Anthony Trollope

Septimus Harding, Spitalvorsteher

1855
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«The Warden» (der Vorsteher) heisst Anthony Trollopes (1815-1882) Roman schlicht. Erschienen 1855, war er erst das vierte Werk aus Trollopes Feder und bildete zugleich den Beginn einer sechsteiligen Roman-Serie, welche als «The Barchester Chronicles» in die Literaturgeschichte eingingen – und Anthony Trollopes Karriere, als einer der produktivsten und erfolgreichsten Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters in England, begründete.

Trollopes Fähigkeit, kleine psychologische Nuancen und Charaktereigenheiten wiederzugeben, ist schon zu Beginn seiner Schriftstellerlaufbahn beeindruckend. Ebenso seine Begabung gesellschaftliche Konstrukte in ihre Einzelteile zu zerlegen und vor den Augen der Leser*innen auszubreiten.
Die Handlung besticht durch unerwartete Wendungen, eine sehr liebenswerte Hauptfigur, welche sich im Laufe der Handlung zu einer Art Antiheld entwickelt und, dank Trollopes unnachahmlicher Art, als moralischer Sieger aus der Geschichte hervorgeht.

Themen wie Missgunst, Gerechtigkeit oder Freundschaft werden von Anthony Trollope mit raffinierten Zwischentönen eingesetzt. Es gibt in diesem Roman ebenso wenig absolute Gutmenschen wie ausgemachte Bösewichte, wodurch sich der Autor von den meisten zeitgenössischen Berufskolleg*innen abhebt. Vielmehr zeigt Trollope das ganze Spektrum der menschlichen Schwächen und Stärken – und genau diese liebenswerte Herangehensweise macht diesen Roman so lesenswert.
Die oben beschriebenen universellen Themen zusammen mit der Kritik an den Medien, welche die Wahrheit so zurechtbiegen, dass sie die besten Schlagzeilen ergeben, machen diesen wunderbaren Roman zudem absolut zeitlos.

Anthony Trollope ist im deutschen Sprachraum kaum bekannt, und nur eine Handvoll seiner über 40 Romane wurden bis jetzt ins Deutsche übertragen. Ein Versäumnis, welches ich mir, in Anbetracht seiner Brillanz, kaum zu erklären vermag…

Seit vielen Jahren ist Septimus Harding Vorsteher des Hiram-Spitals, einem Armenhaus in Barchester in der Grafschaft Barsetshire. Er wohnt gleich neben dem Armenhaus, zusammen mit seiner jüngsten Tochter Eleanor.

Das Armenhaus, der Lebensunterhalt der zwölf alten und kranken Bewohner sowie das Gehalt des Vorstehers wird finanziert durch ein wohltätiges Vermächtnis, welches im Mittelalter der Diözese von Bachester zugedacht wurde.
Septimus Harding, der nebenbei auch noch Kantor in der Kathedrale von Barchester ist, führt seine Arbeit als Vorsteher gewissenhaft aus. Unterstützt wird er dabei nicht nur von seiner Tochter Eleanor, sondern auch von seinem Schwiegersohn, Erzdiakon Grantly, welcher mit Susan, der ältesten Tochter Hardings, verheiratet ist.

Die traute Harmonie wird durch den jungen Reformer John Bold gestört, als dieser beginnt, in der Öffentlichkeit die Einkünfte des Vorstehers Harding in Frage zu stellen. Der Anstoss des Unmutes ist hierbei die Einteilung der vorhandenen Mittel, welche, wie Bold findet, sehr ungleich verteilt seien. So erhält Septimus Harding 800 Pfund im Jahr und für die 12 Bewohner des Armenhauses bleiben nur einige wenige Pfund übrig.
Schnell entbrennt ein erbitterter Rechtsstreit zwischen den Reformern und den Kirchenvertretern. Allen voran steht der Erzdiakon Grantly für die Rechte der Kirche ein, die er bis zum Letzten zu verteidigen gedenkt.

Als sich das Rechtsglück bereits zugunsten der Kirche wendet, bekundet Septimus Harding selber Zweifel an der Rechtmässigkeit seines Einkommens. Zwischen den Argumenten seines unerbittlichen Schwiegersohns Grantly, denen der vernichtenden Zeitungsartikeln und seiner Verantwortung der Gemeinde gegenüber hin und her gerissen, fasst Septimus Harding, Spitalvorsteher von Barchester, schliesslich einen folgenschweren Entschluss…

Originaltitel: The Warden

Originalverlag: Longman, Brown, Green, and Longmans.

