Die türkischen Emigranten bilden in Deutschland eine der grössten Ausländergruppen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass sich dieses deutsch-türkische Verhältnis auch kulturell widerspiegelt.

Ab Mitte der 90er-Jahre entstanden immer mehr Filme von deutsch-türkischen Regisseuren, die meist aus der 2. Einwanderer-Generation stammten. Diese Filmemacher thematisierten zum einen die Immigration ihrer Eltern-Generation und zum anderen das Aufwachsen und die Integration der nachfolgenden Generationen.

Entstanden sind vielfältige, tragische, aber auch sehr humorvolle Filmwerke, die einen ganz eigenen Charme versprühen und Kraft und Originalität aufweisen. Ich persönlich zähle das deutsch-türkische Kino zum Besten und Interessantesten, das es zur Zeit in der deutschsprachigen Film-Welt zu sehen gibt.

Ich stelle Ihnen in Folge das eine oder andere herausragende Werk aus diesem speziellen Genre vor…

Gegen die Wand

2004

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Fatih Akins „Gegen die Wand“ als Drama zu bezeichnen, wäre eine starke Untertreibung. Akin hat eine Tragödie von klassischem Ausmass geschaffen. Passend zur klassischen Tragödie, wird die Filmhandlung nach jedem Kapitel durch eine musikalischen Darbietung unterbrochen. Wobei die Darbietung optisch und atmosphärisch kaum in einem grösseren Kontrast zur eigentlichen Handlung stehen könnte.

Fatih Akin ist es gelungen, einen Film zu schaffen, der auf der einen Seite universelle Themen wie die Suche nach Identität und die Probleme von Integration behandelt, gleichzeitig aber auch die Selbstzerstörung der einzelnen Individuen auf dieser Suche augenscheinlich macht. Dies geschieht in einer derart ehrlichen, unverblümten Weise, dass der Film nicht selten sprachlos macht und schockiert. Dabei gibt es keine Gewaltzelebration oder gar Verherrlichung zu sehen, vielmehr wird in sehr realistischer Weise erzählt. Diese objektive Erzählweise ist es denn auch, die dem Streifen seine Glaubhaftigkeit verleiht. Nicht zuletzt ist „Gegen die Wand“ eine tragische und zarte Liebesgeschichte zweier Verlorener, die zum Schluss nicht zueinander, sondern zu sich selbst finden.
Fatih Aktin hat mit diesem Film einen Meilenstein des deutsch-türkischen Kinos geschaffen.

Fazit: „Gegen die Wand“ ist einer jener Filme, die im Zuschauer noch lange nachhallen und zum Nachdenken anregen. Ein Film, bei dem die Kohärenz zwischen Handlung, Timing, Inszenierung und schauspielerischer Darbietung in nahezu perfekter Form auf die Leinwand gebracht werden konnte – ein Meisterwerk eben…!

Die aus einem sehr konservativen türkischen Elternhaus stammende Sibel, hat gerade einen Suizidversuch hinter sich, als sie in der Klinik auf den 40-jährigen Alkoholiker Cahit trifft. Sibel ist zu allem bereit und überredet den zwanzig Jahre älteren Cahit zu einer Scheinehe, um ihrem Elternhaus zu entkommen.
Anfänglich scheint dieses Arrangement für beide Seiten Vorteile zu bringen. Sibel geniesst ihre neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen und Cahit beginnt sein durch Alkohol und Drogen verpfuschtes Leben langsam wieder etwas in den Griff zu bekommen. Als Cahit allerdings anfängt, ernsthafte Gefühle für Sibel zu entwickeln, fällt es ihm von Tag zu Tag schwerer, nur ein Zuschauer ihres Glücks zu sein. Die Beziehung des ungleichen Paares gerät zusehends aus dem Gleichgewicht. Und ohne dass die beiden viel dagegen tun könnten, zieht sie die Spirale aus Liebe, Drogen und Gewalt in den Abgrund…

