Meiner Meinung nach entstehen die originellsten und aussergewöhnlichsten Gegenwarts-Filme nicht in Hollywood oder Europa, sondern im fernen Asien. Speziell die koreanischen Produktionen haben es mir angetan.
Diese Streifen sind nach europäischem Verständnis unsagbar schräg, um nicht zu sagen abstrus, dies aber mit einer derartigen Ernsthaftigkeit, dass man sich der Faszination kaum entziehen kann.

Ich stelle Ihnen in der Folge die bemerkenswertesten, schönsten und zuweilen auch skurrilsten asiatischen Produktionen vor, denen ich begegnet bin.

Das Hochzeitsbankett

1993 (Xǐyàn )

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Es gab wohl kaum jemand, der mehr darüber verwundert war, als der Film 1993 an der Berlinale den Goldenen Bären gewann, als Ang Lee selber.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geschichte, die von taiwanesischen Auswanderern in New York handelt und in der zu siebzig Prozent Mandarin gesprochen wird, die breite Öffentlichkeit ansprechen würde, war gering. Dass das Ganze trotzdem funktioniert, ist der universellen Erzählweise Ang Lees zu verdanken. Sein exzellentes Gespür für Timing und Situationskomik lassen eine unglaublich gute Atmosphäre entstehen. Schlussendlich wird eine allgemeingültige Familiengeschichte erzählt, die wohl in allen Kulturen verstanden wird.
Auch schauspielerisch wird grosses Kino geboten.
Die Tatsache, dass Ang Lee sehr viel Persönliches in diesen Film hineingepackt hat, ist unverkennbar und führt schliesslich dazu, dass wir hier eine seiner besten und trotz Screwball-Komik und Dramatik auch gefühlvollsten Regiearbeiten bewundern dürfen.

Eigentlich läuft alles gut im Leben des Taiwanesen Wai-Tung. Er lebt in New York, in einer glücklichen Beziehung mit seinem amerikanischen Freund Simon.
Ein Problem gibt es aber, seine sehr konservativen Eltern im fernen Taiwan wissen nicht, dass er homosexuell ist und versuchen ihn schon seit Jahren zu einer Heirat zu drängen. Um sich dem elterlichen Druck zu entziehen, entschliesst sich Wai-Tung eine Scheinehe mit der Chinesin Wei-Wei einzugehen. Da diese dringend eine Green Card braucht und ständig in Angst lebt, abgeschoben zu werden, scheint es eine Win-Win-Situation zu sein. Wai-Tung hat aber nicht damit gerechnet, dass seine Eltern sich entschliessen in die USA zu reisen, um ein grosses Hochzeitsfest auszurichten. Das beschauliche Leben von Wai-Tung, Simon und Wei-Wei wird gehörig auf den Kopf gestellt, und der anfänglich so geniale Plan hat ungeahnte Folgen für alle Beteiligten…

Originaltitel: Xǐyàn ( 喜宴 )

Produktionsland: Taiwan, USA
Produktionsfirma: Ang Lee Productions / Central Motion Pictures / Good Machine
Produzenten: Ted Hope / Ang Lee / James Schamus

Jahr: 1993
Länge: 103 Minuten

Sub-Genre: Gesellschaftskomödie / Culture-Clash-Komödie

Regie: Ang Lee
Drehbuch: Ang Lee / Neil Peng / James Schamus
Musik: Mader

Kamera: Jong Lin
Schnitt: Tim Squyres

Besetzung:

  • Winston Chao …. Wai-Tung Gao
  • Mitchell Lichtenstein …. Simon
  • May Chin …. Wei-Wie
  • Sihung Lung …. Herr Gao
  • Ah Lei Gua …. Frau Gao

Drehorte:

  • JFK International Airport, Queens, New York, USA
  • Greenwich Village, Manhattan, New York, USA

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Mono

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BILD ✪✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1.85:1 (13:7 US WideScreen) vor.
Der Bildqualität ist deutlich anzumerken, dass wir es hier mit einer Low-Budget-Produktion zu tun haben. Der Schärfewert ist äusserst eingeschränkt, und auch die Farben wirken verwaschen und matt. Zudem besteht ein konstantes Rauschen. Nach eigenen Angaben von Ang Lee wurde der Film mit Restfilmrollen anderer Filmproduktionen zusammengeschnitten und so lässt sich auch die sehr wechselhafte Bildqualität erklären.
Wir haben es hier aber nicht grundsätzlich mit einer schlechten Umsetzung zu tun, sondern einfach mit einer eingeschränkten Qualität, die man als knapp befriedigend bezeichnen könnte…

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 2.0.
Das Tonformat weist lediglich eine Stereospur auf und ist deshalb natürlich auch etwas eingeschränkt. Räumlichkeit gibt es keine und auch durch Dynamik kann der Streifen nicht gerade überzeugen.
Wir haben es hier aber mit einem reinen Dialogfilm zu tun, und da ist vor allem die Verständlichkeit entscheidend - und die ist sehr gut ausgefallen. Ebenso gut ist die Tonbalance.
Alles in allem eine gute Tonqualität.

FAZIT

Die HD-Qualität ist leider recht eingeschränkt, besser als die alte DVD-Ausgabe ist sie aber auf jeden Fall…

Das Haus am Meer

2000 (Il Mare - 시월애)

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Nur schon die Grundidee zu dieser Geschichte ist wieder mal typisch koreanisches Kino. Was als erzählte Geschichte noch merkwürdig klingt, funktioniert im Film hervorragend. Als Zuseher ist man in dieser Mischung aus Liebesdrama und Science Fiction hin und her gerissen. Faszination und Spannung halten sich die Waage, und wies ausgeht, weiss man bei koreanischen Streifen sowieso nie – es ist alles möglich.

Es gibt von diesem wunderbaren Film ein US-Remake, das aber nicht im geringsten ans Original heranreicht. Zu platt und kitschig kommt es daher und lässt genau das vermissen, was diesen koreanischen Film so einzigartig macht: Charme und Ernsthaftigkeit.