Erstveröffentlichung: 05. Januar 1855
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien

Meine Ausgabe

Übersetzung in Deutsch durch: Andrea Ott

Verlag: Manesse Verlag, Zürich
Jahr: 2002
Nachwort: Doris Feldmann
Verarbeitung: Hellblauer Leineneinband mit Prägung, goldenem Lesebändchen und Fadenheftung
Reihe: Manesse Bibliothek der Weltliteratur
Einbandgestalung: Susanne Gerhards unter Verwendung eines Gemäldes von William Turner
Seiten: 381

Verarbeitungsqualität (1-10): 8

ISBN: 3-7175-1994-8

Literarische Gattung: Roman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsort: Barchester, Grafschaft Barsetshire (Fiktiv)

Thema: Selbstachtung

Schlagwörter: Kirche / Einkommen / Verteilung / Gerechtigkeit / Rechtsstreit / Medien / Gewissen / Freundschaft / Unterstützung / Reform

24. April 1815 in London, England

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06. Dezember 1882 in London, England

Anthony Trollope war ein englischer Schriftsteller.
Trollopes Vater war ein gescheiterter Rechtsanwalt, welcher sich als Farmer betätigte und schliesslich wegen Überschuldung mit der ganzen Familie nach Belgien flüchtete. Die Familie wurde durch Trollopes Mutter Frances, welche als Schriftstellerin tätig war, über Wasser gehalten.
Die prekären finanziellen Verhältnisse, in denen Anthony Trollope aufgewachsen war, sollten ihn zeitlebens umtreiben und sich thematisch in vielen seiner Werke widerspiegeln.

Anthony Trollope arbeitete erst als Hilfslehrer und trat später in den englischen Postdienst ein. Gleichzeitig tat er es seiner Mutter gleich und begann literarisch tätig zu werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang ihm 1855 mit «The Warden» («Septimus Harding – Spitalvorsteher») der literarische Durchbruch.
Trollopes Stärken lagen in der Darstellung der sozialen Strukturen des viktorianischen Englands sowie seinem grossen analytischen Einfühlungsvermögen, mit welchem er seine Figuren beschrieb.

Anthony Trollope gilt heute als einer der produktivsten und erfolgreichsten Schriftsteller der viktorianischen Ära. Er schrieb 47 Romane, verschiedene Reiseberichte, Erzählungen, Essays sowie Theaterstücke.

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Public Domain: Foto von Anthony Trollope erstellt durch Napoleon Sarony. Quelle: The New York Public Library

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Joseph Victor von Scheffel

Ekkehard

1855
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Dieses Werk war im späten 19. Jahrhundert eines der beliebtesten und einer der meist gelesenen Romane im deutschen Sprachraum.
Die Faszination liegt in der sehr spannend beschriebenen Geschichte, die kunstvoll historische Fakten mit persönlichen Fiktionen von Scheffel verknüpft. Dazu kommt eine epenhafte Sprachgewalt, die sehr humorvoll und geistreich daherkommt und auch durchaus ironisch hinterfragt.
Der Autor hat eine ganz eigene historische (Kunst)-Sprache geschaffen, mit der er versucht, das 10. Jahrhundert aufleben zu lassen. Das ist sehr gut gelungen, wie ich finde und macht Spass beim Lesen. Es ist eine originelle Sprachschöpfung, die sich historisch anlehnt, aber eben auch mit der ironischen Spiegelung arbeitet, was das Ganze sehr gut lesbar macht.
Man erfährt auch Interessantes aus dem Klosterleben im Mittelalter, von dem der Autor sehr kenntnisreich zu berichten weiss.
Für mich einer der besten historischen Romane deutscher Sprache.

Dieser Epos erzählt die Geschichte von Ekkehard, einem hochgebildeten Mönch aus dem Kloster Sankt Gallen. Er wird von Herzogin Hadwig zu sich bestellt und soll der adeligen Frau Latein beibringen.
Der junge Mönch verliebt sich, dieser Konflikt führt zur Abwendung vom Klosterleben und zum Aufbruch in ein neues Leben…

Originaltitel: Ekkehard

Originalverlag: Meidinger Sohn & Cie, Frankfurt am Main
Erstveröffentlichung: 1855
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Libelle, Lengwil
Jahr: 2000
Verarbeitung: Grauer Pappeinband mit Leimbindung und Schutzumschlag
Einbandgestaltung: PhloxArt
Seiten: 515

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-909081-49-5

Literarische Gattung: Roman / Historischer Roman / Satire

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte:

St. Gallen, Schweiz
Konstanz, Baden-Württemberg, Deutschland
Hohentwiel, Baden-Würtemberg, Deutschland

Thema: Religion / Glaube

Schlagwörter: Kloster / Mönch / Glaube / Religion / Krieg / Liebe / Mittelalter / Hexen / Klöster / Lebensgeschichte / Ekkehard II / Christentum

16.02.1826 in Karlsruhe, Deutschland

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09.04.1886 in Karlsruhe, Deutschland

Victor von Scheffel war studierter Jurist und Staatsbeamter, bevor er sich nach einer Italienreise entschloss, als freier Schriftsteller und Maler seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Scheffel gelang es, mit seinen Gedichten und Romanen zu einem der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit zu werden.