Originaltitel: Gegen die Wand

Produktionsland: Deutschland / Türkei
Produktionsfirma: Panfilm / Wüste Film / Arte / NDR...u.a.
Produzenten: Stefan Schubert / Ralph Schwingel

Jahr: 2004
Länge: 122 Minuten

Genre: Drama / Tragödie

Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Fatih Akin
Musik: Alexander Hacke / Maceo Parker

Kamera: Rainer Klausmann
Schnitt: Andrew Bird

Besetzung:

Birol Ünel …. Cahit Tomruk
Sibel Kekilli …. Sibel Güner
Catrin Striebeck …. Maren
Demir Gökgöl …. Vater Yunus Güner
Cem Akin …. Bruder Yilmaz Güner
Güven Kiraç …. Seref

Drehorte:

Hamburg, Deutschland
Istanbul, Türkei

Aspect Ratio: 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt)


Sound Mix: Dolby Digital Surround

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© Arthaus


BILD ✪✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1.85:1 (13:7 – US und UK WideScreen Kino-Format. Ursprünglich von Universal 1953 eingeführt) vor.
Schade, kann ich da nur sagen, sehr schade, dass so ein Meisterwerk nicht in ansprechender HD-Bildumsetzung auf diese Blu-ray gelangt ist. Wir haben es mit einer sehr minderwertigen Bildqualität zu tun, die stellenweise sogar unter einer mittelmässigen DVD-Qualität anzusiedeln ist. Sehr starkes Bildrauschen, Bildflimmern, störendes Filmkorn und unterirdische Kontraste machen diese HD-Umsetzung alles andere als sehenswert. Die Farben wirken verwaschen und in dunklen Szenen säuft das Bild zuweilen komplett ab. Die Grundschärfe erreicht zu keiner Zeit einen akzeptablen Wert.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Die Tonqualität liegt leider nur geringfügig über der des Bildes. Auch hier sind die Mängel derart markant, dass sie den Filmgenuss beeinträchtigen. Der Grundton ist sehr dumpf und die Tondynamik extrem schlecht ausgefallen. Auch die Dialoge sind nicht immer gut zu verstehen.
Wenigstens ist die Tonbalance ansprechend ausgefallen, und auch der Soundtrack ist richtig gut.

FAZIT

Bildtechnisch eine wirklich schlechte Blu-ray-Umsetzung und auch der Ton kann nicht überzeugen. Wer die DVD-Ausgabe besitzt braucht diese Blu-ray nicht.

Almanya - Willkommen in Deutschland

2011

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Ein sehr stimmungsvoller und beeindruckend umgesetzter Film. Mit viel Liebe zum Detail wird hier eine Familiengeschichte erzählt, die einen zum Lachen, zum Weinen und auch zum Nachdenken bringt.
Der Streifen glänzt auch mit sehr originellen Ideen, wie zum Beispiel der entfremdeten deutschen Sprache - das ist wirklich gut gemacht und führt zu herrlichen Szenen. Der Humor ist oft eher subtil und bildet zusammen mit den tragischen Elementen eine gelungene Gratwanderung durch die menschlichen Gefühle und Schicksale. Die schauspielerische Leistung ist von allen Beteiligten beeindruckend und stimmig. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Filmminute glänzend unterhalten gefühlt, und von mir aus hätte der Streifen locker noch 30 Minuten länger gehen können....