Wir schreiben das Jahr 1999, Eun-ju Kim (jun Ji-hyun) wohnt in einem schönen Haus am Meer. Da sie umzieht, aber noch ein wichtiges Schreiben erwartet, legt sie einen Brief in den Briefkasten, damit ihr Nachmieter ihre neue Anschrift kennt.
Dieser Nachmieter Sung-hyun Han (Lee Jung-Jae) findet den Brief und schreibt zurück. Eun-ju ist verwirrt, da auf dem erhaltenen Brief das Absendejahr 1997 steht. Bald merken die beiden, dass dieser Briefkasten kein gewöhnlicher Briefkasten ist, sondern eine Art Zeitkapsel, mit dem es möglich ist, Briefe von 1997 in die Gegenwart und zurück zu senden. Die beiden beginnen einen Briefwechsel und verlieben sich ineinander. Doch wie trifft man sich, wenn Raum und Zeit gegen einen steht?

Originaltitel: Il Mare (시월애 )

Produktionsland: Süd Korea

Produktionsfirma:

Blue Cinema
CJ Entertainment
Dream Venture Capital
Sidus
UniKorea Pictures

Produzenten: Cho Min-hwan / Cha Seung-jae

Jahr: 2000
Länge: 96 Minuten

Sub-Genre: Liebesfilm / Fantasy / Drama

Regie: Lee Hyun-seung
Drehbuch: Yeo Ji-na / Kim Eun-jung / Won Tae-yeon
Musik: Kim Hyun-chul

Kamera: Hong Kyung-pyo
Schnitt: Le Eun-soo

Besetzung:

Jun Ji-hyun …. Kim Eun-ju
Lee Jung-jae …. Han Sung-hyun
Jo Seung-yeon …. Jae-hyeok

Drehorte:

Ganghwa-gun, Incheon, Süd Korea
Udo-myeon, Jeju-do, Süd Korea

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: Stereo

My Sassy Girl

2001 (엽기적인 그녀)

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My Sassy Girl ist einer dieser Paradefilme, die dazu geführt haben, dass ich ein grosser Fan des Koreanischen Kinos geworden bin.
Hier kommt einfach alles zusammen, was diese Filme so einzigartig macht und uns Europäer zuweilen irritiert aber auch fasziniert.

Vordergründig eine Liebesgeschichte, geht dieser Film viel tiefer. Es geht um verlorene Liebe, um Trauerbewältigung und trotzdem ist es gleichzeitig derart urkomisch, dass man nie so genau weiss, ob man nun lachen oder weinen soll – am besten man macht beides gleichzeitig.

Hollywood hatte die unsägliche Idee, 2008 eine Neuverfilmung von diesem Werk zu machen. Herausgekommen ist ein kitschiger Blödsinn, der zu keiner Zeit der witzigen Sensibilität und der Groteske des Originals das Wasser reichen kann.

Der Film beginnt mit dem Ende, das merkt man aber erst mit fortlaufendem Handlungsverlauf. Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen einem Studenten Gyeon-woo und einem namenlosen Mädchen.
Gyeon-woo trifft in der U-Bahn auf das sturzbetrunkene Mädchen und nimmt sich ihrer an. Was nun folgt, ist eine der aussergewöhnlichsten, merkwürdigsten und gleichzeitig schönsten Liebesgeschichten, die ich je auf Film zu sehen bekommen habe.

Originaltitel: My Sassy Girl (엽기적인 그녀 )

Produktionsland: Süd Korea
Produktionsfirma: Shin Cine Communications
Produzenten: Shin Chul

Jahr: 2001
Länge: 123 Minuten

Sub-Genre: Komödie / Liebesfilm

Regie: Kwak Jae-yong
Drehbuch: Kim Ho-sik / Kwak Jae-yong
Musik: Kim Hyeong-seok

Kamera: Kim Sung-bok
Schnitt: Kim Sang-beom

Besetzung:

Cha tae-hyun …. Gyeon-woo
Jun Ji-hyun …. Mädchen
Han Jin-hie …. Vater des Mädchens
Hyun Sook-hee …. Mutter des Mädchens
Kim In-mun …. Vater von Gyeon-woo

Drehorte:

Seoul, Süd Korea
Gangwon-do, Süd Korea
Gyeongsangnam-do, Süd Korea

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

Be With You

2004 (いま、会いにゆきます)

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„Be With You“ ist so ein richtig typischer japanischer Streifen. Auf der einen Seite extrem kitschig, auf der anderen Seite derart real und glaubhaft umgesetzt, dass man keine Sekunde an den Vorgängen zu zweifeln beginnt. Die Story ist stellenweise surreal und recht komplex aufgebaut.
Es ist kaum möglich, sich dem emotionalen Charme dieser kleinen Filmperle zu entziehen, aber wer will das denn auch…?

Die junge Mutter Mio stirbt und lässt ihren Mann Takumi und den sechsjährigen Sohn Yuji zurück.
Beide leiden auf ihre Weise darunter und geben sich eine Mitschuld an Mios Tod.
Mio versprach den beiden, dass sie sie niemals alleine lassen und wieder zurückkehren würde. Tatsächlich, nach einem Jahr zur Regenzeit, finden die beiden bei einem Spaziergang im Wald eine verwirrte Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat und Mio unheimlich ähnlich sieht.
Takumi und Yuji kümmern sich rührend um sie und erzählen ihr von früher, als sie noch eine glückliche Familie waren. Doch wie lange wird das neu gefundene Glück anhalten…?

Originaltitel: Be With You (いま、会いにゆきます )

Produktionsland: Japan
Produktionsfirma:

Tokyo Broadcasting System
Toho Company
Hakuhodo DY Media Partners
Shogakukan
Stardust Pictures
Mainichi Broadcasting System

Produzenten: Hideyuki Honma

Jahr: 2004
Länge: 119 Minuten

Sub-Genre: Liebesfilm / Drama / Fantasy

Regie: Nobuhiro Doi
Drehbuch: Yoshikazu Okada
Musik: Suguru Matsutani

Kamera: Takahide Shibanushi
Schnitt: Shinichi Hiroshi

Besetzung:

Yûko Takeuchi …. Mio
Shidô Nakamura …. Takumi
Akashi Takei …. Yuji
Karen Miyama …. Aya…u.a.