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Public Domain: Joseph Victor von Scheffel ca. 1879

Charles Dickens

Grosse Erwartungen

1861
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Charles Dickens hat viele herausragende Werke geschaffen, „Oliver Twist“, „David Copperfield“ oder „Klein Dorrit“ könnte man hier anführen.
„Grosse Erwartungen“ wurde 1961 in Buchform veröffentlicht und gehört somit nicht nur zu Dickens Spätwerk, sondern zweifelsohne auch zu einem seiner reifsten und ausgefeiltesten Romane. Dabei bleibt sich der Autor in seinen Grundthemen durchaus treu; Erwachsenwerden, Gier, Armut und Vergeltung bilden auch in diesem Werk zentrale Eckpfeiler.
Dickens besass einen unglaublich wortgewandten, humorvollen und filigranen Schreibstil – nie waren diese Fähigkeiten präsenter und eindrucksvoller zu Papier gebracht worden, als in diesem wunderbaren Roman.
Die Geschichte liesst sich stellenweise wie ein Krimi, umfasst jedoch viel mehr und besitzt eine Tiefe, die weit über das Krimi-Genre hinausgeht. Psychologisch raffiniert, entwickelt Dickens vor den Augen der Leser, anhand des kleinen Waisenjungen Pip, eine universale Lebensgeschichte, die voller Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen alles zu bieten hat, was das Leben bereit hält.

Kurz: Charles Dickens auf dem Höhepunkt seines Schaffens! Es ist ein Glücksfall für alle Dickens-Freunde, dass die begnadete Übersetzerin Melanie Walz es kongenial verstanden hat, Dickens vielschichtiger Sprache endlich zu einer ebenbürtigen deutschen Übersetzung zu verhelfen.

England im 19. Jahrhundert, der Vollwaise Pip wird von seiner Schwester und deren Mann, einem Schmied in ärmlichen Verhältnissen, grossgezogen.
An einem nebeligen Wintertag trifft Pip im Sumpfland auf den entflohenen Sträfling Abel Magwitch. Dieser nötigt Pip, ihm dabei zu helfen, seine Fussfesseln los zu werden.
Eine völlig neue Welt eröffnet sich Pip, als er von Miss Havisham gebeten wird, ihrer Pflegetochter Estella als Spielkamerad zu dienen. Pip, eingeschüchtert durch die unheimliche Miss Havisham und gleichzeitig angezogen durch den Liebreiz Estellas, besucht Letztere nun einmal in der Woche.
In Pip wächst der Wunsch, gesellschaftlich aufzusteigen. Als ihm ein unbekannter Gönner die Ausbildung zum Gentleman in London ermöglicht, zögert er keine Sekunde und verlässt seine Adoptiveltern. Pip hat sich in Estella verliebt und versucht alles, um in der Gunst seiner Angebeteten zu steigen. Doch als er meint, bald am Ziel seiner Träume angekommen zu sein, wird er von seiner Vergangenheit eingeholt…

Originaltitel: Great Expectations

Originalverlag: Chapman & Hall, London
Erstveröffentlichung: 1861 (Buchform)
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Melanie Walz

Verlag: Hanser Literaturverlag, München
Jahr: 2011
Verarbeitung: Bordeauxroter Leineneinband mit bedrucktem Vorsatz, Lesebändchen und Fadenheftung.
Einbandgestaltung: Peter-Andreas Hassiepen
Seiten: 832

Verarbeitungsqualität (1-10): 9

ISBN: 978-3-446-23760-5

Literarische Gattung: Bildungsroman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsorte: Marshland / London, Grossbritannien

Thema: Erwachsenwerden

Schlagwörter: Vermögen / Reichtum / Gentleman / Gut / Böse / Arm / Reich / Wohltäter / Liebe / Freundschaft / Werte

07. Februar 1812 in Portsmouth, England

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09. Juni 1870 in Rochester, England

Charles Dickens war ein britischer Schriftsteller, Herausgeber, Journalist und Illustrator, der weltbekannte Werke wie „Oliver Twist“ (1839), „David Copperfield“ (1850) und „A Christmas Carol“ (1843) verfasste.

Dickens gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er machte auf soziale Missstände aufmerksam und verlieh in seinen Romanen der viktorianischen Unterschicht eine Stimme sowie ein Gesicht, womit er wesentlich zum gesellschaftlichen Wandel jener Zeit in England beitrug.