In den 60er Jahren verlässt Hüseyin Yilmaz mit seiner ganzen Familie die Türkei, um in Deutschland Arbeit zu finden. Es beginnt der nicht immer ganz einfache Weg der Integration. Vor allem für die Kinder, die sich schneller in der fremden Kultur zurecht finden und nun ihren Eltern klar machen müssen, dass sie eigentlich lieber deutsch als türkisch sprechen möchten oder auch gerne mal Weihnachten feiern würden…
Eine Generation später ist man immer noch auf der Suche nach der kulturellen Identität und der sechsjährige Cenk kann nicht verstehen, dass er in der Schule weder ins deutsche noch ins türkische Fussball-Team gewählt wird.
Als Grossvater Hüseyin verkündet, dass er ein Ferienhäuschen in der Türkei gekauft habe, reist die ganze Familie zusammen in die Türkei. Auf dem Weg dorthin bleibt viel Zeit um die einen oder anderen Familien-Probleme zu regeln…

Originaltitel: Almanya – Willkommen in Deutschland

Produktionsland: Deutschland
Produktionsfirma: Roxy Film
Produzenten: Annie Brunner / Andreas Richter / Ursula Woerner

Jahr: 2011
Länge: 101 Minuten

Sub-Genre: Culture-Clash-Komödie / Tragikkomödie / Gesellschaftskomödie

Regie: Yasemin Samdereli
Drehbuch: Nesrin Samdereli / Yasemin Samdereli
Musik: Gerd Baumann

Kamera: Ngo The Chau
Schnitt: Andrea Mertens

Besetzung:

  • Vedat Erincin …. Älterer Hüseyin
  • Fahri Ogün Yrdim …. Jüngerer Hüseyin
  • Lilay Huser …. Ältere Fatma
  • Demet Gül …. Jüngere Fatma
  • Aylin Tezel …. Canan
  • Denis Moschitto …. Ali …u.a.

Drehorte:


  • München, Bayern, Deutschland
  • Augsburg, Bayern, Deutschland
  • Izmir, Türkei

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 Neues CinemaScop-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

Image

© Concorde Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.35:1 (21:9 CinemaScope) vor.
Das Bild zeichnet sich durch gute, kräftige Farben aus. Die Detailschärfe ist bei Close-ups sehr gut, wird bei Totalen jedoch etwas weicher. In dunklen Szenen wird das Bild zuweilen etwas verschluckt. Der Schwarzwert ist sehr ansprechend ausgefallen. Filmkorn ist praktisch nicht zu erkennen. Verschmutzungen oder gar Bildfehler konnte ich keine ausmachen.
Alles in allem haben wir es hier mit einer sehr guten HD-Umsetzung zu tun.

TON ✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Der Ton ist genrebedingt recht frontlastig. Bei der Filmmusik kommen die Surrounds sehr dezent zum Einsatz. Die Räumlichkeit ist aus diesem Grund recht eingeschränkt. Die Dialoge sind sehr gut zu verstehen. Die Dynamik ist ansprechend ausgefallen, und auch die Tonbalance ist ausgezeichnet.
Ein dialoglastiger Film, der tontechnisch gut ausgefallen ist.

FAZIT

Bildtechnisch haben wir es mit einer ausgezeichneten Blu-ray-Umsetzung zu tun. Der Ton ist in der Räumlichkeit etwas eingeschränkt, kann ansonsten aber ebenfalls überzeugen.

Dreiviertelmond

2011

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Ein berührender und meisterhaft inszenierter Streifen, der vor allem durch seine direkte, ehrliche und schnörkellose Art besticht. Tragik und Komik halten sich in guter Balance und verleihen den Figuren grosse Glaubhaftigkeit.
Obwohl mit den Elementen der Culture-Clash-Komödie gearbeitet wird, werden platte Klischees gekonnt umschifft. Mehr noch, es ist ein sehr unaufdringlicher, ruhiger Film entstanden, der dadurch nur noch herzergreifender wirkt. Dennoch ist man nicht der Versuchung erlegen, einen kitschigen oder realitätsfremden Schluss zu wählen.