Drehorte:

Lake Suwa, Nagano, Japan
Tokyo, Japan

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

Memories Of Matsuko

2006 (嫌われ松子の一生)

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Memories of Matsuko ist der ungewöhnlichste japanische Film, auf den ich bis heute gestossen bin.
Eine Tragikkomödie mit sehr vielen, wunderschönen Musikeinlagen, die alle auch mit zum Teil sehr aufwändigen Choreografien versehen sind.

Der Film arbeitet mit vielen Rückblenden, in denen man verschiedene Lebensabschnitte von Matsuko kennen lernt.
Das Ganze ist derart detailverliebt und aussergewöhnlich umgesetzt, dass man vor lauter Staunen kaum fassen kann, was da auf dem Bildschirm abgeht. Man wird direkt in die Story hineingezogen und selbst die, für europäische Zuseher, verwirrend bombastische Inszenierung kann daran nichts ändern, im Gegenteil…

Ein bemerkenswerter Streifen, den man einfach mal gesehen haben muss!

Der 20-jährige Sho Kawajiri erhält von seinem Vater den Auftrag, den Nachlass seiner kürzlich ermordeten Tante Matsuko zu sichten und zu ordnen.
Matsuko galt als schwarzes Schaf der Familie, und Sho kannte sie eigentlich nicht. Beim Entrümpeln stösst er auf viele Gegenstände und Fotos, die Fragen aufwerfen, und ihn neugierig machen. Er beginnt Nachforschungen über Matsuko anzustellen und stösst auf eine tragische Geschichte, die Matsukos Vergangenheit und Ende in einem ganz anderen Licht darstellt.

Originaltitel: Kiraware Matsuko no isshō (嫌われ松子の一生)

Produktionsland: Japan
Produktionsfirma:

Amuse Soft Entertainment
Tokyo Broadcasting System (TBS)

Produzenten: Yuji Ishida / Yasuhiro Mase / Kodama Keita

Jahr: 2006
Länge: 130 Minuten

Sub-Genre: Musical / Tragikkomödie

Regie: Tetsuya Nakashima
Drehbuch: Tetsuya Nakashima
Romanvorlage: „Kiraware Matsuko no Isshō“ von Muneki Yamada
Musik: Gabriele Roberto / Takeshi Shibuya

Kamera: Shoichi Ato
Schnitt: Yoshiyuki Koike

Besetzung:

Miki Nakatani …. Matsuko Kawajiiri
Eita …. Sho Kawajiiri
Yūsuke Iseya …. Yōichi Ryū
Teruyuki Kagawa …. Norio Kawajiiri
Mikako Ichikawa …. Kumi Kawajiiri…u.a.

Drehorte:

Nagano, Präfektur Nagano, Japan
Präfektur Tochigi, Japan

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital (Surround)

I'm A Cyborg, But That's Ok

2006 (싸이보그지만 괜찮아)

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Der Zuschauer wird hier mit sehr komplexen und für ein europäisches Verständnis äusserst verwirrenden Handlungsabläufen konfrontiert. Verwirrend, aber auch faszinierend.
Die grundsätzlich tragische Geschichte ist stellenweise zum Brüllen komisch, wird sehr aufwändig inszeniert und immer wieder durch Musical-Einlagen unterbrochen, die so deplatziert sie einem im Moment erscheinen, irritierenderweise einen Sinn ergeben.

Zum Schluss bleibt die Kernaussage, dass man einen Menschen so akzeptieren soll, wie er ist…

Nach dem 105-minütigen Spektakel, ist man von der Geschichte erschlagen, der Musik angetan und vom sicheren Gefühl erfüllt, einen äusserst ungewöhnlichen Film gesehen zu haben.

Für mich persönlich ist das einer der besten Filme überhaupt.

Die Geschichte spielt in einer psychiatrischen Klinik. Young-goon, die Hauptfigur wird eingeliefert, weil sie sich für einen Cyborg hält. Statt zu essen, versucht sie sich mit Strom aufzuladen.
In der geschlossenen Abteilung trifft sie auf Il-sun, die beiden kommen sich näher. Il-sun bringt Young-goon schliesslich dazu, wieder Nahrung zu sich zu nehmen und so dem sicheren Hungertod zu entgehen.

Originaltitel: Silbogeujiman kwenchana (싸이보그지만 괜찮아)

Produktionsland: Südkorea
Produktionsfirma: Joy Fund / Moho Film
Produzenten: Lee Chun-yeong / Park Chan-wook

Jahr: 2006
Länge: 105 Minuten

Sub-Genre: Tragikkomödie / Drama / Liebesfilm

Regie: Park Chan-wook
Drehbuch: Jeong Seo-Gyeong / Park Chan-wook
Musik: Jo Yeong-wook

Kamera: Jeong Jeong-hun
Schnitt: Kim Jae-beom / Kim Sang-boeom

Besetzung:

Lim Su-jeong …. Cha Young-goon
Rain …. Park Il-sun
Choi Hie-jin …. Choi Seul-gi
Kim Beyong-ok …. Richter
Oh Dal-su …. Shin Duk-cheon

Drehorte: Korea

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

Hansel & Gretel

2007 (Henjelgwa geuretel - 헨젤과 그레텔)

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Hänsel - pardon, Hansel und Gretel auf Koreanisch. Um es gleich vorweg zu nehmen, der Streifen hat nicht wirklich viel mit der Grimmschen Originalvorlage zu tun, dient hier aber als Geschichte in der Geschichte - immer wieder gespickt mit Anlehnungen an das bekannte Märchen.

Wie bei koreanischen Filmen üblich, ist das vorliegende Werk handlungstechnisch sehr komplex und vielschichtig, gleichzeitig verspielt und traumhaft - Letzteres ist wörtlich zu verstehen…
Der Streifen wird oft als Horrorfilm bezeichnet, was er aber definitiv nicht ist. Es werden zwar einfache Elemente aus dem Horrorgenre verwendet - oder besser, damit gespielt - die Geschichte selber ist jedoch kaum angsteinflössend, sondern macht vielmehr betroffen.
Regisseur Yim Pil-Sung hat es verstanden, ein heikles Thema gekonnt in eine mitreissende Geschichte zu verpacken, die wohl erst beim mehrmaligen Ansehen ihre vielschichtige Explosivität erkennen lässt.

