Ebenso wie die Komödie, ist auch das Filmdrama ein sehr breitgefasster Oberbegriff für eine Vielzahl von allerlei, in diesem Fall, ernsten Subgenres. Hier gibt es Trauriges, Sentimentales, Sozialkritisches, Historisches, Abenteuerliches und vieles mehr…

Inhaltlich werden oft zwischenmenschliche Beziehungen, Lebenskrisen, die Suche nach Glück oder die Verarbeitung von Schicksalsschlägen thematisiert.

Gut erzählte Schicksalsgeschichten können packend, spannend und mitreissend sein. Eine kleine Auswahl meiner liebsten dramatischen Entdeckungen finden Sie in Folge…

Am goldenen See

1981 (On Golden Pound)

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Was Henry Fonda und Katharine Hepburn hier für eine schauspielerische Leistung abliefern, ist schlicht genial.
Wobei der Streifen eine meisterhafte Balance zwischen Witz und Tragik hält und man als Zuseher hin und her gerissen wird.
Ein grandioser Film mit wunderschönen Bildern, erstklassigen Dialogen, sarkastischen Spitzen und drei exzellenten Hauptdarstellern. Ich hab den schon gefühlte hundert Mal gesehen und empfinde in jedes Mal wieder als eine Offenbarung.

Ethel und Norman (Katharine Hepburn / Henry Fonda) verbringen wie jedes Jahr den Sommer in ihrem Ferienhaus am See.
An Normans 80. Geburtstag kriegen sie Besuch von ihrer Tochter und deren neuem Lebenspartner, der auch noch seinen Sohn mitbringt.
Norman möchte seinen Frieden, und mit seiner Tochter hat er sowieso seine Schwierigkeiten. Es ist also höchste Zeit, dass da mal reiner Tisch gemacht wird…

Originaltitel: On Golden Pound

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: ITC Entertainment / Universal Pictures
Produzenten: Bruce Gilbert

Jahr: 1981
Länge: 109 Minuten

Sub-Genre: Dramedy / Liebesgeschichte

Regie: Mark Rydell
Drehbuch: Ernest Thompson
Musik: Dave Grusin

Kamera: Billy Williams
Schnitt: Robert L. Wolfe

Besetzung:

Katharine Hepburn …. Ethel Thayer
Henry Fonda …. Norman Thayer
Jane Fonda …. Chelsea Thayer Wayne
Doug McKeon …. Billy Ray
Dabney Coleman …. Bill Ray

Drehorte: Squam Lake, New Hampshire

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7)

Sound Mix: Mono

Paris, Texas

1984 (Paris, Texas)

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Vergleichbar mit einem Italo-Western, beginnt der Streifen irgendwo in einer Steinwüste. Der Protagonist stolpert durch die Gegend und bricht schliesslich erschöpft zusammen. Im Hintergrund untermalt durch Ry Cooders markantes Gitarrenspiel. Diese unglaublich bedächtige, entschleunigende Umsetzung macht schnell klar, dass wir es nicht mit einem 08/15-Film zu tun haben.
Wim Wenders Roadmovie hat es in sich. Erzählt er doch die Geschichte von verlorenen Seelen, die wieder zueinander finden, oder auch nicht. Vieles bleibt ungesagt, manches nur angedeutet.
Trotz dieser zurückhaltenden Inszenierung kommt nie Langeweile auf, im Gegenteil. Die Suche nach seiner Frau und der, in gewisser Weise, offene Schluss, sind stimmig und eindrücklich umgesetzt.
Für mich der beste Film von Wim Wenders und ein Streifen, den ich mir immer wieder mal ansehen kann.

Jahre nach seinem Verschwinden taucht Travis, den alle für tot gehalten hatten, inmitten der texanischen Steinwüste wieder auf. Ein Arzt benachrichtigt seinen Bruder Walt, der den verwirrten und unter Amnesie leidenden Travis zu sich und seiner Familie nach Los Angeles holt. Dort trifft Travis wieder auf seinen siebenjährigen Sohn Hunter, der seit der Trennung seiner Eltern bei seinem Onkel lebt.
Langsam kehrt Travis Erinnerung zurück und auch sein Sohn fasst langsam wieder Vertrauen zu ihm. Gemeinsam mit Hunter macht sich Travis auf die Suche nach seiner ebenfalls verschollenen Frau Jane. Eine Odyssee beginnt quer durch den Südwesten Amerikas...

Originaltitel: Paris, Texas

Produktionsland: Frankreich / Deutschland
Produktionsfirma: Road Movies Filmproduktion / Argos Films / Wim Wnders Stiftung
Produzenten: Don Guest

Jahr: 1984
Länge: 147 Minuten

Sub-Genre: Liebesdrama / Gesellschaftsdrama

Regie: Wim Wenders
Drehbuch: L. M. Kit Carson / Sam Shepard
Musik: Ry Cooder

Kamera: Robby Müller
Schnitt: Peter Przygodda

Besetzung:

Harry Dean Stanton …. Travis
Nastassja Kinski …. Jane
Dean Stockwell …. Walt
Aurore Clément …. Anne
Hunter Carson …. Hunter…u.a.

Drehorte:

Big Bend National Park, Texas, USA
Burbank, Kalifornien, USA
Houston, Texas, USA
El Paso, Texas, USA
Los Angeles, Kalifornien, USA
Mojave Wüste, Kalifornien, USA
Fort Stockton, Texas, USA
Four Corners, Kalifornien, USA

Aspect Ratio: 1.66:1 (15:9 Paramount-Format ab 1953)

Sound Mix: Mono

Mystery Train

1989 (Mystery Train)

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Jim Jarmusch, der auch das Drehbuch zu diesem tragischen und zugleich urkomischen Meisterwerk schrieb, ist es gelungen, eine intelligente Geschichte in einer schlicht genialen Umsetzung mit hervorragenden Schauspielern zu verbinden.
Schlussendlich stellt der Film das Dasein, wie es ist oder sein könnte, dar. Wir verfolgen gebannt den melancholischen Mystery Train auf seinem Weg durch alle Zufälle, Begegnungen und Belanglosigkeiten des Lebens.