Elmar Weppers Leistung ist beeindruckend und zeigt einmal mehr, dass er zu den besten deutschen Charakterdarstellern der Gegenwart gehört.
Eine dieser seltenen herzergreifenden deutschen Tragikkomödien…

Hartmut Machowiak ist Taxifahrer in Nürnberg. Eben hat in seine Ehefrau nach dreissig Ehejahren verlassen, und der biedere Hartmut muss sein Leben wohl oder übel neu ausrichten.
Missmutig ist er in Nürnberg unterwegs, als ein ungewohnter Fahrgast zusteigt. Ein sechsjähriges, nur türkisch sprechendes Mädchen sitzt plötzlich in seinem Wagen. Er versucht es los zu werden, was aber kläglich misslingt. Später erst erfährt er, dass die Grossmutter des Mädchens im Koma im Spital liegt und die Mutter nicht auffindbar ist.
Widerwillig kümmert er sich um die Kleine. Bald schon entwickelt sich aber eine ganz besondere Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Schicksalsgenossen…

Originaltitel: Dreiviertelmond

Produktionsland: Deutschland
Produktionsfirma: Die Film GmbH / BR / ARTE
Produzenten: Dieter Ulrich Aselmann

Jahr: 2011
Länge: 95 Minuten

Sub-Genre: Tragikkomödie / Culture-Clash Komödie

Regie: Christian Zübert
Drehbuch: Christian Zübert
Musik: Annette Focks

Kamera: Jana Marsik
Schnitt: Mona Bräuer

Besetzung:

  • Elmar Wepper …. Hartmut Machowiak
  • Mercan Türkoglu …. Hayat
  • Ivan Anderson …. Gülen
  • Özay Fecht …. Nezahat
  • Katja Rupé …. Christa Mackowiak…u.a.

Drehorte:

  • Nürnberg, Bayern, Deutschland
  • Istanbul, Türkei


Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)

Sound Mix: Dolby Digital

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© Majestic Home Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenformat liegt in 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope (Panavision)) vor.
Das Bild ist im Grossen und Ganzen sehr gut. Während die Totalen etwas weicher ausfallen, sind es vor allem die Close-Ups, die durch eine sehr hohe Schärfe und Detailgenauigkeit bestechen. Die Farben sind sehr natürlich gehalten und der Schwarzwert ist sehr gut.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Obwohl es ein sehr dialoglastiger Film ist, hat man es ausgezeichnet verstanden die Surround-Speaker in die Geräuschkulisse einzubeziehen. Man hört Autos, Stimmen, Türen schlagen etc. Das hatte ich so nicht erwartet und bin sehr angetan von dem guten Surround-Feeling, das hier aufkommt.

FAZIT

Eine ausgezeichnete Blu-ray-Umsetzung die vor allem beim Ton Referenzwerte erreicht!

Einmal Hans mit scharfer Sosse

2013

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Ich war nicht so sicher, was ich bei diesem Streifen zu erwarten hätte. Der Titel liess eine eher billige deutsche (Kalauer)-Komödie vermuten.
Weit gefehlt! Zum einen handelt es sich nicht um eine reine Komödie, es gibt durchaus auch ernstere Untertöne, und zum anderen ist der Humor richtig gut getroffen und rutscht nie ins Triviale oder gar Schlüpfrige ab, wie man das aus anderen deutschen Komödien so kennt.
Man erhält einen amüsanten wie auch emotionalen Einblick in ein türkisches Familienleben mitten in Deutschland. Die Geschichte ist gespickt mit allen Konflikten, die beim Zusammentreffen verschiedener Kulturen entstehen können.
Zugegeben, das Genre wird in diesem Film weder revolutioniert noch neu erfunden. Auch wagte sich die Regisseurin Buket Alakuş nie allzu weit von der sicheren Wohlfühlzone weg.
Dennoch ist ein warmherziger, interessanter und humorvoller Film entstanden, der mich schon nach kürzester Zeit in seinen Bann gezogen hat. Es wird gnadenlos mit Klischees gespielt, aber auch deutlich gemacht, dass das Üble an Klischees ist, dass sie nicht selten eben auch einen wahren Kern besitzen. Hatices verzweifelte Suche nach ihrem perfekten Deutsch-Türken lässt diese Klischees deutlich werden, ohne dass man sie speziell thematisieren müsste.
Mit exzellentem Timing und einem gelungenen Drehbuch ist ein guter Film entstanden, der durch die hervorragende schauspielerischer Umsetzung, speziell auch durch Idil Üner in der Hauptrolle, zu einem sehr guten Film wurde.

