama herausragend; es entsteht eine beachtliche Surroundatmosphäre. Ebenso überzeugen kann die Dynamik, die einige Male stark gefordert wird. Der einzige Schwachpunkt dieser Tonumsetzung ist allenfalls in der nicht ganz perfekten Tonbalance zu finden.

FAZIT

Eine solide Bild- und Tonumsetzung, die absolut auf der Höhe der Zeit ist.

Philomena

2013 (Philomena)

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Einmal mehr zeigt Judi Dench ihre unglaublich starke Kamerapräsenz und brilliert mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten. In der Verfilmung dieser tragischen Lebensgeschichte einer Mutter, die als junge Frau im konservativen Irland gezwungen wurde, ihren Sohn zur Adoption frei zu geben, kann Dench alle Register ihres Könnens ziehen - und sie tut dies gewohnt souverän.

Unterstützt wird Judi Dench dabei durch ihren, den snobistischen Reporter spielenden, Kollegen Steve Coogan, welcher auch gleich als Drehbuchverfasser und Produzent tätig war.
Die Inszenierung wurde sehr dezent und behutsam, dem heiklen Stoff angemessen, umgesetzt und konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Dabei hat Regisseur Stephen Frears es wunderbar verstanden, durch eine entschleunigte, sehr präzise Inszenierung Spannung sowie Platz für emotionale Tiefe zu schaffen. Die Geschichte wird nie oberflächlich oder klischeehaft, und die Schnitte sitzen chirurgisch genau. Dabei nimmt die Story eine ganz andere Wendung, als dies der Zuschauer zu Beginn vielleicht denkt. Gerade diese, zuweilen fast schon unerträgliche, Differenziertheit der Erzählweise, lässt die ganze Tragik hinter dieser und vieler tausend ähnlich gelagerter Fälle erahnen.

Ein Film, der berührt ohne weinerlich zu werden und dem es gelingt, durch seine christlichen Werte, die die Hauptfigur vorlebt, die Scheinheiligkeit der katholischen Institution blosszustellen ohne anzuklagen.

Philomena Lee hat 50 Jahre lang ein Geheimnis für sich behalten: Sie wurde in den 1950er-Jahren, gerade einmal 18-jährig, ungewollt schwanger. Die damals strengen katholischen Moralvorstellungen in Irland veranlassten ihren Vater, Philomena in ein Kloster zu stecken, wo sie ihr Kind zur Welt brachte und anschliessend gezwungen wurde, es zur Adoption freizugeben. Ihr Leben lang fragte sie sich, wo ihr Sohn wohl hingekommen sei und ob es ihm gut gehe.
Philomena beschliesst, sich ihrer Tochter Jane anzuvertrauen, welche den ehemaligen BBC-Reporter Martin Sixsmith engagiert. Dieser erklärt sich nach anfänglichem Zögern bereit, Philomena auf der Suche nach ihrem verlorenem Sohn behilflich zu sein. Gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche. Je länger die anfänglich stockenden Ermittlungen dauern, um so mehr wird Sixsmith klar, dass Philomenas traumatisches Erlebnis nur eines von vielen Schicksalen unschuldiger Frauen aufzeigt und er einem tragischen Skandal auf die Spur gekommen ist…

Originaltitel: Philomena

Produktionsland: Grossbritannien
Produktionsfirma: BBC Films / Weinstein Company
Produzenten: Steve Coogan / Tracey Seaward / Gabrielle Tana

Jahr: 2013
Länge: 98 Minuten

Genre: Drama

Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Steve Coogan / Jeff Pope
Musik: Alexandre Desplat

Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Valerio Bonelli

Besetzung:

Judi Dench …. Philomena Lee
Sophie Kennedy Clark …. Philomena als junge Frau
Steve Coogan …. Martin Sixsmith
Michelle Fairley …. Sally Mitchell
Anna Maxwell Martin …. Jane...u.a.

Drehorte:

- Killyleagh, Nordirland
- Rostrevor, Nordirland
- London, England
- Washington D. C., USA
- Poolesville, Maryland, USA
- Watlington, Oxfordshire, England

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

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© Universum Film


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1:85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt) vor.
Die Bildschärfe bewegt sich auf Referenzniveau. Es ist gut sichtbar, dass der Film digital gedreht wurde. Die Farben sind kräftig und natürlich, die Kontraste hervorragend ausgefallen. Auch der Schwarzwert kann voll und ganz überzeugen.
Stilmittelbedingt sind einzelne Szenen etwas unschärfer und verrauschter ausgefallen, zuweilen wurde sogar mit Super-8-Aufnahmen gearbeitet, um die Privatfilme der Protagonisten glaubhaft erscheinen zu lassen.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.
Die Tonumsetzung ist ebenfalls ausgezeichnet ausgefallen. Es wurde sehr ansprechend mit den Surroundkanälen gearbeitet, so dass eine gute Surroundkulisse aufgebaut werden konnte. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Dynamik wird in diesem sehr ruhig inszenierten Biografiefilm kaum gefordert.