Wie schon der Titel vermuten lässt, steht Elvis im Mittelpunkt dieses genialen Episodenfilmes oder besser, er schwebt wie ein Geist über allem.
Die drei Episoden haben auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten. Da ist das japanische Touristen-Pärchen Jun und Mitsuko, die mit dem Zug in Memphis Tennessee eintreffen und sich auf die Spuren des Kings begeben.
In der zweiten Episode begegnen wir der Italienerin Luisa, die ihren in Memphis verstorbenen Ehemann zurück nach Italien holen will und dabei auf Dee Dee trifft, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat.
In der dritten Episode begegnen wir Johnny, Will und Charlie, die alkoholisiert und unberechenbar durchs nächtliche Memphis unterwegs sind.
Je länger der Film läuft, um so mehr beginnen sich einzelne Stränge miteinander zu verbinden. Als dann schlussendlich alle Protagonisten im Hotel Arcade versammelt sind, wird dem Zuseher plötzlich klar, was hier läuft…

Originaltitel: Mystery Train

Produktionsland: Japan / USA
Produktionsfirma: Mystery Train Inc. / Victor Company of Japan
Produzenten: Rudd Simmons / Jim Stark

Jahr: 1989
Länge: 113 Minuten

Sub-Genre: Episodenfilm

Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch
Musik: John Lurie

Kamera: Robby Müller
Schnitt: Melody London

Besetzung:

Masatoshi Nagase …. Jun
Yûki Kudô …. Mitsuko
Nicoletta Braschi …. Luisa
Elizabeth Bracco …. Dee Dee
Screamin‘ Jay Hawkins …. Night Clerk

Drehorte: Memphis, Tennessee

Aspect Ratio: 1.78:1 (16:9)

Sound Mix: Mono

Eine wahre Geschichte - The Straight Story

1999 (The Straight Story)

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„The Straight Story“ ist eine Mischung aus Tragikkomödie und Roadmovie – und gleichzeitig der vermutlich beste Film, den David Lynch bis anhin abgeliefert hat.
Die herzergreifende Story, die auf der wahren Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight beruht, wurde beeindruckend umgesetzt, dank Lynchs meisterhafter Inszenierung und Richard Farnsworths eindrücklicher Spielweise.
Die eigentliche Seele des Streifens ist jedoch Mary Sweeney, die „The Straight Story“ nicht nur produzierte und das Drehbuch verfasst hatte, sondern auch den Schnitt besorgte – schliesslich ist Letzteres sogar dafür verantwortlich, dass aus einem an sich unspektakulären Film ein wahres Meisterwerk geworden ist, bei dem einfach alles stimmt.

Die entschleunigte Handlung, die stellenweise eine geradezu meditative Stille verbreitet, ist sensationell in Szene gesetzt worden. Die ungewöhnlichen Ruhe und Kraft, die hier ausgestrahlt wird, nimmt schnell Besitz vom Zuschauer. Die Figuren sind unglaublich realistisch und zu keiner Zeit geschwätzig – im Gegenteil, das Unausgesprochene schwingt in jeder Szene mit und sorgt dafür, dass „The Straight Story“ authentisch und berührend ist.

Die wunderschönen Landschaftsaufnahmen des amerikanischen Mittelwestens, sowie der kongeniale Soundtrack unterstützen die Geschichte und die behutsame Erzählweise eindrücklich.

Der Hauptdarsteller Richard Farnsworth erkrankte schon während der Dreharbeiten schwer an Krebs und setzte seinem Leben im darauffolgenden Jahr, seinem achtzigsten Lebensjahr ein Ende – somit ist „The Straight Story“ nicht nur sein letzter und vermutlich bester Film, sondern gewissermassen auch sein Vermächtnis…

Der 73-jährige Witwer Alvin Straight lebt mit seiner vom Schicksal gezeichneten Tochter Rose im beschaulichen Ort Laurens, Iowa.
Als Alvin erfährt, dass sein Bruder Lyle einen Schlaganfall erlitten habe, beschliesst er Lyle, mit dem er schon seit zehn Jahren kein Wort mehr gewechselt hat, zu besuchen.
Es gibt da nur ein paar kleine Probleme: Alvin hat eine Sehschwäche, weshalb er nicht mehr Auto fahren darf, zudem kann er nach einem Sturz nur noch an Stöcken gehen. Da er zu stolz ist, sich von jemandem hinfahren zu lassen und es auch keine Buslinie gibt, die in die Nähe seines Bruders fährt, beschliesst er kurzentschlossen, die Wegstrecke von rund 240 Meilen mit seinem Rasenmäher-Traktor und einem selbstkonstruierten Anhänger in Angriff zu nehmen.
Es beginnt ein wochenlanger Roadtrip, bei dem sich Alvin mit Gelassenheit und einer Geschwindigkeit von acht Kilometern pro Stunde langsam aber bestimmt seinem Ziel in Mount Zion, Wisconsin nähert…

Originaltitel: The Straight Story

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: The Straight Story Inc.
Produzenten: Neal Edelstein / Mary Sweeney

Jahr: 1999
Länge: 108 Minuten

Sub-Genre: Biopic / Tragikkomödie

Regie: David Lynch
Drehbuch: John Roach / Mary Sweeney
Musik: Angelo Badalamenti

Kamera: Freddie Francis
Schnitt: Mary Sweeney

Besetzung:

Richard Farnsworth …. Alvin Straight
Sissy Spacek …. Rose Straight
Harry Dean Stanton …. Lyle Straight
Everett McGill …. Tom
Jane Galloway Heitz …. Nachbarin

Drehorte:

- West Bend, Iowa, USA
- Mount Zion, Wisconsin, USA
- Clermont, Iowa, USA
- Prairie du Chien, Wisconsin, USA
- Laurens, Iowa, USA
- New Hampton, Iowa, USA ...u.a.