Nicht die Kinder sind es denn, die böse sind, sondern die Erwachsenen. Das wird mit fortschreitender Handlung immer deutlicher. Die anfänglichen Täter werden zu Opfern und nach und nach offenbart sich das Trauma dreier Waisenkinder. Yim Pil-sung bedient sich nur ganz selten effekthascherischer Mittel und hat einen eindringlichen und atmosphärisch beeindruckenden Streifen geschaffen, der allein mit Andeutungen und Anspielungen arbeitet und dabei kongenial von einem unglaublich schönen Soundtrack unterstützt wird.
Ein grosses Lob gilt auch den drei Hauptdarstellern, die ihre Rollen geradezu erschreckend gut und beeindruckend umgesetzt haben und dadurch nicht unwesentlich für das Gelingen verantwortlich sind.

Kurz: Ein eindrücklicher Film, der Kindesmissbrauch und Gewalt an Kindern thematisiert - und dies in typisch koreanischer Weise, sprich surreal. Nichts für eingefleischte Horror-Fans. Wer einen fabelhaften Dark Fantasy-Streifen zu schätzen weiss und die nötige Geduld für den dramaturgisch komplexen Handlungsaufbau mitbringt, wird einen Film der ganz besonderen Art erleben - koreanisches Kino eben…

Eun-soo ist mit dem Auto auf dem Weg zu seiner kranken Mutter, als er einen Moment unachtsam ist und mitten in einem Waldstück einen Selbstunfall verursacht. Leicht verletzt, irrt Eun-soo im dichten Wald umher, bevor er schliesslich benommen liegenbleibt.
Als Eun-soo wieder zu sich kommt, steht ein Mädchen mit Laterne vor ihm und führt ihn zu ihrem Elternhaus. Das Haus wirkt völlig unwirklich auf Eun-soo. Alles ist voller Spielzeug und Süssigkeiten - ein wahres Kinderparadies. Leider funktionieren weder Handy noch Telefon und Eun-soo sitzt erst mal fest.
Das Mädchen hat noch eine jüngere Schwester und einen älteren Bruder, mit denen sie, zumindest auf den ersten Blick, glücklich mit ihren Eltern zusammen lebt.
Trotz mehrmaligen Versuchen gelingt es Eun-soo nicht, aus dem Wald herauszufinden. Als dann auch noch die Eltern der drei Geschwister plötzlich verschwinden, ahnt Eun-soo, dass hier irgendetwas Seltsames vor sich geht. Die drei Kinder flehen ihn an zu bleiben. Nur langsam gelingt es Eun-soo, hinter das Geheimnis des verwunschenen Hauses und ihrer Bewohner zu kommen - und was er herausfindet, ist unfassbar…

Originaltitel: Henjelgwa geuretel - 헨젤과 그레텔

Produktionsland: Süd Korea
Produktionsfirma: Barunson Film Division / CJ Entertainment
Produzenten: Choi Jae-won / Seo Woo-sik

Jahr: 2007
Länge: 112 Minuten

Sub-Genre: Dark Fantasy

Regie: Yim Pil-sung
Drehbuch: Kim Min-sook / Yim Pil-sung
Musik: Lee Byung-woo

Kamera: Kim Ji-yong
Schnitt: Kim Sun-min

Besetzung:

- Chun Jung-myung …. Lee Eun-soo
- Eun Won-jae …. Kim Man-bok
- Shim Eun-kyung …. Kim Young-hee
- Jin Ji-hee …. Kim Jung-soon

Drehorte:

- Busan, Süd Korea
- Cheju Island, Süd Korea

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)


Sound Mix: Dolby Digital 5.1

Ichi - Die blinde Schwertkämpferin

2008 (Ichi)

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Die klassische Zatoichi-Geschichte, diesmal mit einer Frau besetzt, wird von Haruka Ayase sehr überzeugend verkörpert.
Die Mischung aus Kampfszenen (recht blutig) und den sehr ruhigen, beinahe bedächtig inszenierten Abschnitten, fand ich recht gelungen. Der sehr dezente Humor, der ab und an durchschimmert, lockert die doch sehr tragische Geschichte etwas auf. Die Dialoge sind recht kärglich und zuweilen etwas holzschnittartig, passen aber sehr gut zur Geschichte.

Die Aufnahmen und die ganze Inszenierung haben mir sehr gut gefallen. Die Bilder wirken mitunter wie Gemälde und strahlen dadurch eine sehr kräftige Ruhe aus.
Überhaupt besticht der Film durch eine sehr schöne Ästhetik.

Die blinde Ichi ist auf der Suche nach ihrer Vergangenheit, unterwegs durchs alte Edo. Sie weiss sich zu wehren und kann sich nicht nur allerhand Gesindel vom Leib halten sondern hilft auch noch einem traumatisierten Samurai, dem sie mehr zufällig das Leben rettet. Die beiden machen sich gemeinsam auf den Weg und helfen sich dadurch gegenseitig, den richtigen Weg zu finden…

Originaltitel: Ichi

Produktionsland: Japan
Produktionsfirma:

  • Asahi Shimbun
  • Dentsu
  • Geneon Entertainment
  • Mainichi Broadcasting System
  • Tokyo Broadcasting System
  • Warner Brothers…u.a.

Produzenten: Nobuhiro Azuma / Yoshitaka Hori / Yoshio Irie…u.a.

Jahr: 2008

Länge: 120 Minuten

Sub-Genre: Chambara Film / Drama / Historienfilm

Regie: Fumihiko Sori
Drehbuch: Taeko Asano
Romanvorlage: Kan Shimozawa
Musik: Lisa Gerrard / Michael Edwards

Kamera: Keiji Hashimoto
Schnitt: Mototaka Kusakabe

Besetzung:

Haruka Ayase …. Ichi
Shidô Nakamura …. Banki
Yôsuke Kubozuka …. Toraji Shirakawa
Takao Ohsawa …. Toma Fujihira
Mayumi Sada …. Mitsu…u.a.