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Public Domain: Charles Dickens

Leo Tolstoi

Krieg und Frieden

1867
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Tolstois Epos «Krieg und Frieden» gehört zu jenen Büchern, die fast alle kennen, aber die wenigsten auch gelesen haben – und verfügt somit über eine Gemeinsamkeit mit Werken wie Joyces «Ulysses» oder Prousts «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit».

Die über 1600 Seiten können im ersten Moment natürlich etwas einschüchternd wirken – ich kann Ihnen jedoch versichern, dass sich der Leseaufwand lohnt, handelt es sich doch bei «Krieg und Frieden» um eines der beeindruckendsten und prägendsten Werken, welches ich kenne. Obwohl ich das Buch vor rund dreissig Jahren gelesen habe, kann ich mich noch heute an ganze Szenen daraus erinnern – es gibt nur ganz wenige Romane, bei denen mir das so geht.

Wir haben es bei diesem wunderbaren Klassiker mit einer Mischung aus Historien-, Bildungs- und Familienroman zu tun, wobei alle Elemente gekonnt den Rhythmus des Lebens widerspiegeln.

Tolstois minuziöse Beschreibung des russischen Adels während der Napoleonischen Kriege zwischen 1805 und 1812 ist historisch genau und realistisch wiedergegeben. Anhand von verschiedenen Adelsfamilien werden exemplarisch die gesellschaftlichen und privaten Nöte und Verstrickungen der Menschen dargestellt. Dieser Detailfülle an privaten Schicksalen und Geschichten werden die weltgeschichtlichen Ereignisse gegenübergestellt. Tolstois historische Kenntnisse sind beeindruckend und seine Beschreibung der einzelnen Kriegszüge und Schlachten gehören zu den ganz grossen Schilderungen des realistischen Romans. Er beschreibt dabei keine heroischen Kriegshandlungen, sondern zeigt vielmehr auf, aus was Krieg wirklich besteht: Chaos, schlechter Organisation, verzweifelten Menschen und unsinnigen Entscheidungen…
Diese Verknüpfung von Einzelschicksalen mit historischen Ereignissen machen diesen Epos so unmittelbar und eindrücklich. Wer jemals die Szene vom verwundeten und auf dem Schlachtfeld von Borodino liegenden Andrej Bolkonskij (eine der Hauptfiguren des Romans) gelesen hat, wird sie nie mehr vergessen…

Das Werk wurde in zahlreichen Verfilmungen und TV-Serien adaptiert, keine davon erreicht auch nur ansatzweise die Intensität und Genialität von Leo Tolstois Roman!

Ich beneide alle, die «Krieg und Frieden» noch nicht gelesen haben, denn ihnen steht eines der eindrücklichsten Leseabenteuer bevor!

Eine eigentliche Handlung wiederzugeben, ist bei diesem Monumentalwerk ein schier unmögliches Unterfangen. Deshalb erlaube ich mir, hier eine Umschreibung des Inhaltes vorzulegen:

Die Geschichte spielt in Russland während der Zeit der Napoleonischen Kriege (1805-1812). Erzählt wird in zahlreichen Handlungssträngen vom Leben und Streben verschiedener russischer Adelsfamilien sowie von deren Machtkämpfen, Familien- und Liebesgeschichten.
Dem gegenübergestellt wird die zunehmende Bedrohung des Friedens, welche mit Napoleons Eroberungsfeldzügen in Europa und Russland einhergeht.
Die schicksalhafte Verknüpfung der zaristischen Gesellschaft mit der Weltgeschichte wird in Handlungsverläufen mit unerreichter Detailfülle packend wiedergegeben...

Originaltitel: Война и миръ (Woina I mir)

Originalverlag: Russki Westnik, Moskau
Erstveröffentlichung Zeitschrift: 1865-1867
Erstveröffentlichung Buchform: 1869
Sprache: Russisch (wenig Französisch und Deutsch)
Land: Russland


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Marianne Kegel

Verlag: Winkler Verlag, München
Lizenz für: NSB Buchclub
Jahr: 1988
Verarbeitung: Roter Leineneinband mit Fadenheftung.
Einbandgestaltung: NSB Buchclub
Seiten: 1599

Verarbeitungsqualität (1-10): 8

NSB-Nr.: 4763

Literarische Gattung: Historischer Roman / Bildungsroman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsorte:

  • Moskau, Russland
  • St. Petersburg, Russland
  • Austerlitz, Habsburger Reich
  • Borodino, Russland

Thema: Russische Gesellschaft im 19. Jahrhundert

Schlagwörter: Krieg / Russland / Gesellschaft / Liebe / Kriegsführung / Militär / Leben / Napoleon / Eroberung / Geschichte / Familie / Adel

28. August 1828 in Jasnaja Poljana, Russland

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07. November 1910 in Astapovo, Russland

Lew Nikolajewitsch Tolstoi war ein russischer Literat und Philosoph.