FAZIT

Eine ausgezeichnete technische Umsetzung, die ganz auf der Höhe der Zeit ist!

Die Sprache des Herzens

2014 (Marie Heurtin)

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Wow, da erwartet man nichts Spektakuläres und wird von einem solchen Film überrollt!
Die Inszenierung ist dabei völlig ruhig und beinahe kontemplativ. Durchdrungen nur von den Monologen Marguerites, die mit Witz und Ausdauer die Mauern des Schweigens zum Einsturz bringt. Die Bilder sprechen dabei für sich und benötigen die heute in vielen Filmen beliebte Geschwätzigkeit nicht.
Die ebenfalls nur zaghaft eingesetzte Filmmusik ist gekonnt und wunderschön hinterlegt.
Die traurig-schöne Handlung wurde mit viel Behutsamkeit und ohne dem Kitsch zu verfallen umgesetzt. Emotionales Kino, wie es eben (fast) nur die Franzosen hinbekommen.
Die schauspielerische Umsetzung, sowohl von Isabelle Carré, die Schwester Marguerite spielt, wie auch von Ariana Rivoire (die übrigens tatsächlich gehörlos ist) als Marie Heurtin, macht sprachlos und ist an Intensität und Eindringlichkeit kaum zu überbieten...

Fazit: Nur Steine können von diesem kleinen Meisterwerk unberührt bleiben.

Frankreich 1895: Die mittlerweile 10-jährige Küfertochter Marie ist blind und taub zur Welt gekommen. Da ihre Eltern völlig überfordert sind und keinen Zugang zu ihrer Tochter finden, überlassen sie Marie dem nahe gelegenen Kloster-Institut Larnay.
Schwester Marguerite nimmt sich Marie an und versucht, dem in sich selbst eingesperrten Mädchen den Zugang zur Aussenwelt zu ermöglichen. Nach anfänglichen Rückschlägen und Schwierigkeiten, gelingt es Marguerite, dem Mädchen die Gebärdensprache beizubringen. Zum Erstaunen vieler, steckt in dem anfänglich für dumm und zurückgeblieben erachteten Kind ein intelligentes und lernbegieriges Mädchen. Marie ist es nun erstmalig möglich, mit ihrer Umgebung zu kommunizieren. Endlich kann sie ihren Eltern sagen, wie sehr sie sie liebt.
Die emotional sehr enge Beziehung zwischen Marie und ihrer Lehrerin Marguerite wird allerdings für beide Seiten auch zur Belastungprobe...

Originaltitel: Marie Heurtin

Produktionsland: Frankreich
Produktionsfirma: Escazal Films
Produzenten: Denis Carot / Sophie Révil

Jahr: 2014
Länge: 94 Minuten

Sub-Genre: Biografie-Film / Historienfilm

Regie: Jean-Pierre Améris
Drehbuch: Jean-Pierre Améris / Philippe Blasband
Musik: Sonia Wieder-Atherton

Kamera: Virginie Saint-Martin
Schnitt: Anne Souriau

Besetzung:

Isabelle Carré …. Schwester Marguerite
Ariana Rivoire …. Marie Heurtin
Brigitte Catillon …. Mutter Oberin
Noémie Churlet …. Schwester Raphaëlle
Gilles Treton …. Monsieur Heurtin
Laure Duthilleul …. Madame Heurtin…u.a.

Drehorte:

Montluel, Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich
Château du Passage, Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich
La Balme-les Grottes, Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich
La Salette-Fallavaux, Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)
Sound Mix: Dolby Digital

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BILD ✪✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 1.85:1 (13:7 US WideScreen) vor.
Die HD-Bildqualität dieser Blu-ray hinterlässt einen ausgezeichneten Eindruck. Die Schärfe ist sehr gut und hat eine beeindruckende Tiefe. Die Farben sind kräftig und zugleich sehr natürlich gehalten. Der Schwarzwert ist ebenfalls sehr gut, wie auch die Kontraste.
Eine ausgezeichnete HD-Bildumsetzung, an der es nichts auszusetzen gibt!

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Auch die Tonumsetzung weiss zu gefallen. Obwohl es sich um einen äusserst ruhigen Film handelt, hat man es ausgezeichnet verstanden, die Geräuschbühne auf alle Lautsprecher zu verteilen und erzielt damit eine eindrückliche Surroundatmosphäre. Die Stimmen sind klar und jederzeit bestens zu verstehen. Die Dynamik wird zwar selten gefordert, ist in den wenigen Momenten aber voll auf der Höhe. Die Tonbalance ist ebenfalls hervorragend ausgefallen.
Alles in allem eine perfekte Tonumsetzung!

FAZIT

Eine technisch perfekte Blu-ray-Umsetzung, die Referenzwerte erreicht!