Fazit: Unterhaltsame Komödie, die mit intelligentem Humor und viel Einfühlungsvermögen zu überzeugen weiss.

Die Deutsch-Türkin Hatice Coscun fühlt sich zwischen ihrer sehr traditionellen türkischen Familie, die sie liebt, und ihrer deutschen Welt, in der sie lebt, hin- und hergerissen. Bereits vierunddreissig, wünscht sich ihr Vater Ismail nichts sehnlicher, als dass seine älteste Tochter endlich einen guten Mann findet.
Hatice hat aber ihre ganz eigene Vorstellung vom perfekten Ehemann. Er sollte deutsch, blond und blauäugig sein und auch das türkische Feuer sollte ihm nicht fehlen: Ein “Hans mit scharfer Soße” eben…
Als dann ihre jüngere Schwester Fatma unerwartet schwanger wird und unbedingt heiraten will, bekommt Hatice ein Problem. Ihr Vater will nämlich erst seine älteste Tochter unter der Haube sehen, bevor er auch nur daran denkt, seine zweitälteste zu verheiraten.
Nun muss Hatice also so schnell wie möglich ihren „Hans“ finden, was sich, in Anbetracht ihrer Ansprüche, als ziemlich schwieriges Unterfangen herausstellt…

Originaltitel: Einmal Hans mit scharfer Sosse

Produktionsland: Deutschland
Produktionsfirma: Wüste Film / NDR / Arte
Produzenten: Uwe Kolbe / Stefan Schubert / Ralph Schwingel

Jahr: 2013
Länge: 96 Minuten

Sub-Genre: Culture-Clash-Komödie

Regie: Buket Alakus
Drehbuch: Ruth Toma
Romanvorlage: Hatice Akyün
Musik: Ali N. Askin

Kamera: Jutta Pohlmann
Schnitt: Andreas Radtke

Besetzung:

  • Idil Üner …. Hatice Coscun
  • Adnan Maral …. Ismail Coscun
  • Siir Eloglu …. Emine Coscun
  • Sesede Terziyan …. Fatma Coscun
  • Steffen Groth …. Hannes…u.a.

Drehorte:

  • Salzgitter, Niedersachsen, Deutschland
  • Hamburg, Deutschland

Aspect Ratio: 1.78:1 (16:9 Neuer HD-Video und TV-Standard HDCAM)

Sound Mix: DTS

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© NFP Entertainment


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 1.77:1 (16:9) vor.
Die HD-Umsetzung beim Bild lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben: Hervorragend!
Es wurde mit Digitalkameras gedreht, was zu einer äusserst detailreichen Grundschärfe führte. Die Farben wirken sehr natürlich. Auch in dunklen Szenen bleiben die Kontraste im sehr guten Bereich. Der Schwarzwert kann ebenfalls überzeugen.
Alles in allem ein perfektes HD-Bild, an dem es so gut wie gar nichts zu bemängeln gibt

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in DTS-HD Master 5.1. vor.
Obwohl es an sich ein sehr dialoglastiger Film ist, hat man es ausgezeichnet verstanden, das Optimum aus der Tonumsetzung herauszuholen. Die Surround-Lautsprecher werden immer wieder schön ins Geschehen mit einbezogen. Es entsteht dadurch eine exzellente Räumlichkeit. Die Dynamik ist ebenfalls sehr gut und kommt vor allem bei der mitreissenden Filmmusik zum Tragen. Die Tonbalance ist wie auch die Dialogverständlichkeit ebenfalls im sehr guten Bereich.
Kurz: Auch beim Ton hat man auf dieser Blu-ray alles richtig gemacht!