Aspect Ratio: 2.39:1 (12:5 – CinemaScope-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

Image

© 2018 Arthaus


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format) vor.

Wir haben es mit einer sehr ansprechenden Bildumsetzung zu tun, die vor allem mit sauberen und scharfen Nahaufnahmen punkten kann. Bei Totalen wirkt das Bild etwas weicher. Die Farbgebung ist sehr natürlich ausgefallen. Der Schwarzwert bewegt sich im oberen Mittelmass, und die Kontraste sind sehr gut.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.

Da es sich hier um einen ausgesprochen ruhigen, dialoglastigen Film handelt, kommen die Surroundkanäle einzig beim Soundtrack zuweilen zum Tragen. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Tondynamik wird kaum gefordert, und die Balance ist ausgewogen und stimmig.

FAZIT

Eine solide Blu-ray-Umsetzung, die sowohl beim Bild wie auch beim Ton überzeugen kann.

Another Year

2010 (Another Year)

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Eine wunderbare kleine Filmperle. Ich mag Filme, in denen einem nicht alles vorgekaut und auf dem Silbertablett serviert wird.
Der Streifen besticht aber nicht nur durch ein exzellentes Drehbuch, sondern auch durch wirklich gute Dialoge - Wobei das Nichtgesagte mindestens ebenso gewichtig ist, wie das Ausgesprochene.
Was einen dann endgültig umhaut, ist die schauspielerische Leistung, die ich schlicht als genial bezeichnen würde.
Wahrlich kein leichter Film für zwischendurch, sondern einer, der den Zuschauer fordert und der sich auch nach dem Ende im Kopf weiterdreht.

Fazit: Ein genialer Streifen für Liebhaber des gepflegten Dialogfilmes - für Hollywood-Junkies jedoch vollständig ungeeignet...

Das ältere Ehepaar Tom und Gerri leben glücklich und zufrieden in ihrem kleinen Haus. Ihr Heim ist eine Oase des Friedens und ihre Ehe verläuft ausgesprochen harmonisch. Das wird auch von der unglücklichen Mary so empfunden, die sich in regelmässigen Abständen bei den beiden einfindet. Sie ist auf der Suche nach einem Mann und hat ein Auge auf Joe, den Sohn von Tom und Gerri geworfen. Joe zeigt aber keinerlei Interesse an Mary, was zu einem Konflikt und schliesslich sogar zum Bruch mit Tom und Gerri führt. Als dann noch die Ehefrau von Toms Bruder verstirbt, treten ganz andere Probleme in den Vordergrund.
Die Geschichte ist nach Jahreszeiten aufgeteilt, die nicht nur das fortschreiten der Zeit symbolisieren, sondern auch die Vergänglichkeit des Lebens…

Originaltitel: Another Year

Produktionsland: Grossbritannien
Produktionsfirma: © Thin Man Films
Produzenten: Georgina Lowe

Jahr: 2010
Länge: 129 Minuten

Sub-Genre: Tragikkomödie / Beziehungsfilm

Regie: Mike Leigh
Drehbuch: Mike Leigh
Musik: Gary Yershon

Kamera: Dock Pope
Schnitt: Jon Gregory

Besetzung:

Jim Broadbent …. Tom
Ruth Sheen …. Gerri
Lesley Manville …. Mary
Oliver Maltman …. Joe ...u.a.

Drehorte:

- Derby Derbyshire, England
- London, England

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

Image

© 2011 Prokino


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format) vor.

Ein wirklich sehr gutes Bild wird hier geboten. Der Schärfewert bei Close-Ups bewegt sich auf Referenz-Niveau. Bei Totalen wird es dann etwas weicher. Da die meisten Szenen aber in Räumen spielen, fällt das nicht so ins Gewicht. Der Schwarzwert ist gut und auch der Kontrast bewegt sich auf gutem Bereich. Die Farben wirken natürlich.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.

Da es sich hier um einen reinen Dialogfilm handelt, gibt es keine nennenswerte Surround-Akustik. Ausser einem vorbeifahrenden Zug werden die Surround-Lautsprecher kaum in Aktion gebracht. Die Dialoge, und das ist hier wichtig, sind jedoch sehr gut verständlich.

FAZIT

Eine Zeitgemässe HD-Umsetzung sowohl beim Bild wie beim Ton!

St. Vincent

2014 (St. Vincent)

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Bill Murray wird, wie ein guter Wein, mit zunehmendem Alter immer besser. Die schauspielerische Darbietung in diesem Streifen gehört mit zum Besten, das ich bis jetzt von ihm gesehen habe. Niemals zuvor habe ich einen abgehalfterten, misanthropischeren, kauzigeren und gleichzeitig irgendwie liebenswerteren Vietnamveteran gesehen, als in diesem wunderbaren Streifen.
Zugegeben, die Handlung als solche strotzt nicht gerade vor Originalität. Die Geschichte wurde so oder ähnlich schon unzählige Male in Hollywood abgedreht. Die Mischung zwischen Drama und Komödie ist hier jedoch unglaublich gut gelungen. Man leidet und lacht mit, was zu einem Grossteil der ausgezeichneten schauspielerischen Umsetzung geschuldet ist. Wobei beileibe nicht nur Bill Murray brilliert. Melissa McCarthy und Jaeden Lieberher stehen ihm kaum nach.