Die Entdeckung der Unendlichkeit

2014 (The Theory of Everything)

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Stephen Hawking verstarb am 14. März 2018, also 65 Jahre nachdem die Ärzte im noch zwei Lebensjahre vorausgesagt hatten (!) Vielleicht war es genau diese Diagnose, die ihn motivierte, sich mit der Zeit und der Vergänglichkeit zu beschäftigen.
Diese eindrückliche Biopic behandelt nicht sein ganzes Leben, sondern konzentriert sich auf die Anfangszeit seiner bemerkenswerten Karriere. Im Zentrum steht denn auch die Liebesbeziehung zu seiner Frau Jane. Als Grundlage dienten Jane Hawkings Lebenserinnerungen: „Travelling to Infinity - My Life with Stephen“.

Es ist beeindruckend, mit welchem Fein- und Fingerspitzengefühl James Marsh diese Biopic inszeniert hat. Ich kenne nur wenige so bemerkenswerte und mitreissend verfilmte Lebensgeschichten. Marsh schafft es zu erzählen, ohne Klischees zu bemühen oder Rührseligkeit aufkommen zu lassen - genau das macht dieses Werk so stark und intensiv - dazu kommt die kongeniale Umsetzung der Hauptfigur durch Eddie Redmayne, der hier vermutlich die Rolle seines Lebens spielt…
Stimmig wirkt auch das Zusammenspiel der einzelnen Figuren. Egal wie man es dreht und wendet, dieser Streifen ist dermassen harmonisch und perfekt ausgefallen, dass keine Schwachpunkte auszumachen sind.

Kurz und gut: Ein Meisterwerk, wie es in dieser Vollendung nur alle Dekaden mal zu sehen ist…

Die Geschichte beginnt anfangs der 1960er-Jahre: Der junge Stephen Hawking studiert Physik an der Universität Cambridge. Schon bald wird sein Professor auf den aussergewöhnlichen Hawking aufmerksam. Auf einer Party lernt Hawking die Romanistik-Studentin Jane kennen. Sie sind sich von Beginn an sympathisch und verlieben sich ineinander.
Hawking beschäftigt sich mit der Zeit und dem Ursprung des Universums. Während es privat und auch an der Universität bestens läuft, erhält er eine alles verändernde Diagnose: Die Ärzte stellen ALS fest, eine degenerative Nervenkrankheit, und prognostizieren ihm noch zwei Lebensjahre. Doch Hawking denkt nicht daran, sich von der heimtückischen Krankheit einschüchtern zu lassen. Jane steht ihm bei, die beiden heiraten und haben zusammen drei Kinder. Trotz fortschreitendem Krankheitsverlauf und immer stärkeren körperlichen Einschränkungen, gelingt es Hawking, bahnbrechende Thesen in der Theoretischen Physik zu entwickeln, die ihn schliesslich zu einem der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts werden lassen…

Originaltitel: The Theory of Everything

Produktionsland: Grossbritannien
Produktionsfirma: Working Title Films
Produzenten: Tim Bevan / Lisa Bruce / Eric Fellner...u.a.

Jahr: 2014
Länge: 123 Minuten

Genre: Drama / Biopic

Regie: James Marsh
Drehbuch: Anthony McCarten
Buchvorlage: „Travelling to Infinity“ von Jane Hawking
Musik: Johann Johannsson

Kamera: Benoît Delhomme
Schnitt: Hubx Godfrey

Besetzung:

- Eddie Redmayne …. Stephen Hawking
- Felicity Jones …. Jane Hawking
- Charlie Cox …. Jonathan Hellyer Jones
- David Thewlis …. Dennis Sciama…u.a.

Drehorte:

- Cambridge, Cambridgeshire, England
- Camber Sands, East Sussex, England
- Swinley Forest, Berkshire, England
- Pinner, Middlesex, England
- Lancaster House, London, England
- Hampton Court Palace, Surrey, England

Aspect Ratio: 2.40:1 (12:5 CinemaScope-Version)

Sound Mix: Dolby Digital

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© Universal Pictures Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2:40:1 (12:5 - CinemaScope-Version) vor.
Wir haben es hier mit einer sehr hochwertigen Bildumsetzung zu tun, die sich durch eine ausgezeichnete Tiefenschärfe auszeichnet. Die Kontraste sind auf sehr gutem Niveau, und auch der Schwarzwert kann überzeugen.
Zuweilen wurden recht starke Farbfilter eingesetzt, was dem Bild etwas die Natürlichkeit nimmt, jedoch als bewusstes Stilmittel eingesetzt wurde. Generell wirken die Farben sehr authentisch und stimmig.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS Digital 5.1 vor.
Die Tonumsetzung ist überzeugend ausgefallen und weist eine ausgezeichnete Stereoseparation auf. Die Surroundkanäle werden dezent und vor allem für den Soundtrack eingesetzt. Die Dynamik ist gut und die Tonbalance sogar sehr gut ausgefallen. Der einzige etwas gravierendere Mangel bei der deutschen Tonspur ist der fehlende HD-Ton - das ist bei neuen Produktionen nicht mehr zeitgemäss.