FAZIT

Erstklassige Blu-ray-Umsetzung, die keine Wünsche offen lässt!

300 Worte Deutsch

2013

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Eine turbulente Culture-Clash-Komödie, die einem von Anfang an in ihren Sog zieht. Dabei ist die Grundstory, die Liebe zwischen der Hodscha-Tochter und dem Neffen des Amtsleiters, schnell durchschaut. Der Gang dieser Geschichte nimmt auch den erwarteten Verlauf.
Viel unterhaltsamer und abwechslungsreicher, sind die Rahmengeschichten, die sich zwischen den diversen angehenden Ehemännern und ihren türkischen Frauen abspielen.
Die Dialoge sind zu Beginn des Filmes etwas holpernd, gewinnen aber im Verlauf der Geschichte an Tiefe und Substanz. Schön fand ich, dass Christoph Maria Herbst sich zurücknahm, und obwohl er den Ausländer hassenden Staatsbeamten sehr pointiert spielt, nicht in seinen Stromberg-Modus verfiel.

Es wird viel mit Klischees gespielt, sowohl auf deutscher wie auch türkischer Seite. Dennoch hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass übertrieben oder überzeichnet wird.
Entstanden ist eine sehr kurzweilige, amüsante Komödie, die heikle Themen auf sehr lockere und gewandte Art auf die Leinwand bringt. Dabei liegt es in der Natur dieser Art von Filmen, dass sie nicht markant Neues oder gar Tiefsinniges zu Tage fördern. Im Gegensatz zu eher schlecht gemachten Filmen wie „Macho Man“, gelingt es den Machern dieses Streifens, trotz Klamauk, die Ernsthaftigkeit ihrer Figuren und somit deren Glaubwürdigkeit zu bewahren.

Der Leiter der Ausländerbehörde in Köln, Dr. Ludwig Sarheimer und der Hodscha der türkischen Gemeinde, Cengiz Demirkan führen seit Jahren einen Kleinkrieg. Der Hodscha schafft es Jahr für Jahr, dass alleinstehende Männer seiner Gemeinde türkische Ehefrauen finden, indem er die Reise dieser „anatolischen Bräute“ nach Deutschland organisiert.
Demirkans Tochter Lale steht dem ganzen Treiben mit gemischten Gefühlen gegenüber. Zum einen möchte sie den traditionellen Vorstellungen ihres Vaters genügen, zum anderen studiert sie Germanistik und möchte das moderne Leben einer modernen Frau führen.
Als eines Tages bekannt wird, dass beim Deutschtest in der Türkei geschummelt wurde, wittert Sarheimer seine Chance, um die Frauen wieder auszuschaffen. Da hat er aber die Rechnung ohne Lale gemacht, die versucht, den türkischen Frauen innert kürzester Zeit die verlangten 300 deutschen Wörter beizubringen. Dass ihr Vater sie selbst derweil mit einem türkischen Geschäftsmann verheiraten will, während sie sich ihrerseits in den Neffen des Chefs der Ausländerbehörde verliebt hat, macht die Sache dabei nicht gerade einfacher…

Originaltitel: 300 Worte Deutsch

Produktionsland: Deutschland
Produktionsfirma: Sperl Productions / ZDF / ARTE / Telepool
Produzenten: Gabriela Sperl / Tim Greve / Caroline von Senden / Katharina Dufner

Jahr: 2013
Länge: 94 Minuten

Sub-Genre: Komödie / Culture-Clash-Komödie

Regie: Züli Aladag
Drehbuch: Ali Samadi Ahadi / Arne Nolting / Gabriela Sperl / Züli Aladag
Musik: Michael Kadelbach / Christopher Bremus

Kamera: Kolja Brandt
Schnitt: Anne Fabini

Besetzung:

  • Pegah Ferydoni …. Lale Demirkan
  • Christoph Maria Herbst …. Dr. Ludwig Sarheimer
  • Vedat Erincin …. Cengiz Demirkan
  • Christoph Letkowski …. Marc Rehmann
  • Semih Yavsaner …. Kenan…u.a.