Drehorte:

Shonai, Yamagata, Japan
Tsuruoka City, Yamagata, Japan

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

Image

© Rapid Eye Movies


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt.) vor.
Vor allem bei Nahaufnahmen vermag die Bildqualität in Sachen Schärfe sehr zu überzeugen. Bei Weitwinkelaufnahmen ist leider eine Verschlechterung festzustellen. Die Detailgenauigkeit lässt sehr stark nach.
Der Schwarzwert ist sehr gut und auch die Kontraste können sich sehen lassen. Die Farbgebung ist zuweilen etwas blass und dennoch sehr natürlich.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS HD Master 5.1 vor.
Eine ausgezeichnete Tonumsetzung, die in allen Belangen zu überzeugen vermag. Die Surround-Kulisse ist sehr eindrücklich umgesetzt, und es entsteht eine beeindruckende Räumlichkeit. Die Dialoge sind jederzeit sehr gut zu verstehen, und auch die Ton-Balance zwischen Dialogen und Geräuschen bzw. Musik ist hervorragend.

FAZIT

Sehr gute Bildumsetzung trifft auf hervorragende Tonumsetzung. Eine technisch einwandfreie Blu-ray!

Mother

2009 (마더)

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Ich mag koreanische Filme sehr und bin auch von diesem Werk sehr angetan. Obwohl ich nicht der klassische Thriller-Fan bin, hat mich die Geschichte von der ersten Minute an gepackt und kaum wieder losgelassen. Die Intensität der Bilder und die eindrückliche Spielweise, die immer einen leichten Drall ins Absurde aufweist, hat mir ausgezeichnet gefallen.
Kim Hye-ja spielt die zwanghafte Mutter überaus eindrücklich.
Auch die Tatsache, dass sich zum Schluss nicht alles in Wohlgefallen auflöst, sondern gewissermassen die schlimmstmögliche Wendung nimmt, hebt das Werk wohltuend von seinen Verwandten aus Hollywood ab.

Die Hauptfiguren sind eine Mutter und ihr geistig etwas zurückgebliebener Sohn Do-jun, den sie abgöttisch liebt.
Als nun ein junges Mädchen ermordet wird, fällt der Verdacht auf Do-jun. Er wird in Haft genommen und von der Polizei mit fragwürdigen Methoden zu einem Geständnis gedrängt. Die Mutter kann das nicht akzeptieren und glaubt an die Unschuld ihres Sohnes. Ihre privaten Ermittlungen treibt sie mit unermüdlicher und zunehmend obsessiver Kraft voran. Als sie schliesslich mit der Wahrheit konfrontiert wird, läuft die Geschichte komplett aus dem Ruder…

Originaltitel: Mother (마더)

Produktionsland: Süd Korea
Produktionsfirma: CJ Entertainment / Barunson
Produzenten: Choi Jae-won / Seo Woo-sik

Jahr: 2009
Länge: 128 Minuten

Sub-Genre: Thriller / Kriminalfilm

Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Bong Joon-ho
Musik: Lee Byung-woo

Kamera: Hong Kyung-pyo
Schnitt: Moon Sae-kyung

Besetzung:

  • Kim Hye-ja …. Mother
  • Won Bin …. Yoon Do-joon
  • Jin Ku …. Jin-tae
  • Yun Je-mun …. Je-moon
  • Kim Gin-goo …. Grossmutter…u.a.

Drehorte:

  • Busan, Süd Korea
  • Jeollanam-do Provinz, Süd Korea

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

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© MFA Film Distribution


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.35:1 (21:9 CinemaScope) vor.
Wir haben es hier mit einer ausgezeichneten HD-Umsetzung zu tun, die sehr sauber und mit angenehmer Farbgebung daherkommt. Auch der Schwarzwert ist im sehr guten Bereich. Bildrauschen gibt es so gut wie gar nicht.
Einzig die Tiefenwirkung ist zuweilen etwas eingeschränkt, so wie die Detailschärfe vor allem bei Totalen nur leicht über dem Durchschnitt liegt.
Grundsätzlich wie gesagt, eine sehr gute Blu-ray-Umsetzung.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Die Tonumsetzung ist äusserst druckvoll und die Balance sehr ausgewogen. Auch die Dynamik weiss zu überzeugen.
Bei der Surround-Umsetzung muss man kleine Einschränkungen hinnehmen. Das wird gerade bei der Anfangssequenz zum Beispiel sehr deutlich, in der das Rauschen des Windes praktisch nur aus den Frontlautsprechern zu hören ist. Überhaupt werden Umgebungsgeräusche nur sehr selten auf die Surround-Lautsprecher gelegt.
Von diesem kleinen Mangel mal abgesehen, ist auch die Tonumsetzung Blu-ray-würdig und vermag im Ganzen gesehen zu überzeugen.

FAZIT

Eine solide HD-Umsetzung, sowohl beim Bild, wie auch beim Ton!

Der Seidenfächer

2011 (Snow Flower and the Secret Fan)

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Vorweg, ich habe das Buch nicht gelesen und habe den Film nur angesehen, weil ich viel übrig habe für Wayne Wang. Ich konnte mir den Streifen also ganz unvorbelastet ansehen, und was ich vorgesetzt bekommen habe, hat mir gefallen. Die Geschichte wurde sehr ruhig und mit gutem Gespür für die wichtigen Momente inszeniert. Obwohl es viele Zeitsprünge drin hat, kann man der Story problemlos folgen, nach und nach werden die Parallelen der beiden verknüpften Frauengeschichten erkennbar. Wayne Wang hat es ausgezeichnet verstanden, keine kitschige Hollywood-Schnulze zu drehen, sondern eine beachtlich vielschichtige Geschichte umzusetzen, die sich nicht nur durch ungewohnte Tiefe, sondern auch grosse Tragik auszeichnet und dies ohne jegliche Rührseligkeit aufkommen zu lassen. Zudem ist das Ganze fotografisch genial umgesetzt worden, habe schon lange keinen Film mehr gesehen, bei dem man von der ersten Minute an gemerkt hat, wie durchkomponiert die ganzen Szenerien sind. Sicher kein Film für alle, aber beachtlich ist es schon, was Herr Wang da auf die Filmrolle gezaubert hat...