FAZIT

Technisch weist diese Blu-ray-Umsetzung kaum Mängel auf und wenn, dann sind sie höchstens in der Tonumsetzung zu finden…

Hidden Figures

2016 (Hidden Figures)

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Obwohl der Film sehr universelle Themen wie Rassismus, Frauenrechte und den kalten Krieg beinhaltet, wurde er beinahe kammerspielartig inszeniert. Die Handlung verlässt nur selten für kurze Momente das NASA-Gelände. Dies führt zu einer sehr starken Konzentration der Geschichte auf die Kernerzählung und auf die drei Hauptfiguren, deren Erlebnisse und Nöte dadurch noch eindringlicher und unmittelbarer erscheinen. Dabei hat man wohl ganz bewusst in Kauf genommen, dass genau dieses Vorgehen viel Kritik hervorrufen könnte, denn keines der oben genannten Grundthemen wird befriedigend abgehandelt oder gar abschliessend zu Ende erzählt. Ich selber empfinde jedoch den Rassismus, der hier im Kleinen aufgezeigt wird, prägnanter, als wenn man sich hätte dazu hinreissen lassen, Gewaltexzesse zu zeigen. Durch diese Fokussierung auf kleine Puzzleteilchen der Geschichte, entstand eine Direktheit, welche berührt und eine Nähe schafft, die viele moderne Produktionen heute nicht mehr erreichen.

Selbstverständlich ist es eine Hollywood-Produktion, mit all den typischen Klischees über Gut und Böse sowie den „runden Ecken“, wie man sie eben nur von Hollywood-Filmen kennt.
Dies schmälert nicht, was der Film geschaffen hat - eine längst überfällige Huldigung der wahren Helden und Heldinnen der Weltraumgeschichte.

Emotionales Hollywood-Kino, bei dem, trotz kritischen Ansätzen, die Wohlfühlzone nie restlos verlassen werden muss, und der mich voll und ganz überzeugen konnte!

In den 1950er- und 1960er-Jahren lieferten sich die USA und die Sowjetunion einen Wettkampf: Wer würde als erster eine Rakete ins All schicken und wem würde ein bemannter Flug in den Weltraum gelingen?
Um eine solche Weltraum-Mission zum Erfolg zu führen, war ein Heer an MathematikerInnen und PhysikerInnen erforderlich, unter ihnen auch drei afroamerikanische Mathematikerinnen: Katharine Johnson, Mary Jackson und Dorothy Vaughn. Erzählt wird die Geschichte dieser drei herausragenden Wissenschafterinnen, die für die NASA wichtige Arbeit leisteten, ohne deren Zutun ein Flug ins All nicht möglich gewesen wäre…

Originaltitel: Hidden Figures

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: Fox 2000 Pictures / Chernin Entertainment
Produzenten: Theodore Melfi / Peter Chernin / Donna Gigliotti u.a.

Jahr: 2016
Länge: 127 Minuten

Sub-Genre: Biopic

Regie: Theodore Melfi
Drehbuch: Theodore Melfi / Allison Schroeder
Musik: Hans Zimmer

Kamera: Mandy Walker
Schnitt: Peter Teschner

Besetzung:

Taraji P. Henson …. Katherine Johnson
Octavia Spencer ….. Dorothy Vaughan
Janelle Monae: Mary Jackson
Kevin Costner …. Al Harrison
Kirsten Dunst …. Vivian Mitchell
Jim Parsons …. Paul Stafford...u.a.m.

Drehorte:

- Atlanta, Georgia, USA
- Monroe, Georgia, USA
- East Point, Georgia, USA
- Dobbins Air Reserve Base, Marietta, Georgia, USA
- Canton, Georgia, USA
- Madison, Georgia, USA

Aspect Ratio: 2.39:1 (12:5 CinemaScope-Format / D-Cinema)

Sound Mix: Dolby Digital

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© Twentieth Century Fox Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2:39:1 (12:5 - CinemaScope-Format) vor.
Die Bildschärfe bewegt sich auf hervorragendem Niveau. Sowohl bei Close-Ups wie auch Totalen werden Spitzenwerte erreicht. Die Kontraste sind ebenfalls ausgezeichnet ausgefallen, und ebenso überzeugen konnte auch der Schwarzwert. Es wurden starke Filter eingesetzt, die die Natürlichkeit der Bilder etwas beeinträchtigen. Ich gehe aber davon aus, dass dies bewusst so gemacht wurde, um die 60er-Jahre authentischer aufleben zu lassen.

TON ✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS 5.1 vor.
Obwohl wir es hier mit einer recht guten Tonumsetzung zu tun haben, erlaube ich mir zwei Sterne abzuziehen: Einen Stern, weil in der deutschen Synchronisation nur eine 5.1- und nicht wie im Original eine 7.1-Spur zu hören ist und den zweiten Stern, weil es keinen HD-Ton gibt. Ich bin der Ansicht, dass vor allem der letzte Punkt bei einer aktuellen Veröffentlichung inakzeptabel ist.
Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen, und die Tonbalance ist sehr gut ausgefallen.