Drehorte: Köln, Deutschland

Aspect Ratio: 2.40:1 (12:5 - CinemaScope)

Sound Mix: Dolby Digital

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© DCM


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.40:1 (12:5 CinemaScope) vor.
Wir haben es grundsätzlich mit einer sehr guten Bildumsetzung zu tun. Der Schärfewert ist sehr gut. In gewissen Nahaufnahmen werden sogar Referenzwerte erreicht. Bei Totalen wird das Bild etwas weicher und bei dunkleren Szenen ist ein leichtes Bildrauschen auszumachen.
Die Farben wirken natürlich, ab und an vielleicht etwas blass.
Der Schwarzwert ist gut.
Alles in allem eine sehr gute, wenn auch nicht perfekte HD-Bildumsetzung.

TON ✪✪✪✪✪

Die Tonumsetzung liegt in DTS-HD Master 5.1 vor.
Die digitale HD-Tonumsetzung bewegt sich ebenfalls im sehr guten Bereich. Verständlichkeit wie auch Tonbalance sind ausgezeichnet. Die Dynamik wird kaum gefordert.
Einziger kleiner Mangel ist die fehlende Räumlichkeit. Der Film findet vornehmlich auf den Frontkanälen statt, die Surroundkanäle werden nur äusserst selten ins Geschehen einbezogen.
Grundsätzlich eine sehr gute HD-Tonumsetzung.

FAZIT

Es ist keine perfekte aber sowohl beim Ton- wie auch beim Bild eine solide Umsetzung auf dieser Blu-ray zu finden.

Der 8. Kontinent

2015

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Was dem deutsch-türkischen Regisseur Serdar Dogan mit diesem Low-Budget-Film gelungen ist, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Dogan schrieb nicht nur das Drehbuch und führte Regie, sondern agierte darüber hinaus als Kameramann, Cutter, Nebendarsteller und Produzent.

Eine Low-Budget-Produktion auf sechs Kontinenten zu drehen, muss man erst mal hinbekommen. Das ist nicht nur eine logistische Meisterleistung, sondern auch finanziell eigentlich nicht machbar…
So reiste nun also ein Team von drei Leuten (!) von Europa über New York und Rio nach Australien und Hong Kong. Herausgekommen ist ein sehr ruhiger, fast schon beschaulicher Film. Dogan gelang es, eine ganz eigene Bildersprache zu entwickeln, die, mit Elementen aus dem Dokumentarfilm vermischt, einen sehr authentischen Eindruck hinterlässt und gleichzeitig verspielte Momente bereit hält.
Der oberflächlichen Hektik der An- und Abreisen werden wie Fotos wirkende Aufnahmen der Städte und Landschaften gegenübergestellt, die eine ausgleichende Wirkung auf den Zuschauer ausüben.

Es ist ein Film, bei dem viele kleine Details kritisiert werden könnten. Die Unsicherheit der weiblichen Hauptdarstellerin zum Beispiel, welche hier in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen ist oder die eine oder andere Einstellung, die ein erfahrenerer Regisseur bzw. Kameramann vielleicht kürzer, länger oder anders gemacht hätte. Egal wie man es aber dreht und wendet, der Streifen verströmt einen derart unkonventionellen Charme und eine abenteuerliche Frische, wie ich es in einer deutschen Filmproduktion schon lange nicht mehr wahrgenommen habe.

Fazit: Wunderbares Autoren-Kino, das zum Träumen und Nachdenken anregt.