Bei all dem Gutgemachten schaut man generös über den etwas schmalzigen Schluss hinweg und wird spätestens beim Abspann, wo wir Bill Murray beim Topfpflanzen giessen zusehen dürfen, während im Hintergrund Bob Dylans „Shelter From The Storm“ läuft, voll und ganz entschädigt.

Fazit: Wer gut gemachte Tragikkomödien zu schätzen weiss und einen Bill Murray in Bestform erleben möchte, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Zu behaupten, Vincent MacKenna stünde vor dem Abgrund, beschreibt seine Situation nur unzureichend, eigentlich ist er bereits einen Schritt weiter…
Er trinkt was das Zeug hält und steht genau genommen nur auf, um in die Strippbar oder zum Pferderennen zu gehen. Er hat bei allen und jedem Schulden und keine Aussicht, dass sich daran in Zukunft etwas ändern könnte.
Die alleinstehende Maggie Bronstein und ihr kleiner Sohn Oliver ziehen, nichts ahnend, ins Nachbarhaus. Als Maggie Vincent bittet, nach der Schule auf ihren Sohn aufzupassen, ist niemand erstaunter als Vincent selber.
Oliver begleitet Vincent in Nachtclubs, Bars und auf die Rennbahn. Zudem stellt Vincent dem Jungen die schwangere Stripperin Daka vor.
Als Oliver in der katholischen Schule, den Auftrag erhält, einen Vortrag über einen „Heiligen“ der Gegenwart zu halten, ist für Oliver schnell klar, dass dies nur Vincent sein kann… Das verrückte daran ist, er kann es sogar plausibel begründen…

Originaltitel: St. Vincent

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: Chernin Entertainment / Crescendo Productions…u.a.
Produzenten: Theodore Melfi / Fred Roos u.a.

Jahr: 2014
Länge: 102 Mintuen

Genre: Tragikkomödie / Drama

Regie: Theodore Melfi
Drehbuch: Theodore Melfi
Musik: Theodore Shapiro

Kamera: John Lindley
Schnitt: Sarah Flack / Peter Teschner

Besetzung:

Bill Murray …. Vincent MacKenna
Melissa McCarthy …. Maggie Bronstein
Jaeden Lieberher …. Oliver Bronstein
Naomi Watts …. Daka Paramova…u.a

Drehorte: New York City, New York, USA

Aspekt Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

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© 2015 Polyband


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1.85:1 (13:7 US WideScreen) vor.

Die Bildqualität kann im Grossen und Ganzen überzeugen.
Man sieht dem Bild seine analoge Herkunft an, die macht sich durch leichtes Filmkorn bemerkbar. Die Kontrast- und Schwarzwerte sind im guten Bereich. In dunklen Szenen ist eine leichter Detailverlust festzustellen.
Die Grundschärfe ist recht hoch und wird nur ganz selten etwas weicher.
Alles in allem eine sehr gute HD-Bildumsetzung, die nur bei Details noch leicht zu verbessern wäre…

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.

Auch die Tonumsetzung ist sehr ansprechend gelungen.
Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Der Surroundton wird sehr dezent eingesetzt, meistens beim ausgezeichneten Soundtrack. Ansonsten ist die Tonumsetzung recht frontlastig. Die Balance ist gut und die Dynamik, in den wenigen Szenen, in der sie zum Tragen kommt, ansprechend.
Alles in allem eine gute, wenn auch nicht überragende HD-Tonumsetzung.

FAZIT

Eine Zeitgemässe HD-Umsetzung sowohl beim Bild wie beim Ton!

Sieben Minuten nach Mitternacht

2016 (A Monster Calls)

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Was vordergründig wie ein einfach gestrickter Horrorfilm wirkt, entpuppt sich nach kurzer Zeit als bewegendes Psychogramm eines völlig überforderten 13-jährigen Jungen.
Regisseur Bayona arbeitet geschickt mit Elementen aus dem Horror-Genre und kriegt es gleichzeitig hin, dass der Film jeder Zeit seine Glaubwürdigkeit bewahrt. Zudem gewinnt die Handlung mit voranschreitendem Verlauf mehr und mehr an Tiefe und Differenziertheit. Das ist wirklich grosses Kino und auch schauspielerisch allererster Güte! Sigourney Weaver spielt gewohnt souverän und auch Felicity Jones ist in der Darstellung der todkranken Mutter sehr überzeugend. In den Schatten gestellt werden die beiden nur durch den herausragenden Lewis MacDougall, der seine anspruchsvolle Rolle beeindruckend meistert!

Ein Film über das Loslassen, den Tod und die Trauerverarbeitung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der von diesem kleinen Meisterwerk unberührt bleibt…

Fazit: Grosse Filmkunst in eindrücklicher technischer Umsetzung und grandioser schauspielerischer Leistung – viel mehr geht nicht…

Der 13-jährige Conor lebt zusammen mit seiner schwerkranken Mutter in einem kleinen Haus. Als es seiner Mutter immer schlechter geht, versucht Conors Grossmutter, ihn davon zu überzeugen, dass es besser wäre, wenn er bei ihr wohnen würde - aber Conor will nichts davon wissen. Er versucht, seiner Mutter so gut wie möglich zu helfen. In der Schule ist er ein Aussenseiter und wird regelmässig von Schulschlägern drangsaliert. Nachts plagen Conor schlimme Albträume, aus denen er regelmässig in Schweiss gebadet erwacht.
Eines Nachts, kurz nach Mitternacht, wird Conor durch unheimliche Geräusche wach. Als er aus dem Fenster sieht, kann er seinen Augen kaum trauen. Die alte Eibe auf dem Friedhofshügel kommt direkt auf ihn zu. Das Baummonster will Conor jedoch nichts anhaben, sondern erzählt dem eingeschüchterten Jungen in dieser und den folgenden zwei Nächten jeweils eine Geschichte. Als Gegenleistung verlangt die alte Eibe von Conor die Wahrheit. Conor ist ratlos, die Wahrheit von was oder worüber? Während sich Conor noch fragt, was er mit den unverständlichen Geschichten anfangen soll, beginnt er zu verstehen, welcher traurigen Wahrheit er sich stellen muss…