FAZIT

Leider wurde dem referenzwürdigen Bild nur eine technisch veraltete Tonumsetzung gegenüber gestellt, was den Gesamteindruck etwas beeinträchtigt…

Maudie

2016 (Maudie)

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„Maudie“ ist der bewegende Biografiefilm über das Leben der kanadischen Künstlerin Maud Lewis (geb. Dowley).
Der irischen Regisseurin Aisling Walsh ist es gelungen, einen sehr subtilen und gleichzeitig umwerfend kraftvollen Film zu inszenieren, der den Zuschauer von der ersten Sekunde an in seinen Bann zu ziehen vermag. Mit ruhigen Bildern und eindrücklichen Landschaftsaufnahmen wirkt der Film wunderschön entschleunigend und versetzt einen direkt in die Handlungszeit.

Die eigentliche Wucht dieses kleinen Meisterwerkes sind die beiden Hauptdarsteller, welche eine unglaubliche Performance abliefern. Sally Hawkins und Ethan Hawke geben ein kleines Kammerspiel zum besten, wie ich es in dieser eindrücklichen Intensität noch selten gesehen habe. Dabei sind nicht nur die Dialoge richtig gut, sondern auch die nonverbale Kommunikation zwischen den beiden ist grandios.

Sie merken schon, dieser Film hat mich umgehauen, und ich kann nur unzureichend in Worte fassen, wie unfassbar beeindruckt ich von diesem Meisterwerk bin…

Fazit: Ansehen!

Neuschottland, Kanada, in den 1930er-Jahren. Maude Dowley leidet seit ihrer Kindheit an rheumatischer Arthritis, welche zu Missbildungen ihrer Knochen führt. Ein selbständiges Leben ist für sie deshalb kaum möglich. Trotzdem meldet sie sich, um dem unfreundlichen Heim ihrer Tante zu entgehen, auf die Anzeige des eigenbrötlerischen Everett Lewis, welcher eine Haushälterin sucht. Everett haust in einem winzigen Zweizimmer-Haus und stellt Maude, trotz anfänglicher Skepsis, ein.
Schon bald wird klar, dass Maude sich nicht wirklich für die Hausarbeit eignet. Viel lieber malt sie Naturszenen, und schon bald sind Wände, wie Türen und Fensterscheiben mit ihren Werken versehen.
Zwischen den beiden Einzelgängern entwickelt sich nach und nach eine Beziehung. Maude gelingt es, Everetts raue Schale zu durchbrechen, und sie beginnen sich gegenseitig zu respektieren. Als Maude eines Tages eines ihrer Bilder verkaufen kann, nimmt das Leben der beiden Aussenseiter eine ganz neue Wendung…

Originaltitel: Maudie

Produktionsland: Kanada / Irland
Produktionsfirma: Rink Rat Productions
Produzenten: Bob Cooper / Mary Young Leckie u.a.

Jahr: 2016
Länge: 116 Minuten

Genre: Tragikkomödie / Drama

Regie: Aisling Walsh
Drehbuch: Sherry White
Musik: Michael Timmins

Kamera: Guy Godfree
Schnitt: Stephen O'Connell

Besetzung:

Sally Hawkins …. Maude Dowley / Lewis
Ethan Hawke …. Everett Lewis
Kari Matchett …. Sandra
Gabrielle Rose …. Tane Ida...u.a.

Drehorte:

- St. John's, Neufundland, Kanada
- Brigus, Neufundland, Kanada
- Trinity, Neufundland, Kanada
- Keels, Neufundland, Kanada

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: DTS-Audio

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© NFP Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt) vor.
Die Grundschärfe bewegt sich, über den ganzen Film hinweg, auf sehr hohem Niveau. Die Farben wirken etwas verwaschen, können jedoch dennoch mit einer guten Natürlichkeit punkten. In dunklen Szenen wird zuweilen etwas Bildinhalt verschluckt. Die Kontraste sind gut, und der Schwarzwert kann ebenfalls überzeugen.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.
Wir haben es hier mit einem reinen Dialogfilm zu tun. Aus diesem Grund ist die Tonumsetzung sehr frontlastig. Die Surround-Lautsprecher werden mit dem Soundtrack immer wieder gut in Szene gesetzt, was zu einer ansprechenden Surroundatmosphäre führt. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen, und die Tonbalance ist ausgewogen und stimmig.

FAZIT

Eine sehr gute Blu-ray-Umsetzung, die auf der Höhe der Zeit ist!