Studentin Lena bricht zu einer Weltreise auf, um den Lebenstraum ihrer verstorbenen Mutter zu erfüllen.

Bereits mit 17 Jahren verliess Lena, im Streit mit ihrer Mutter, das Elternhaus und hatte danach keinen Kontakt mehr mit ihren Eltern. Eines Tages taucht Lenas Vater bei ihr auf und berichtet ihr vom unerwarteten Tod ihrer Mutter. Dabei überreicht er Lena eine Blechdose mit Briefen ihrer Mutter. Offenbar hatte diese seit Lenas Geburt ihr zu jedem Geburtstag einen Brief geschrieben, in der Absicht ihr diese zum 18. Geburtstag zu überreichen – wozu es dann nach dem Streit nicht gekommen war.
Lena liest die Briefe und lernt dadurch ihre Mutter besser kennen. Der Wunschtraum ihrer Mutter einer gemeinsamen Weltreise, lässt sich zwar nicht mehr erfüllen, Lena nimmt sich aber vor, alleine alle Kontinente zu besuchen und dort jeweils einen Gegenstand ihrer Mutter zu hinterlegen. Um das Ganze finanzieren zu können, plündert Lena die Kasse eines Studien-Projekts der Uni und macht sich auf eine Reise, die zu einem interkontinentalen Roadtrip der ganz besonderen Art werden soll…

Originaltitel: Der 8. Kontinent

Produktionsland: Deutschland
Produktionsfirma: © Sidekick Pictures
Produzenten: Serdar Dogan / Markus Kambeck

Jahr: 2015
Länge: 98 Minuten

Sub-Genre: Drama / Coming of age / Road Movie

Regie: Serdar Dogan
Drehbuch: Serdar Dogan
Musik: Ben Hansen

Kamera: Serdar Dogan
Schnitt: Serdar Dogan

Besetzung:

Maike Reuter …. Lena Keller
Cosma Shiva Hagen …. Hannah Keller
Thomas Scharff …. Berthold Keller
Viktoria Brams …. Sophie Lehmann
Thomas Eikmeier …. Professor Schneider...u.v.a.

Drehorte:

Rom, Italien
Rio de Janeiro, Brasilien
New York, USA
Hong Kong, China
Gold Coast, Australien
Kapstadt, Südafrika
Bergen, Norwegen
Trondheim, Norwegen
Karlsruhe, Deutschland

Aspect Ratio: 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format)


Sound Mix: Dolby Digital 2.0 Stereo

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© KNM Home Entertainment GmbH


BILD ✪✪✪✪✪

Das Bildseitenverhältnis liegt in 2.35:1 (21:9 – Neues CinemaScope-Format) vor.
Die Bildumsetzung bietet grundsätzlich eine sehr hohe Detailgenauigkeit und Grundschärfe. Zeitweise werden sogar Referenzwerte erreicht. Ab und an sind leider die Kontraste etwas zu stark, darunter leidet dann die Detailgenauigkeit in dunklen Szenen. Der Schwarzwert ist auf beachtlichem Niveau. Die Farbgebung wirkt etwas inkonsistent, kann aber trotzdem überzeugen.

TON ✪✪✪✪✪✪

Das Tonformat liegt in Dolby Digital 2.0 Stereo vor.
Natürlich ist heute ein Stereo-Ton nicht mehr zeitgemäss. Angesichts des kaum vorhandenen Budgets und der Entstehungsgeschichte des Filmes aber nachvollziehbar. Die Stereoseperation ist sehr gut ausgefallen und die Dialogverständlichkeit ausgezeichnet. Eine Surroundatmospähre kommt so jedoch leider nicht auf. Die Dynamik ist trotz fehlender Tieftonspur erstaunlich gut ausgefallen. Die Tonbalance ist stimmig.

FAZIT

Eine ansprechende Blu-ray-Umsetzung, die vor allem mit einem sehr guten Bild punkten kann.



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