Originaltitel: A Monster Calls

Produktionsland: USA / Spanien / Grossbritannien
Produktionsfirma: Apaches Entertainment / River Road Entertainment...u.a.
Produzenten: Belén Atienza

Jahr: 2016
Länge: 109 Minuten

Sub-Genre: Fantasyfilm / Animation

Regie: Juan Antonio Bayona
Drehbuch: Patrick Ness
Romanvorlage: „A Monster Calls“ von Patrick Ness (2011)
Musik: Fernando Velazquez

Kamera: Oscar Faura
Schnitt: Jaume Marti / Bernat Vilaplana

Besetzung:

- Lewis MacDougall …. Conor
- Sigourney Weaver …. Connors Grossmutter
- Felicity Jones …. Conors Mutter
- Toby Kebbell …. Conors Vater...u.a.

Drehorte:

- Bolton, England
- Blackpool, Lancashire, England
- Huddersfield, West Yorkshire, England
- Greater Manchester, England
- Parc Audiovisual de Catalunya Studios, Barcelona, Spanien

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: Dolby Atmos

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© Arthaus


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.40:1 (12:5 - CinemaScope) vor.
Wir haben es hier mit einer hochwertigen Bildqualität zu tun, die nur wenige Schwachpunkte aufweist. Vereinzelt sind Aufnahmen etwas weicher ausgefallen und in dunklen Szenen sind die Kontrastwerte nicht im optimalen Bereich. Ansonsten kann die HD-Umsetzung mit sehr guter Detailgenauigkeit und überzeugendem Schwarzwert aufwarten.
Die Farben sind durch Filter zuweilen stark verfremdet, wirken jedoch stimmig.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Die Tonumsetzung ist ausgezeichnet ausgefallen. Vor allem die wirklich gute Surroundabmischung ist beeindruckend. Die Dynamik ist sehr nuanciert und die Tonbalance stimmig. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen.

FAZIT

Eine sehr hochwertige und zeitgemässe HD-Umsetzung, die vor allem beim Ton zu hundert Prozent überzeugen kann.

Ich, Daniel Blake

2016 (I, Daniel Blake)

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Ein Film, der einen erst einmal sprachlos zurücklässt. Mit ruhiger Inszenierung und dokumentarhafter Umsetzung ist Regisseur Ken Loach ein kleines Meisterwerk gelungen, das sowohl durch seine Schonungslosigkeit wie auch seine Herzenswärme besticht.

Der arbeitslose Zimmermann Daniel Blake, hervorragend verkörpert durch Dave Johns, wird unfreiwillig zu einem modernen Held der Arbeiterklasse und gewinnt durch seine natürliche und einfühlsame Art schnell die Herzen der Zuschauer.
Ich habe selten eine gnadenlosere Abrechnung mit den Ungerechtigkeiten und bürokratischen Untiefen des modernen Sozialstaates gesehen. Durch die dokumentarische Inszenierung gewinnt die Geschichte zusätzlich an Tiefe. Zudem ist die schauspielerische Umsetzung aller Beteiligten hervorragend ausgefallen.

Entstanden ist ein sehr berührendes Sozialdrama, welches sich zum Schluss zu einer Tragödie ausweitet. Hier stimmt einfach alles, bis ins kleinste Detail – das ist Kino in Vollendung und absolut sehenswert!

Nachdem Daniel Blake einen schweren Herzinfarkt erlitten hat, verordnet die Ärztin dem 59-jährigen verwitweten Zimmermann aus Newcastle, sich von jeglicher anstrengender Tätigkeit fernzuhalten und sich auszuruhen. Dies erweist sich jedoch als schwieriger umzusetzen als gedacht. Daniels Antrag auf Sozialhilfe wird abgewiesen, und um Arbeitslosengeld beantragen zu können, muss er sich aktiv auf Stellensuche begeben - was er jedoch aus gesundheitlichen Gründen eben nicht tun sollte…
Es beginnt ein zermürbender Kampf gegen ein gesichtsloses System aus bürokratischen Hürden und deren Widersprüchen.
Auf dem Sozialamt lernt Daniel die ebenfalls mittellose, alleinerziehende Katie und ihre beiden Kinder kennen. Sie freunden sich an und der herzensgute Daniel unterstützt, trotz eigener Sorgen, Katie und ihre beiden Kids.
Daniel und Katie lassen sich nicht unterkriegen und beginnen sich, jeder auf seine Weise, gegen die Ungerechtigkeiten des „Sozialstaates“ zur Wehr zu setzen…

Originaltitel: I, Daniel Blake

Produktionsland: Grossbritannien / Frankreich / Belgien
Produktionsfirma: Sixteen Films / Why Not Productions / Wild Bunch / BBC u.a.
Produzenten: Rebecca O'Brian

Jahr: 2016
Länge: 100 Minuten

Sub-Genre: Sozialdrama / Tragikkomödie

Regie: Ken Loach
Drehbuch: Paul Laverty
Musik: George Fenton

Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Jonathan Morris

Hauptdarsteller:

Dave Johnes …. Daniel Blake
Hayley Squires …. Katie
Briana Shann …. Daisy
Dylan McKiernan …. Dylan
Kate Rutter …. Ann
Sharon Percy …. Sheila

Drehorte:

- Newcastle, England
- London, England

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)

Sound Mix: Dolby Digital

Image

© 2017 EuroVideo Medien GmbH


BILD ✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt) vor.