Tolstoi wurde als Sohn eines Grafen und Gutsbesitzers in Jasnaja Poljana geboren. Da seine Eltern sehr früh verstarben, wuchs Tolstoi ab 1841 bei einer Tante auf.
1851 trat Tolstoi seinen Militärdienst an, den er bis 1856 ausübte. Während seiner Dienstzeit begann er zu schreiben und veröffentlichte 1852 sein Erstlingswerk «Detstvo» (Kindheit).
Tolstoi unternahm zahlreiche Reisen, die ihn unter anderem in die Schweiz, nach Deutschland, Frankreich, England oder Belgien führten.

Lew Tolstoi beschäftigte sich kritisch mit Religion, der russischen Gesellschaft und dem Staat sowie pädagogischen Fragen, was sich auch in zahlreichen Schriften zu diesen Themen niederschlug.
Sein literarischer Stil besticht durch gekonnte Verfremdungseffekte, mit welchen er Alltägliches in neuem Licht erscheinen lässt, um die darin enthaltenen Widersprüche offenzulegen. Zudem arbeitete Tolstoi oft mit der Selbstbeobachtung seiner Figuren, durch das Stilmittel des inneren Monologes.
Tolstois literarische Werke sind klar dem Realismus zuzuordnen, wenngleich sie auch teilweise mystische Elemente beinhalten…

Lew Tolstoi verfasste Werke wie «Krieg und Frieden» (1869), «Anna Karenina» (1877) oder «Die Kreutzersonate» (1889) und gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Schriftstellern Russlands. Er schuf mit seinen Werken Klassiker der Weltliteratur, die bis in die Gegenwart nachwirken…

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Public Domain - Leo Tolstoi 1897 (Quelle: Library of Congress - digital ID ppmsca.37767)

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Jules Verne

Die Kinder des Kapitäns Grant

1868
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Jules Vernes Klassiker „Die Kinder des Kapitän Grant“ erschien in Frankreich erstmals als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift „d'éducation et de récréation“ von 1865 bis 1867, bevor er dann 1968 in drei Buchbänden veröffentlicht wurde.

Mit etwas über sechshundert Seiten ist es eines der umfangreichsten Werke Vernes. Wobei die Länge vor allem durch die sehr ausführlichen Landschaftsbeschreibungen und wissenschaftlichen Erörterungen zustande kommt.
Ohne Frage gehört dieses Werk zu einem der farbenprächtigsten und unterhaltsamsten des Verfassers. Wir erleben hier eine Verfolgungsjagd durch die halbe Welt, die an abenteuerlichen Ereignissen kaum zu überbieten ist, eine Reise quer durch Patagonien, Australien und Neuseeland - alles Regionen, die den damaligen Lesern noch bei weitem nicht so bekannt und vertraut waren, wie dies zuweilen heute der Fall ist.
Diese Exotik ist es denn auch, die den Leser heute noch fasziniert. Zudem sind Jules Vernes umfangreiche geografische, botanische und zoologische Erörterungen überaus unterhaltend und lehrreich.

Trotz aller Abenteuer und Katastrophen bietet die Story überaus gemütlich anmutende Sequenzen, und durch die Einschübe der oben beschriebenen Erklärungen entsteht eine gute Rhythmik zwischen Action und Ruhe.
Grossen Raum gesteht Verne den diversen Schiffsfahrten zu, was nicht unwesentlich zur guten Atmosphäre des Werkes beiträgt.

Kurz und gut, man wird hier nicht nur exzellent unterhalten, sondern kann auch noch einiges lernen.
Ich kenne viele Werke von Jules Verne, „Die Kinder des Kapitän Grant“ ist ohne Frage eines der Besten!

Der schottische Lord Glenarvan befindet sich zusammen mit seiner Frau auf der Jungfernfahrt ihrer neuen Dampfjacht „Duncan“, als sie zufällig auf eine Flaschenpost treffen. In der Flasche befinden sich mehrere Dokumente – wie sich herausstellt, eine SOS-Botschaft eines mit seinem Schiff verunglückten schottischen Kapitäns namens Grant.
Lord Glenarvan macht die beiden Kinder Kapitän Grants, den zwölfjährigen Robert und dessen sechszehnjährige Schwester Mary, ausfindig und begibt sich zusammen mit seiner Frau Helena und seinem Vetter Major MacNabbs auf die Suche nach dem verschollenen Kapitän Grant. Unfreiwillig landet der französischer Geograf Jacques Paganel ebenfalls auf der „Duncan“, entschliesst sich dann jedoch die Expeditionsgruppe zu begleiten.
Eine abenteuerliche und zuweilen lebensgefährliche Reise quer durch den südamerikanischen Kontinent, Australien und schliesslich Neuseeland beginnt, während der sich die Gruppe nicht nur vor Naturkatastrophen sondern auch von entflohenen Sträflingen und Kannibalen bedroht sieht…