Stan & Ollie

2018 (Stan & Ollie)

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Nur selten sieht man ein derart nuanciert und einfühlsam inszeniertes Biopic, wie wir es mit «Stan & Ollie» vorliegen haben. Obwohl hier eine Huldigung an die grossen Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy abgedreht wurde, zeigt der Film nicht ihre Karrierenhöhepunkte, sondern ganz im Gegenteil, die Endzeit des genialen Komiker-Duos. Ein sehr kreativer Ansatz, welcher durch die gute Story und die nicht weniger eindrücklich ausgefallene Inszenierung zu einem wunderschönen Film geworden ist.
Zudem hat man mit Steve Coogan als Stan und John C. Reilly als Ollie die nahezu perfekten Schauspieler gefunden, welche ihre Rollen derart gut verkörpern, dass man als Zuschauer ab und an vergisst, dass nicht die echten Laurel & Hardy vor der Kamera stehen. Nicht genug hervorheben kann man in diesem Zusammenhang die grossartige Maske, welche vor allem bei Ollie zu einer perfekten Metamorphose führt.

Es ist eine Geschichte über Freundschaft, verletzte Gefühle und deren Verarbeitung. Universale Themen also, was den Nebeneffekt hat, dass man die beiden oder ihre Karriere nicht kennen muss, um Gefallen an dieser Verfilmung zu finden.

Ein grossartiges Biopic über ein einzigartiges und bis heute unerreichtes Komiker-Duo, welches den beiden gerecht wird!

Laurel & Hardy haben den Höhepunkt ihrer gemeinsamen Karriere längst hinter sich, als sie sich Mitte der 50er-Jahre dazu entschliessen, in Grossbritannien auf Theater-Tournee zu gehen.

Ihr britischer Agent Bernard Delfont hat jedoch kaum Werbung für die Tour der beiden Entertainer gemacht, was zur Folge hat, dass die beiden vor halb leeren Rängen spielen müssen. Nach und nach spricht es sich jedoch herum, dass die beiden Hollywood-Stars nichts von ihrem Können eingebüsst haben. Während sich die Ränge erfreulich zu füllen beginnen, brechen zwischen Stan und Ollie längst beigelegt geglaubte alte Konflikte wieder auf, und es kommt zum Zerwürfnis.
Die beiden Freunde können sich nicht lange böse sein und raufen sich wieder zusammen. Ollies angeschlagene Gesundheit macht ihren Plänen jedoch einen Strich durch die Rechnung…

Originaltitel: Stan & Ollie

Produktionsland: Grossbritannien
Produktionsfirma: Entertainment One / BBC Films u.a.
Produzenten: Faye Ward

Jahr: 2018
Länge: 99 Minuten

Sub-Genre: Biopic / Tragikkomödie

Regie: Jon S. Baird
Drehbuch: Jeff Pope
Musik: Rolfe Kent

Kamera: Laurie Rose
Schnitt: Una Ni Dhonghaile / Billy Sneddon

Hauptdarsteller:

Steve Coogan …. Stan Laurel
John C. Reilly …. Oliver Hardy
Shirley Henderson …. Lucille Hardy
Nina Arianda …. Ida Kitaeva Laurel
Danny Huston …. Hal Roach

Drehorte:

- Bristol, England
- London, England
- Pinewood Studios, Iver Heath, England
- Birmingham, England

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

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© 2019 Capelight Pictures


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2,35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format) vor.

Eine ausgezeichnete Bildumsetzung wird uns auf dieser Blu-ray geboten. Die Detailgenauigkeit ist auf sehr hohem Niveau. Der digital gedrehte Film verfügt zudem über einen sehr guten Kontrast sowie einen ausgezeichneten Schwarzwert. Nur selten gehen Details in dunklen Szenen etwas unter – das ist jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau…
Die Farbgebung ist sehr ansprechend ausgefallen und lässt ein authentisches 50er-Jahre-Flair aufkommen.

TON ✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.

Auch tontechnisch gibt es kaum etwas zu beanstanden. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Surround-Lautsprecher werden immer wieder gut ins Geschehen miteinbezogen, wodurch eine sehr ansprechende Räumlichkeit erzielt wird. Der Subwoofer wird nicht allzu oft beansprucht, überzeugt jedoch bei den wenigen Szenen voll und ganz mit einer ausgewogenen Dynamik. Die Tonbalance ist zudem stimmig ausgefallen.

FAZIT

Eine sehr gute Blu-ray-Umsetzung, die auf der Höhe der Zeit ist!

Der Junge muss an die frische Luft

2018

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«Der Junge muss an die frische Luft» ist die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Romans von Hape Kerkeling.

Mit ihrer sehr einfühlsamen Erzählweise gelang es Caroline Link, die Geschichte für die Leinwand zu adaptieren – mehr noch; entstanden ist ein kleines Meisterwerk, welches mit solch genialer Inszenierung und schauspielerischen Umsetzung im deutschen Kino seinesgleichen sucht.

Dieses Biopic bietet alles, was grosses Kino ausmacht und bewegt sich zwischen Komik und Tragik, als wäre es die einfachste Sache der Welt. Dabei ist es das Schwierigste überhaupt, eine Geschichte so zu erzählen, dass die Komik nicht deplatziert und die Tragik nicht aufgesetzt erscheint. Caroline Link hat beides meisterhaft ineinander verwoben.