Wir haben es hier mit einer grundsätzlich sehr hochwertigen und guten HD-Umsetzung zu tun. Die Schärfe ist ausgezeichnet, und auch der Schwarzwert kann überzeugen. In dunklen Szenen ist der Kontrast zuweilen etwas eingeschränkt. Die Farben wirken eher blass, sind ansonsten jedoch recht natürlich ausgefallen.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.

Die Tonumsetzung ist leider äusserst zurückhaltend. Bei diesem Genre kann natürlich kein tontechnisches Feuerwerk erwartet werden, die hier vorliegende Umsetzung ist aber ausgesprochen frontlastig. Ausser bei vereinzelten Soundtrack-Passagen verirrt sich kaum ein Ton auf die Surround-Lautsprecher. Da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen.
Die Dialogverständlichkeit ist jederzeit sehr gut und die Tonbalance ausgewogen und stimmig.

FAZIT

Die Blu-ray-Umsetzung erreicht keine Referenzwerte, kann jedoch als gut bis sehr gut bezeichnet werden.

Begabt - Die Gleichung eines Lebens

2017 (Gifted)

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Was ist besser für ein hochbegabtes Kind? Möglichst stark gefördert und gefordert zu werden oder die Möglichkeit zu haben, eine angemessene Kindheit verbringen zu dürfen? Elementare Fragen, die in diesem Film äusserst spannend und mit viel Intelligenz angegangen werden.

„Gifted“, wie der Film im Original heisst, konnte mich auf der ganzen Linie überzeugen. Die Story ist packend erzählt und besticht vor allem durch ein unglaublich gutes Drehbuch. Die Dialoge sind pointiert und geistreich, die Inszenierung glänzt durch eine gutes Gespür fürs richtige Tempo - von bedächtig bis rasant ist alles dabei. So ganz nebenbei durchlebt man als Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe.

Die eigentliche Sensation bei diesem Film sind die Schauspieler, allen voran Mckenna Grace, die in der Rolle der hochbegabten Mary eine unglaubliche Leistung abliefert - in einer wahrlich anspruchsvollen Rolle!

Über das versöhnliche Ende kann man geteilter Meinung sein, und natürlich wird hier auch das eine oder andere Klischee bemüht - das Schöne an Klischees ist jedoch die Tatsache, dass sie ab und an dann eben doch dem Leben entspringen…

Seit dem Suizid seiner Schwester Diane, kümmert sich Frank Adler um seine kleine Nichte Mary. Zusammen leben sie in einem bescheidenen Häuschen in Florida. Ausser Frank hat Mary nur zwei Freunde, die freundliche Nachbarin Roberta und ihren einäugigen Kater Fred.
Als Mary mit sieben in die Schule muss, verändert sich ihr Leben schlagartig. Ihre Lehrerin Bonnie Stevenson merkt schnell, dass Mary kein gewöhnliches kleines Mädchen ist, sondern über aussergewöhnliche mathematische Fähigkeiten verfügt.
Frank, der sich ihrer Hochbegabung bewusst ist, weigert sich, Mary an eine Schule für Hochbegabte zu schicken. Er will, dass Mary eine normale Kindheit haben kann.
Die Schulleitung informiert daraufhin Franks Mutter Evelyn, die nun ihrerseits alles daran setzt, das Sorgerecht für ihre hochbegabte Enkelin zu erhalten. Ein Sorgerechtsstreit beginnt, bei dem es eigentlich nur Verlierer geben kann…

Originaltitel: Gifted

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: Fox Searchlight Pictures / FilmNation Entertainment u.a.
Produzenten: Andy Cohen / Karen Lunder

Jahr: 2017
Länge: 101 Minuten

Sub-Genre: Tragikkomödie / Beziehungsdrama

Regie: Marc Webb
Drehbuch: Tom Flynn
Musik: Rob Simonsen

Kamera: Stuart Dryburgh
Schnitt: Bill Pankow

Besetzung:

Mckenna Grace …. Mary Adler
Chris Evans ….. Frank Adler
Lindsay Duncan …. Evelyn Adler
Octavia Spencer …. Roberta Taylor
Jenny Slate …. Bonnie Stevenson...u.a.

Drehorte:

- Savammaj, Georgia, USA
- Tybee Island, Georgia, USA
- Wilmington Island, Georgia, USA
- Atlanta, Georgia, USA
- Boston, Massachusetts, USA


Aspect Ratio: 2.39:1 (12:5 – CinemaScope-Format / D-Cinema)

Sound Mix: Dolby Digital HD

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© Twentieth Century Fox Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.39:1 (12:5 - CinemaScope-Format - D-Cinema) vor.
Die Bildqualität dieses digital gedrehten Filmes ist grandios und referenzwürdig. Die Tiefenschärfe ist grossartig und der Schwarzwert satt. Die Farben wirken sehr natürlich und die Kontraste sind selbst bei schlechten Lichtverhältnissen bemerkenswert. Eine wirklich exzellente HD-Umsetzung, an der es nichts zu bemängeln gibt.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das deutsche Tonformat liegt in DTS 5.1 vor.
Sehr wohl etwas zu bemängeln gibt es bei der Tonumsetzung. Leider wurde einmal mehr beim deutschen Ton auf eine HD-Tonspur verzichtet - was meiner Meinung nach bei aktuellen Filmproduktionen unverzeihlich ist.
Die Surroundabmischung ist recht gut ausgefallen und weiss vor allem beim Soundtrack durch gute Räumlichkeit zu überzeugen. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Tonbalance ist in Ordnung. Der Dynamik fehlt das letzte Quäntchen, wie beim Wechsel auf die originale englische DTS-HD Master-Tonspur deutlich zu hören ist.