Originaltitel: Les Enfants du Capitaine Grant

Originalverlag: Pierre-Jules Hetzel, Paris
Erstveröffentlichung: 1868
Sprache: Französisch
Land: Frankreich

Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Walter Gerull

Verlag: Deutscher Bücherbund, Stuttgart / München
Jahr: 1985
Verarbeitung: Hardcover Einband mit blauen Schnitt, schwarzem Vorsatz, Lesebändchen und Fadenheftung.
Illustrationen: Edouard Riou
Einbandgestaltung: Originalgetreue Kopie der deutschen Erstausgabe des A. Hartlebens Verlages.
Seiten: 654

Verarbeitungsqualität (1-10): 10

ISBN: keine

Literarische Gattung: Roman / Abenteuerroman / Bildungsroman

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte:

  • Schottland
  • Chile
  • Argentinien
  • Australien
  • Neuseeland

Thema: Rettung

Schlagwörter: Abenteuer / Reisen / Verschollen / Vater / Kinder / Segelschiff / Geografie / Botanik / Zoologie / Schicksal / Seefahrt / Länder

08. Februar 1828 in Nantes, Frankreich

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24. März 1905 in Amiens, Frankreich

Jules Verne war ein französischer Schriftsteller.
Er gilt, zusammen mit H. G. Wells, als Mitbegründer der Science-Fiction-Literatur. So verfasste Verne unzählige Zukunftsromane, wie zum Beispiel 1873 „Von der Erde zum Mond“, in dem er die Mondlandung knapp 100 Jahre vorweg nahm.

Jules Verne schrieb neben seinen Zukunftsromanen auch viele Abenteuerbücher, mit denen er zu einem der meistgelesenen Autoren Frankreichs wurde. Verne hat unzählige Klassiker der französischen Literatur verfasst, deren Erfolg bis zum heutigen Tage anhält.

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Public Domain: Jules Verne 1892

Armand

Die geraubten Kinder

1875
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Armand kam 1806 unter dem bürgerlichen Namen Friedrich August Strubberg in Kassel zur Welt und führte ein abenteuerliches Leben. Nicht selten wird man an die Biografie Karl Mays erinnert, vor allem dann, wenn er es mit der Wahrheit nicht allzu ernst nimmt. Im Unterschied zu May war Strubberg, bevor er seine Romane verfasste, tatsächlich in den USA, erlebte das Siedlerleben und die Indianer hautnah und konnte bei seinen Geschichten aus dem Vollen schöpfen.

Bemerkenswert an diesem Werk ist die Tatsache, dass es ursprünglich gewissermassen als „Frauenroman“ angedacht war. Als Hauptfiguren waren die Mutter und die geraubte Tochter Röschen vorgesehen. Wohl erst auf Druck des Verlages, entschied sich Strubberg, Röschen einen Bruder zur Seite zu stellen, um das Ganze etwas „mehrheitsfähiger“ zu machen. Dieser Entscheid ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Strubberg in seinem Abenteuer-Roman «Die geraubten Kinder» zwei sehr starke weibliche Figuren geschaffen hat, was gerade in der Abenteuerliteratur einzigartig sein dürfte.

Lassen Sie sich von der anfangs etwas gestelzt wirkenden Sprache und den, nach heutigen Gesichtspunkten, altertümlich anmutenden Rollenbildern nicht täuschen! In Strubbergs Roman steckt viel Überraschendes und Unkonventionelles. Dabei fällt vor allem die überaus modern wirkende Erzählweise mit den immer wieder wechselnden Erzählperspektiven auf. Die Geschichte wird abwechslungsweise aus Sicht der verfolgenden Eltern mit ihren Helfern und den verfolgten Indianern mit den entführten Kindern erzählt, was zu einer sehr spannenden Dynamik führt, welche an Western-Filme aus den 1950er- und 60er-Jahren erinnert.
Die Geschichte selber ist trotz der romantisierenden Stilelemente auch aus heutiger Sicht spannend und mitreissend.

Die Sprache meiner Ausgabe aus dem Tectum Verlag wurde glücklicherweise nicht modernisiert, sondern inklusive Rechtschreibung in der originalen Form belassen, was der Authentizität des Werkes sehr zugute kommt.