Als wahrer Glücksfall dürfte die Verpflichtung des kleinen Hauptdarstellers Julius Weckauf für die Hauptrolle sein. Er spielt hier in seinem ersten Spielfilm, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Seine Spielweise ist derart nuanciert, unaufgeregt und kommt dabei dem Original derart nah, dass man als Zuschauer schon mal vergisst, dass es nur gespielt ist. Unterstützt wird Julius dabei durch ein unwahrscheinlich gut zusammenspielendes Ensemble, welches bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt wurde.

Eine Geschichte zu erzählen, die derart tieftraurig ist und uns gleichzeitig ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermag, ist hohe Filmkunst – und im deutschen Kino äusserst selten. Wenn das jemandem gelingen konnte, dann Caroline Link, die schon mit «Jenseits der Stille» oder «Nirgendwo in Afrika» bewiesen hat, wie einfühlsames Kino geht!
Für mich eine der schönsten und anrührendsten Biografiefilme überhaupt!

Wir schreiben das Jahr 1972. Der achtjährige Hanspeter zieht mit seinen Eltern vom ländlichen Recklinghausen, wo sie bei den väterlichen Grosseltern gelebt hatten, zu den mütterlichen Grosseltern in die Stadt. Das bringt viele Neuerungen mit sich, wie eine neue Schule und neue Bekanntschaften. Hanspeter ist ein geborener Komödiant und versteht es ausgezeichnet Menschen nachzuahmen. Wobei er den Krämerladen von Oma Änne als Fundgrube für seine Menschenstudien nutzt.

Das beschauliche Leben endet allerdings abrupt, als Hanspeters Mutter nach einer misslungenen Operation, bei der sie ihren Geschmackssinn verliert, zunehmend in eine depressive Stimmung verfällt. Da der Vater beruflich sehr oft unterwegs ist, verbringt Hanspeter viel Zeit mit seiner Mutter, während der er immer wieder versucht, sie auf andere Gedanken zu bringen…

Originaltitel: Der Junge muss an die frische Luft

Produktionsland: Deutschland
Produktionsfirma: Gesellschaft für feine Filme / UFA Fiction / Warner Bros. Film Productions Germany
Produzenten: Hermann Florin / Nico Hofmann / Sebastian Werninger

Jahr: 2018

Länge: 100 Minuten

Genre: Drama / Biopic / Tragikkomödie

Regie: Caroline Link
Drehbuch: Ruth Toma
Romanvorlage: Hape Kerkeling
Musik: Niki Reiser

Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Simon Gstöttmayr

Hauptdarsteller:

Julius Weckauf …. Hanspeter Kerkeling
Luise Heyer …. Margret Kerkeling
Sönke Möhring …. Heinz Kerkeling
Jan Lindner …. Matthes Kerkeling
Ursula Werner …. Oma Bertha
Hedi Kriegeskotte …. Oma Änne

Drehorte:

- Berlin, Deutschland
- Ruhrgebiet, Deutschland
- Bayern, Deutschland

Aspect Ratio: 2.39:1 (12:5 - CinemaScope)

Sound Mix: DTS-HD 5.1

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2019 Warner Home Video


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.39:1 (12:5 - CinemaScope) vor.

Die Bildumsetzung ist sehr gut ausgefallen. Der Schärfewert bewegt sich grösstenteils auf gutem bis sehr gutem Niveau. Es wurde versucht, die 70er-Jahre bildtechnisch aufleben zu lassen, was gut gelungen ist. Die Kontraste sind ansprechend, und auch der Schwarzwert kann überzeugen.

TON ✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.

Es handelt sich hierbei um einen sehr ruhigen Film, der kaum Ansprüche an die Dynamik stellt. Die Surroundabmischung ist äussert dezent ausgefallen, sodass kaum eine Surroundatmosphäre aufgebaut werden kann. Es werden vor allem die Frontkanäle eingesetzt. Die Dialogverständlichkeit ist sehr gut ausgefallen. Die Tonbalance kann ebenfalls überzeugen.

FAZIT

Eine sehr gute Blu-ray-Umsetzung, die auf der Höhe der Zeit ist!

Colette

2018

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Dass Colette ein einigermassen abenteuerliches Leben geführt hat, dürfte den meisten Leser:innen ihrer Romane bekannt sein, wie steinig ihre schriftstellerische Karriere jedoch tatsächlich begonnen hat, erzählt dieser Biografiefilm.

Dabei muss man den Machern dieser Biopic zugutehalten, dass sie es eindrücklich verstanden haben, die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert stilecht und atmosphärisch einzufangen. Mit viel Liebe zum Detail wurde der spannenden Biografie das nötige Inventar zur Verfügung gestellt, um der Geschichte die nötige Glaubhaftigkeit zu verleihen.

Keira Knightley in der Titelrolle und Dominic West als Colettes Ehemann Willy spielen hervorragend. Dazu kommt die sehr stilvolle Inszenierung durch Wash Westmoreland, der bereits 2014 mit seinem einfühlsamen Film «Still Alice» eindrücklich bewiesen hat, wie gut ihm biografische Filme liegen.