Ein sehr aufwändig und optisch schön inszeniertes Filmvergnügen, das Genre-Liebhaber sicher gefallen wird. Als gelernter Buchhändler möchte ich zum Schluss noch festhalten, dass es unfair ist, Bücher und Filme miteinander zu vergleichen. Beide haben ihre Vor- und Nachteile und können nicht miteinander verglichen werden. Buchverfilmungen sind meistens nur einfache Abziehbilder von Büchern und das selbe gilt auch im umgekehrten Fall... Dieses Abziehbild kann ich aber weiterempfehlen!

Zwei Frauenschicksalsgeschichten: Die Geschichte von Snow Flower und Lily spielt im 19. Jahrhundert. Dem wird die Geschichte von Nina und Sophia aus dem modernen Shanghai gegenüber gestellt.
Es geht um Freundschaft, um Seelenverwandtschaft und um die Kraft vergangener Versprechen.

Originaltitel: Snow Flower and the Secret Fan
Produktionsland: China / USA
Produktionsfirma: IDG China Creative Media / Big Feet
Produzenten: Wendi Murdoch / Florence Sloan

Jahr: 2011
Länge: 104 Minuten

Sub-Genre: Historienfilm / Drama

Regie: Wayne Wang
Drehbuch: Angela Workman / Ronald Bass / Michael K. Ray
Romanvorlage: „Snow Flower and the Secret Fan“ von Lisa See (2005)
Musik: Rachel Portman

Kamera: Richard Wong
Schnitt: Deidre Slevin

Besetzung:

  • Bingbing Li …. Nina / Lily
  • Ji-hyun Jun …. Snow Flower / Sophia
  • Coco Chiang …. Anna
  • Hu Qing Yun …. Mrs. Liao
  • Vivian Wu …. Tante…u.a.

Drehorte:

  • Hengdian World Studios, Heng Dian, China
  • Shanghai, China

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 Neues CinemaScope)

Sound Mix: Dolby Digital

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© Universum Film


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.35:1 ( 21:9 CinemaScope ) vor.
Wir haben es hier grundsätzlich mit einer sehr sauberen und auch farblich guten HD-Umsetzung zu tun. Die Close-Ups weisen eine recht beachtliche Schärfe auf, allerdings ist die Grundschärfe eher etwas zurückhaltend. Eine richtige Tiefenwirkung kommt selten auf.
Der Schwarzwert ist in Ordnung, aber nicht überragend, ebenso die Kontraste.
Alles in allem eine gute, wenn auch nicht perfekte, Blu-ray-Umsetzung, die der DVD vorzuziehen ist.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.
Die Tonumsetzung wurde im Original in Englisch und Mandarin realisiert. In dieser deutschen Version wurden die englischen Passagen Deutsch synchronisiert, die chinesischen Passagen originalbelassen und mit deutschen Untertiteln versehen. Das mag am Anfang etwas irritierend sein, da es aber ein sehr ruhiger Film ist, kann man den Dialogen problemlos folgen.
Surroundtechnisch ist natürlich nicht viel zu erwarten. Räumlichkeit gibt es so gut wie keine. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Auch die Tonbalance und die Dynamik sind ausgezeichnet.
Unterstützt wird das Ganze durch einen exzellenten Soundtrack, der die fehlende Räumlichkeit beinahe vergessen lässt.
Tonumsetzung für einen Dialogfilm gut, mit Luft nach oben...

FAZIT

Solide Blu-ray-Umsetzung, die nur wenige kleine Mängel aufweist…

Tao Jie - Ein einfaches Leben

2011 (桃姐)

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Wir haben es hier nicht nur mit einem „einfachen Leben“ zu tun, sondern auch mit einem äusserst einfachen, ruhigen und behutsam inszeniertem Film.
Mit viel Einfühlungsvermögen und entschleunigter Erzählweise, tauchen wir in eine fremde Welt. Mitten im tosenden Leben von Hong Kong, in einer kleinen Wohnung in einem heruntergekommenen Plattenbau, scheint die Welt stehen geblieben zu sein. Das ist alles wunderbar beobachtet und ebenso kongenial festgehalten.
Die beiden Hauptdarsteller Deanie Ip und Andy Lau bewegen sich wie in einem Kammerspiel und harmonieren ausgezeichnet miteinander. Trotz der zuweilen tragischen Handlung, entsteht eine wunderschöne unsentimentale Stimmung, und immer wieder blitzt auch ein wenig Schalk auf zwischen den beiden.
Gefilmt wurde zuweilen aus speziellen Winkeln und mit sehr schönen Einstellungen. Ein weiterer Grund, weshalb alles so harmonisch wirkt.

Kurz und gut: Ein kleiner, zarter Film mit grosser Aussage und meisterhafter Umsetzung!

Während sechzig Jahren hat Ah Tao im Haus der Familie Leung gearbeitet. Sie hat den Haushalt geführt, gekocht und drei Generationen aufwachsen gesehen. Mittlerweile ist praktisch die ganze Familie ins Ausland emigriert. Nur Roger, der als Filmproduzent arbeitet, wohnt noch mit Ah Tao in einer kleinen Wohnung zusammen.
Als Ah Tao eines Tages einen Schlaganfall erleidet, ändert sich alles. Obwohl sie sich recht schnell wieder erholt, möchte sie auf eigenen Wunsch in einem Pflegeheim leben.
Erst jetzt wird Roger so richtig bewusst, was alles Ah Tao immer für ihn erledigt hatte und welch einen wichtigen Platz sie in seinem Leben einnimmt. So oft er kann, besucht er sie im Pflegeheim, macht mit ihr Ausflüge und kümmert sich um sie. Er ist froh, dass es ihm möglich ist, etwas zurückzugeben…

Originaltitel: Tao Jie - 桃姐

Produktionsland: China
Produktionsfirma: Bona International Film Group / Focus Films / Sil-Metropole organisation
Produzenten: Roger Lee / Ann Hui / Nansun Shi / Cheung Hong Tat / Stephen Lam

Jahr: 2011
Länge: 114 Minuten

Sub-Genre: Drama

Regie: Ann Hui
Drehbuch: Susan Chan / Roger Lee
Musik: Law Wing Fai

Kamera: Yu Lik-wai
Schnitt: Chi-Leung Kwong / Manda Wai

Besetzung:

  • Deanie Ip …. Ah Tao
  • Andy Lau …. Roger Leung
  • Wang Fuli …. Rogers Mutter
  • Yu Man-sil …. Sharon
  • Quin Hailu …. Frau Choi…u.a.