Erzählt wird die Geschichte des deutschstämmigen Geschwisterpaar Röschen und Alfred, welches im Siedlerdorf Friedrichsburg in Texas lebt und von Mescalero-Apachen entführt wird.
Die Kinder werden vom alten Häuptling Paringa in Empfang genommen, der sich über die Kinder freut. Da er selber keine hat, behandelt er sie, als wären sie seine eigenen. Röschen lernt Häute zu bearbeiten und zu kochen, während ihr Brunder Alfred in die Kunst der Jagd mit Pfeil und Bogen sowie das Fährtenlesen eingeführt wird.
Selbstredend sind die Kinder trotz der guten Behandlung tief unglücklich und planen in aller Heimlichkeit die Flucht…

Währenddessen haben die Eltern von Röschen und Alfred bei der Suche nach ihren entführten Kindern Hilfe von einem erfahrenen Delaware-Indianer erhalten, welcher mit seinen Leuten die Spur der Mescaleros aufnimmt. Als sie nach langen abenteuerlichen Reisen endlich auf das Lager des alten Paringa treffen, finden sie dort einen zutiefst traurigen Häuptling vor. Die Kinder sind geflohen und nun allein in der Wildnis unterwegs und selbst von den erfahrenen Fährtenlesern nicht wiederzufinden.
Erst als die verzweifelte Mutter von Röschen und Alfred einen Entschluss fasst, kommt wieder Hoffnung auf…

Originaltitel: Die geraubten Kinder. Eine Erzählung aus Texas für die Jugend

Originalverlag: Eduard Trewendt, Breslau
Erstveröffentlichung: 1875
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Tectrum Verlag
Jahr: 1875
Ausgabe: Marburger Ausgabe (kritische Werkedition)
Herausgeber: Ulf Debelius
Nachwort: Ulf Debelius
Verarbeitung: Blauer Pappeinband mit Leseband, Fadenheftung und Schutzumschlag
Einbandgestaltung: Ulf Debelius unter Verwendung eines Gemäldes von J. D. Crocker
Seiten: 246

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 978-3-8288-2718-9

Literarische Gattung: Roman / Abenteuerroman / Indianerroman

Literarischer Anspruch (1-10): 6

Handlungsorte:

- Friedrichsburg, Texas
- Südwesten, USA

Thema: Entführung

Schlagwörter: Mutterliebe / Indianer / Entführung / Verfolgung / Überleben / Kinder / Liebe / Vertrauen / Suche / USA / Mescalero Apachen / Lenni Lenape (Delaware) / Siedler / Auswanderer

18. März 1806 in Kassel, Deutschland

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03. April 1889 in Altenhasslau, Deutschland

Friedrich August Strubberg war ein deutscher Kaufmann, Pionier und Abenteuer-Schriftsteller, welcher seine Werke unter Pseudonymen wie Fredéric Armand oder nur Armand veröffentlichte.

Strubberg arbeitete als Kaufmann in der väterlichen Tabakfabrik, bevor er 1841 in die USA übersiedelte und dort erst als Tabakhändler, später als Arzt und schliesslich als Kolonialdirektor in der deutschen Einwanderersiedlung Friedrichsburg in Texas tätig war.

Gesundheitliche Gründe zwangen Strubberg 1854 zur Rückkehr nach Deutschland, wo er fortan seine Erlebnisse in den USA in Abenteuer- und Jugend-Romanen sowie in Form von Sachtexten schriftstellerisch verarbeitete. Obwohl Strubberg selber keine grossen Erfolge mit seinen Romanen hatte, dürften seine Schriften nachfolgende Autoren wie zum Beispiel Karl May stark beeinflusst haben…

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Public Domain – Friedrich August Strubberg

Henry James

Washington Square

1880
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Henry James ist ein Meister des psychologischen Romans. Erschienen ist «Washington Square» 1880, im selben Jahr wie James‘ bekanntestes Werk «The Portrait of a Lady». Und diese geistige Nähe der Thematik ist auf jeder Seite deutlich zu spüren. Allerdings ist «Washington Square» nicht so mondän angelegt wie «The Portrait of a Lady», sondern gewissermassen ein kammerspielhaftes Konzentrat davon.
Eine währschafte Tragikkomödie haben wir hier vorliegen, bei dem sich Tragik und Ironie derart gekonnt ausgleichen, dass dem Leser ein Wechselbad der Gefühle beschert wird.

«Washington Square» wird häufig mit Romanen von Jane Austen verglichen, und diesem Vergleich kann ich voll und ganz zustimmen. Die virtuos erzählte Geschichte erinnert in der Anlage immer wieder stilistisch an die Werke dieser grossen englischen Schriftstellerin. Gleichwohl fügt Henry James dem Ganzen eine zusätzliche ironische Tragik hinzu, wie wir sie bei Austen nur selten finden.