Natürlich wird vieles weggelassen oder verkürzt dargestellt, was aber bei einem so bewegten Leben kaum anders zu erwarten war. Zumal es Wash Westmoreland auch nicht darum ging, Colettes gesamtes Leben, sondern vor allem die Anfänge, während denen sie unter dem Pseudonym ihres Mannes die bekannten Claudine-Romane verfasste, darzustellen.
Der Film zeigt eindrücklich den Kampf einer jungen Frau um ihre Selbstständigkeit und schliesslich um ihre Unabhängigkeit und vermittelt dadurch eine durchaus auch heute noch aktuelle Thematik. Zudem war die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende ebenso wie unsere gegenwärtige Zeit stark durch neue Technologien und Veränderungen geprägt, was dem Film zusätzliche Aktualität verleiht.

Wem gut erzählte Biografiefilme gefallen, dürfte bei «Colette» beste Unterhaltung finden!

Die junge Gabrielle-Sidonie Colette lebt bei ihren Eltern in der französischen Provinz, als sie den vierzehn Jahre älteren Pariser Schriftsteller und Theaterkritiker Willy kennen und lieben lernt. Nach der Hochzeit wohnen die beiden in Paris. Colette ist anfänglich sehr angetan vom mondänen Glanz der Grossstadt und den vielen Intellektuellen und Künstlern, auf welche sie bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen trifft.

Willy unterhält eine rege Schreibstube, wo verschiedene unbekannte Autoren Texte verfassen, die Willy anschliessend unter seinem eigenen, bekannten Namen veröffentlicht. Nach und nach versiegen aber die Einnahmequellen, und als Willy schliesslich seine Schreiber nicht mehr bezahlen kann, sieht es düster aus für seine gemeinsame Zukunft mit Colette.
In der Not beginnt Colette einen Roman zu schreiben, den Willy schliesslich, aus Mangel an Alternativen, seinem Verleger vorlegt. Der erste Claudine-Roman, welcher aus vielen autobiografischen Elementen aus Colettes Leben auf dem Land besteht, wird unter Willys Namen veröffentlicht und zum Erfolg! Bald ist das Ehepaar ein gern gesehener Gast in der High Society und weitere Claudine-Romane folgen.

Weniger rosig sieht das gemeinsame Eheleben aus. Nachdem Willy sie immer wieder mit anderen Frauen betrogen hat, lässt sich Colette ihrerseits auf eine Affäre mit einer Frau ein. Zunehmend macht Colette auch die Tatsache zu schaffen, dass sie ihre Werke nicht unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen darf und Willy die ganzen Lorbeeren für sich einheimst. Als sie sich schliesslich weigert, weiter als „Goshtwriter“ zu arbeiten, kommt es zum Bruch mit Willy und für Colette bricht eine ungewisse Zukunft an...

Originaltitel: Colette

Produktionsland: Ungarn / USA / Grossbritannien
Produktionsfirma: Number 9 Films / Killer Films / Bold Films u.a.
Produzenten: Elizabeth Karlsen / Pamela Koffler u.a.

Jahr: 2018
Länge: 112 Minuten

Genre: Drama / Filmbiografie

Regie: Wash Westmoreland
Drehbuch: Richard Glatzer / Rebecca Lenkiewicz / Wash Westmoreland
Musik: Thomas Adès

Kamera: Giles Nuttgens
Schnitt: Lucia Zucchetti

Hauptdarsteller:

Keira Knightley …. Colette
Dominic West …. Willy
Eleanor Tomlinson …. Georgie Raoul-Duval
Aiysha Hart …. Polaire
Fiona Shaw …. Sido

Drehorte:

  • Budapest, Ungarn
  • Witney, Oxfordshire, England

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: DTS HD Master

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© 2019 Universum Film


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.40:1 (12:5 CinemaScope) vor.

Der Film wurde digital gedreht und verfügt über eine eindrückliche Detailgenauigkeit. Obwohl merklich mit Filtern und zuweilen künstlicher Beleuchtung gearbeitet wurde, wirken die Bilder jederzeit sehr echt und atmosphärisch gut. Selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen während Aussenaufnahmen bleibt die gute Durchzeichnung erhalten.
Einzig bei dunklen Szenen sind zuweilen einige Detailverluste auszumachen. Die Farben wirken sehr natürlich.

TON ✪✪✪✪

Die Tonspur liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.

Auch die Tonspur kann mit ihrer HD-Umsetzung überzeugen. Es wird immer wieder mit gut platzierten Surround-Effekten gespielt. Einzig bei den opulenten Aufnahmen, während der Varieté-Szenen oder bei den Szenen in den Salons, hätte wohl noch etwas mehr an Surroundatmosphäre herausgeholt werden können.
Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Tonbalance ist stimmig ausgefallen und auch die Dynamik, die nur wenig gefordert wird, kann überzeugen.

FAZIT

Eine sehr gute Blu-ray-Umsetzung, die auf der Höhe der Zeit ist!



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