FAZIT

Eine referenzwürdige Bildumsetzung trifft auf eine unzeitgemässe deutsche Tonspur - HD-technisch ein Patt…

Lucky

2017 (Lucky)

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Harry Dean Stanton war ohne Frage ein genialer Schauspieler, spielte jedoch interessanterweise, trotz seiner Fähigkeiten und Wandelbarkeit, nur ganz selten Hauptrollen.
In einer seiner letzten Filmrollen vor seinem Tod spielte er nicht nur eine Hauptrolle, sie wurde ihm sogar auf den Leib geschrieben. Aus diesem Grund ist es nicht weiter erstaunlich, dass «Lucky» einer der besten Streifen geworden ist, in denen er mitgewirkt hat.
Die Figur des Lucky beinhaltet derart viele Facetten, welche auch den Schauspieler Harry Dean Stanton ausmachen, dass es nicht immer ganz einfach ist, die beiden auseinander zu halten.

Der zweite Glücksfall dieses Filmes ist der Regisseur John Carroll Lynch, welcher eigentlich Schauspieler ist und hier mit vierundfünfzig Jahren sein Regiedebut gibt. Die Art und Weise wie er diesen Film mit Stanton umgesetzt hat, ist ganz grosses Kino. Diese ruhige, gemächliche Erzählweise, kombiniert mit einer äusserst zurückhaltenden Inszenierung, haben aus einer einfachen Geschichte eine tiefsinnige und anrührende Lebensgeschichte entstehen lassen, die ihresgleichen sucht.

Was wohl als kleine Hommage an Harry Dean Stanton geplant war, wurde zum berührenden Opus Magnum. Der ganz eigene Rhythmus des Filmes, die intelligenten Dialoge und die melancholisch-humorvolle Spielweise, werden kaum jemanden unberührt lassen. Für mich der schönste Film des Jahres 2017!

Wer kontemplative, intelligente Filme mit Herz mag, ist hier genau richtig. Ein grosses Vermächtnis eines grossen Schauspielers!

Lucky, ein 90-jähriger Junggeselle und Freigeist, lebt in einem verschlafenen Städtchen irgendwo im Südwesten der USA. Sein kleines Haus steht inmitten einer Kakteenwüste und genau so stachelig und unnahbar ist auch Lucky…
Sein Leben besteht aus einem festgesetzten Tagesablauf, welcher morgens mit Yoga-Übungen und Zigaretten beginnt und mit einem Besuch im örtlichen Diner und einem Kreuzworträtsel seinen Fortgang nimmt. Am Nachmittag schaut er sich Quizshows im Fernseher an, bevor er seinen Tag in einer Bar mit philosophischen Gesprächen mit anderen Barbesuchern und einem Bloody Mary beschliesst.

Als Lucky eines Morgens umkippt, wird im schlagartig seine Vergänglichkeit bewusst. Sein Hausarzt bescheinigt Lucky beste Gesundheit, was nicht gerade zu Luckys Beruhigung beiträgt. Erst nach einem Gespräch mit einer Zufallsbekanntschaft über die Zeit des 2. Weltkrieges, den beide im Pazifik verbracht hatten, gelingt es Lucky einen Weg zu finden, um sich mit seinem näherrückenden Ende zu versöhnen…

Originaltitel: Lucky

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: Superlative Films / Divide/Conquer
Produzenten: Ira Steven Behr u.a.

Jahr: 2017
Länge: 88 Minuten

Sub-Genre: Tragikkomödie

Regie: John Carroll Lynch
Drehbuch: Logan Sparks / Drago Sumonja
Musik: Elvis Kuehn

Kamera: Tim Suhrstedt
Schnitt: Robert Gaijic

Hauptdarsteller:

Harry Dean Stanton …. Lucky
David Lynch …. Howard
Ron Livingston …. Bobby Lawrence
Barry Shabaka Henley …. Joe

Drehorte:

- Cave Creek, Arizona, USA
- Piru, Kalifornien, USA

Aspect Ratio: 2.39:1 ( 12:5 – CinemaScope )

Sound Mix: Dolby Digital

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© 2018 Alamode Filmdistribution


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format) vor.

Wir haben es mit einer sehr ansprechenden Bildumsetzung zu tun, die vor allem mit sauberen und scharfen Nahaufnahmen punkten kann. Bei Totalen wirkt das Bild etwas weicher. Die Farbgebung ist sehr natürlich ausgefallen. Der Schwarzwert bewegt sich im oberen Mittelmass, und die Kontraste sind sehr gut ausgefallen.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 5.1 vor.

Da es sich hier um einen ausgesprochen ruhigen, dialoglastigen Film handelt, kommen die Surroundkanäle einzig beim Soundtrack zuweilen zum Tragen. Die Dialoge sind jederzeit bestens zu verstehen. Die Tondynamik wird kaum gefordert, und die Balance ist ausgewogen und stimmig.

FAZIT

Die technische Umsetzung der Blu-ray ist solide ausgefallen, ohne jedoch beim Bild wie beim Ton Referenzwerte zu erreichen.