Drehorte: Hong Kong, China

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

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© Koch Media Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt) vor.
Der digital gedrehte Film weist eine sehr gute Detailgenauigkeit auf. Nur selten gibt es etwas weichere Shots.
Die Farben sind sehr dezent und wirken etwas ausgewaschen und blass. Der Schwarzwert ist im sehr guten Bereich, und die Kontraste können ebenfalls überzeugen.
Kurz: Ein sehr gutes, sauberes HD-Bild, das zwar keine Referenzwerte erreicht, aber absolut überzeugen kann.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Genrebedingt haben wir es hier mit einem äusserst ruhigen und dialoglastigen Film zu tun. Der Subwoofer kriegt so gut wie nichts zu tun. Eine Surroundatmosphäre wird zwar nicht aufgebaut, das ist hier aber zu verkraften. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Tonbalance ist ausgezeichnet ausgefallen.
Fazit: Ein guter, dem Genre angemessener Ton, ohne Überraschungen…

FAZIT

Eine solide HD-Umsetzung sowohl beim Bild wie beim Ton. Referenzwerte werden jedoch keine erreicht.

Unsere kleine Schwester

2015 (Umimachi Diary / 海街diary)

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Regisseur Hirokazu Koreeda hat mit diesem Film ein kleines Meisterwerk geschaffen, welches durch seine vordergründige Schlichtheit und erzählerische Tiefe zu beeindrucken versteht.

Dabei beginnt die Geschichte der drei Koda-Schwestern recht beschaulich, unspektakulär. Überhaupt ist die ganze Inszenierung ausgesprochen still und zurückhaltend ausgefallen. Die ungezwungene Natürlichkeit, in der sich die Handlung nach und nach entwickelt, hat mich in kürzester Zeit gefangengenommen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.

Obwohl im Zentrum der Geschichte die vier Schwestern stehen, folgt gleich an nächster Stelle das Haus, in dem sie leben. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass das Haus so etwas wie eine fünfte Hauptfigur ist. Die Hausszenen wurden – mit Ausnahme der Kochszenen – nicht in einem Studio, sondern im Haus selber gedreht. Diese Echtheit ist im ganzen Film stark zu spüren, und es ist kaum zu vermeiden, dass einem das alte Haus so richtig ans Herz wächst…
Es ist nicht nur Koreedas meisterhafte Inszenierung, die überzeugt, sondern ebenso sehr zu beeindrucken vermag die schauspielerische Umsetzung der vier Schauspielerinnen, allen voran diejenige von Haruka Ayase, welche die Rolle der ältesten Schwester herausragend verkörpert. Die ruhige, unaufdringliche Spielweise verschmilzt kongenial mit Koreedas Inszenierung.

Die besten Schauspielerinnen könnten allerdings nicht viel ausrichten, wenn das Drehbuch nichts hergäbe – jedoch auch hier hat Koreeda ganze Arbeit geleistet. Die Geschichte selber basiert auf der Manga-Serie «Umimachi Diary» und wurde von Koreeda für diesen Film adaptiert. Die Dialoge sind natürlich, verfügen über Tiefe, zarten Humor und über eine Verve, wie ich sie schon sehr lange nicht mehr gesehen habe.

Wenn sie also mal einen richtig guten, ich möchte sogar sagen, perfekten Film sehen wollen, sehen Sie sich «Unsere kleine Schwester» an – japanisches Gefühls-Kino in Vollendung!

Die drei Schwestern Sachi, Yoshino und Chika leben zusammen im Haus ihrer verstorbenen Grossmutter in der kleinen japanischen Stadt Kamakura. Dort leben sie, seit ihr Vater die Familie wegen einer anderen Frau verlassen hatte und die Mutter daraufhin ebenfalls die Familie verliess.

Sachi, die älteste der Koda-Schwestern arbeitet als Krankenschwester im örtlichen Krankenhaus und fungiert als Ersatzmutter für ihre beiden jüngeren Schwestern.
Als die drei eines Tages vom Tod ihres Vaters erfahren, machen sie sich gemeinsam auf ins ferne Yamagata, um ihrem Vater die letzte Ehre zu erweisen. Dort angekommen, treffen sie auf die dreizehnjährige Suzu – ihre Halbschwester. Sie sind sich von Beginn an sympathisch und Sachi fühlt instinktiv, dass Suzu in der Witwe ihres Vaters keinen geeigneten Vormund finden wird, weshalb sie Suzu anbietet, zusammen mit ihnen in Kamakura zu leben.
Suzu nimmt das Angebot an, und für die vier Schwestern beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der viel Schönes aber auch die schwierige Aufarbeitung der Vergangenheit für sie bereit hält…

Originaltitel: Umimachi Diary / 海街diary 

Produktionsland: Japan
Produktionsfirma: Fuji IG Laboratory / GAGA / Shogakukan u.a.
Produzenten: Kaoru Matsuzaki / Hijiri Taguchi

Jahr: 2015
Länge: 127 Minuten

Sub-Genre: Drama / Frauenfilm

Regie: Hirokazu Koreeda
Drehbuch: Hirokazu Koreeda
Literarische Vorlage: Manga-Serie Umimachi Diary von Akimi Yoshida
Musik: Yoko Kanno

Kamera: Mikiya Takimoto
Schnitt: Hirokazu Koreeda

Besetzung:

Haruka Ayase …. Sachi Koda
Masami Nagasawa …. Yoshino Koda
Kaho …. Chika Koda
Suzu Hirose …. Suzu Asano
Ryo Kase …. Sakashita

Drehorte:

  • Fuji-shi, Shizuoka, Japan
  • Kamakura, Kanagawa, Japan
  • Fuji City General Hospital, Fuji, Japan

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

The Farewell

2019 (The Farewell)

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Die chinesisch-amerikanische Tragikkomödie «Farewell» wurde von Lulu Wang inszeniert und geschrieben. Erzählt wird darin die Geschichte einer chinesisch-amerikanischen Familie, die, nachdem sie erfahren hatte, dass die in China lebende Grossmutter nur noch kurze Zeit zu leben hat, beschliesst, ein grosses Familienfest zu feiern, bevor diese stirbt. Das Pikante daran ist die Tatsache, dass die Grossmutter die einzige ist, der ihre tödliche Krankheit verschwiegen wird, und die sich deshalb ahnungslos über den Besuch ihrer Familie freut…

In der Hauptrolle als Billi ist die chinesisch-amerikanische Schauspielerin und Rapperin Awkwafina zu sehen, welche die Enkelin der sterbenden Grossmutter sehr überzeugend und glaubhaft spielt. Überhaupt ist die schauspielerische Umsetzung ausserordentlich gut gelungen.

Nicht minder beeindruckend ist die Inszenierung durch Lulu Wang, die hier ein heikles Thema auf sehr lockere und versierte Art auf die Leinwand gebracht hat. Der Balanceakt zwischen Tragik und Komik ist wunderbar umgesetzt und besticht durch Wangs subtiles Gespür für menschliche Unzulänglichkeiten. Die Inszenierung ist dabei sehr ruhig ausgefallen und wird durch lange Bildeinstellungen gekonnt entschleunigt. Der Film wurde zweisprachig, in Chinesisch und Englisch, gedreht. In der deutschen Synchronisation wurden die englischen Sequenzen belassen und die chinesischen auf Deutsch synchronisiert. Das ist ein geschickter Schachzug, der wesentlich zur Atmosphäre beiträgt.

Entstanden ist eine kleine Filmperle, welche einen spannenden Einblick in die chinesische Gedankenwelt und Kultur preisgibt sowie gleichzeitig das schwierige Verhältnis von Emigranten zu ihrem Heimatland thematisiert – äusserst sehenswert!

Die junge chinesisch-amerikanische Schriftstellerin Billi lebt in New York City. Trotz der räumlich grossen Distanz zu ihrer in Changchun, China lebenden Nai Nai (Grossmutter väterlicherseits), pflegt sie eine enge Beziehung zu ihr.
Als Billi von ihren Eltern erfährt, dass bei Nai Nai Lungenkrebs diagnostiziert wurde und ihr nur noch wenige Monate zu leben vorausgesagt werden, ist sie tief erschüttert.

Doch Nai Nai weiss, dank geschickter Manipulation durch die Ärzte und ihre Schwester, gar nichts von ihrer Krankheit. Vielmehr wird ihr vorgemacht, dass die Befunde alle gutartig gewesen seien.

Billies Familie plant eine fiktive Hochzeit zwischen Billis in Japan lebendem Cousin Hao Hao und dessen Freundin, um einen Vorwand für ein gemeinsames Treffen bei Nai Nai zu haben, ohne dass diese Verdacht schöpft.
Aus Angst, dass Billi ihre wahren Gefühle vor ihrer Nai Nai nicht verbergen könnte, bitten sie ihre Eltern nicht nach China mitzureisen. Doch Billi denkt nicht daran, sich an diesen Wunsch zu halten und reist mit dem erst besten Flug nach Changchun.

Während Nai Nai hoch erfreut ist über den Besuch ihrer ganzen Familie und mit Elan beginnt, die Hochzeit für ihren Enkel zu planen, wird es für ihre Kinder und Enkel immer schwieriger, die Lüge aufrecht zu halten…

Originaltitel: Farewell

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: Raya Productions / Big Beach / Deptht of Field / Kindred Spirit
Produzenten: Daniele Meila / Marc Turtletaub / Peter Saraf u.a.

Jahr: 2019

Länge: 100 Minuten

Genre: Tragikkomödie / Culture-Clash-Film

Regie: Lulu Wang
Drehbuch: Lulu Wang
Musik: Alex Weston

Kamera: Anna Franquesa Solano
Schnitt: Michael Taylor / Matthew Friedman

Hauptdarsteller:

Awkwafina …. Billi
Tzi Ma …. Haiyan
Diana Lin …. Lu Jian
Zhao Shu-zhen …. Nai Nai
Hong Lu …. Little Nai Nai

Drehorte:

  • Changchun, China
  • New York City, USA

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format - D-Cinema)

Sound Mix: DTS HD Master

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© 2020 DCM


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.40:1 (14:5 CinemaScope) vor.

Die Bildqualität dieser Blu-ray hinterlässt einen ausgezeichneten Eindruck. Der Schärfegrad ist auf sehr hohem Level und die Detailgenauigkeit hervorragend. Es ist deutlich zu sehen, dass hier mit sehr hochwertigen Digitalkameras gedreht wurde. Die Farben wirken natürlich, und der Schwarzwert ist tief und satt. Auch die Kontraste können überzeugen, nur ganz selten in dunklen Szenen werden zuweilen Details leicht verschluckt.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1

Die Tonqualität kann durch eine ausgezeichnete Dynamik und eine sehr gute Dialogverständlichkeit punkten. Die im Originalton in Englisch gesprochenen Sequenzen wurden belassen und mit Untertitel versehen.
Die Tonbalance ist perfekt ausgefallen. Einzig bei der Surround-Umsetzung fehlt die Substanz – lediglich beim Soundtrack werden die Surroundlautsprecher gut ins Geschehen miteinbezogen. Ansonsten ist die Abmischung sehr frontlastig ausgefallen. Die Tonbalance ist ausgewogen und stimmig.

FAZIT

Die Blu-ray-Umsetzung ist auf der Höhe der Zeit!



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