Green Book

2018 (Green Book)

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Um hier gleich mal mit der Tür ins Haus zu fallen, ich halte «Green Book» für den besten mir bekannten Film des Jahres 2018!
Dabei ist die, auf einer Männerfreundschaft beruhenden, wahre Geschichte denkbar unspektakulär vorgetragen. Es gibt nichts zu sehen, was man nicht schon in vielen anderen Filmen so oder ähnlich auch schon gesehen hätte. Der Film unterscheidet sich jedoch markant vom heutigen Mainstream-Kino: Er ist zu keiner Zeit auf Äusserlichkeiten ausgelegt, wirkt jederzeit ehrlich und glaubhaft und verfügt mit Viggo Mortensen, welcher hier vermutlich die beste schauspielerische Leistung seiner bisherigen Karriere abliefert, über einen begnadeten Hauptdarsteller. Wie Viggo Mortensen den etwas einfach gestrickten, jedoch mit allen Wassern gewaschenen, Tony Lip verkörpert, ist ganz grosses Kino. Er tut dies mit einer solchen unbekümmerten Selbstverständlichkeit, dass man als Zuschauer nur erahnen kann, wieviel Arbeit wohl dahinter stecken muss.
Apropos Arbeit, die unglaubliche Detailverliebtheit, mit welcher dieser Film die 60er-Jahre wiederaufleben lässt – das reicht vom Auto bis hin zu Küchengeräten und Wohnungseinrichtungen – ist wunderschön und trägt massgeblich zur hervorragenden Atmosphäre bei…

Die nuancierte Tragikkomödie hält gekonnt die Balance – Humor und Tragik liegen gleich nebeneinander und nicht selten sind sie kaum voneinander zu unterscheiden. Das ist dem wunderbaren Drehbuch geschuldet und dürfte unter anderem daran liegen, dass Nick Vallelonga, der Sohn der verfilmten Hauptfigur, hier mitschrieb.
Ein Roadmovie, in welchem sich die Protagonisten nicht nur physisch durch wunderschöne Landschaften bewegen, sondern sich auch einiges in den Köpfen der Beteiligten verändert.
Keine Angst, es handelt sich hier nicht um einen Selbstfindungsfilm, sondern um einen realistischen, warmherzigen Film ohne Pathos und Kitsch.

Ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne, für mich das Highlight des Jahres 2018!

New York City, 1962: Der aus einfachen Verhältnissen stammende Italo-Amerikaner Tony Lip wird vom Musiker Dr. Don Shirley als Chauffeur für die anstehende Tournee engagiert. Dr. Shirley ist ein begnadeter Pianist und die bevorstehende Tour soll bis tief in die Südstaaten führen.

Es versteht sich von selbst, dass Dr. Shirley als Schwarzer vor viele Herausforderungen gestellt wird, denn die Rassentrennung im Süden verunmöglicht eine normale Reise. So navigiert sein Chauffeur Tony anhand eines „Green Book“, in welchem alle Unterkünfte und Restaurants aufgeführt sind, welche von Schwarzen betreten werden dürfen.

Unterschiedlicher könnten die beiden Welten nicht sein, die mit Tony Lip und Dr. Shirley aufeinander treffen, doch je länger die Reise dauert, umso mehr spüren die beiden, dass es doch mehr Gemeinsamkeiten gibt, als anfänglich zu vermuten war…

Originaltitel: Green Book

Produktionsland: USA
Produktionsfirma: Participant / DreamWorks u.a.
Produzenten: Jim Burke / Peter Farrelly u.a.

Jahr: 2018
Länge: 131 Minuten

Genre: Drama / Tragikkomödie / Roadmovie / Musikfilm

Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Nich Vallelonga / Brian Hayes Currie / Peter Farrelly
Musik: Kris Bowers

Kamera: Sean Porter
Schnitt: Patrick J. Don Vito

Hauptdarsteller:

Viggo Mortensen … Tony „Lip“ Vallelonga
Mahershala Ali …. Don Shirley
Linda Cardellini …. Dolores
Brian Stepanek …. Graham Kindell

Drehorte:

- New York City, New York, USA
- New Orleans, Louisiana, USA
- Hammond, Louisiana, USA
- Mandeville, Louisiana, USA
- Amite, Louisiana, USA
- Matairie, Louisiana, USA

Aspect Ratio: 2.00:1 (2:1 SuperScope-Format seit 1954)

Sound Mix: Dolby Digital

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© 2019 Entertainment One


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.00:1 (18:9 - SuperScope-Format seit 1954) vor.

Mir persönlich gefällt das gewählte, und äusserst seltene, Filmformat sehr, bietet es doch meiner Meinung nach das fürs Auge angenehmste Seitenverhältnis.
Die Bildqualität bewegt sich auf sehr gutem Niveau. Die Detailschärfe ist grossartig und die Farbgebung gefällt mit natürlicher und kräftiger Farbpalette. Der Schwarzwert ist top, ebenso können die Kontraste voll und ganz überzeugen.
Den halben Stern Abzug gibt es von mir für die Tatsache, dass es der deutsche Vertrieb nicht geschafft hat, den Film in 4K herauszugeben.

TON ✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Deutsch DTS-HD Master 7.1 vor.

Musik und Ton ist gerade in einem Musik-Film natürlich äusserst wichtig. Erfreulicherweise ist die Tonumsetzung hervorragend ausgefallen. Die Dynamik ist beeindruckend und die Surround-Lautsprecher werden wunderschön ins Geschehen miteinbezogen, wodurch eine eindrucksvolle Surroundatmosphäre entsteht.
Ebenso überzeugend ist die Dialogverständlichkeit ausgefallen, welche von der brillanten Dynamik und der natürlichen Klangumsetzung profitiert.
Nicht ganz perfekt ist, vor allem zu Beginn, die Tonbalance ausgefallen. Schade ist natürlich auch, dass die Dolby-Atmos-Tonspur wieder einmal nur dem englischen Originalton vorbehalten bleibt.

FAZIT

Eine hervorragende Blu-ray-Umsetzung, welche ganz knapp an der Referenz-Bewertung vorbei schrammte…



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