Henry James ist bekannt für seine eindrucksvollen, starken Frauenfiguren und hierin bildet auch dieser Roman keine Ausnahme. Auch wenn die Protagonistin zu Beginn durch ihre Naivität auffällt, entwickelt sie sich im Laufe der Handlung zur moralischen Siegerin in dieser familiären Tragödie. Catherines langsame aber unmissverständliche Entwicklung zur Unabhängigkeit ist bemerkenswert, die Art und Weise wie James dies konstruiert, grossartig, seine Sprache treffsicher und exzellent. Es gibt wenige Autor*innen, bei denen ich Sätze zwei- oder dreimal lese – nur weil sie mir so gefallen…

Ein grossartiges Buch, das mit «The Portrait of a Lady» zum Besten gehört, was es von Henry James zu lesen gibt…

Catherine Sloper ist, da ihre Mutter kurz nach der Geburt verstarb, als Halbwaise aufgewachsen. Sie lebt zusammen mit ihrem Vater Austin Sloper, einem angesehen und gebildeten Arzt, sowie der verwitweten Tante Lavinia in einem herrschaftlichen Haus am Washington Square.
Obwohl sich Catherine längst im heiratsfähigen Alter befindet, sind Heiratskandidaten sehr spärlich gesät – was ihr Vater nicht nur der mangelnden Attraktivität, sondern auch der etwas unbeholfenen, schüchternen Art seiner Tochter zuschreibt.

Eine Wendung tritt ein, als Catherine auf einer Abendgesellschaft Bekanntschaft mit dem attraktiven und wortgewandten Morris Townsend schliesst. Morris entwickelt ein reges Interesse für die schüchterne junge Frau und erregt damit die Aufmerksamkeit von Dr. Sloper, der den jungen Galan für nichts anderes als einen Mitgiftjäger hält.
Tante Levinia, welche ebenfalls mit Morris Bekanntschaft geschlossen hat, sieht dies völlig anders und versucht, die beiden aktiv zu verkuppeln – sehr zum Missfallen ihres Bruders…

Als es Dr. Sloper trotz einer ausgedehnten Europa-Reise, welche er mit seiner Tochter unternimmt, nicht gelingt, die beiden zu entzweien, eröffnet er seiner Tochter schliesslich, dass er sie enterben würde, sollte sie sich mit Morris vermählen. Doch dann geschieht Unerwartetes…

Originaltitel: Washington Square

Originalverlag: Harper & Brothers, New York City

Erstveröffentlichung: 1880
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

In die deutsche Sprache übertragen durch: Bettina Blumenberg

Verlag: Büchergilde Gutenberg, Frankfurt a. M.
Jahr: 2014

Verarbeitung: Bedruckter Leineneinband mit grauem Vorsatzblatt, Leseband und Leimbindung.
Nachwort: Bettina Blumenberg
Einbandgestaltung: Katja Holst
Seiten: 275

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 978-3-7632-6758-3

Literarischer Anspruch (1-10): 8

Literarische Gattung: Roman / Klassiker

Handlungsorte:

New York City, New York, USA
Europa

Thema: Unerfüllte Liebe

Schlagwörter: Liebe / Streit / Vater / Tochter / Reichtum / Europa-Reise / Eltern / Kinder

15. April 1843 in New York City, New York, USA

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28. Februar 1916 in London, England

Henry James war ein amerikanisch-britischer Schriftsteller.

Nach anfänglichem Studium der Rechtswissenschaften, merkte James schnell, dass er zum Schriftsteller geboren war und brach sein Studium ab. Es folgten Beiträge in Zeitungen, Kurzgeschichten und Romane, welche ihn im angelsächsischen Raum zu einem Kultautoren machten.

Henry James war ein bedeutender Vertreter der transatlantischen Kultur. Seine grundlegenden Themen kreisten um die Konflikte zwischen der «Neuen» und der «Alten Welt», welche er in Form von gesellschaftlichen Psychogrammen in unterschiedlichsten Werken zum Ausdruck brachte.
Henry James Werke zeichnen sich durch ein modernes Frauenbild und psychologische Tiefe aus. Seine schriftstellerischen Vorbilder waren unter anderem Honoré de Balzac und George Eliot.
Im deutschen Sprachraum erreichte Henry James bedauerlicherweise nie die selbe Bekanntheit wie in seiner Heimat.

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Public Domain: Henry James 1910
Quelle: Library of Congress

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Pierre Loti

Islandfischer

1886
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In der grossen Tradition der Erzähler des 19. Jahrhunderts, entwirft Pierre Loti seine bretonische Familiensaga.
Inmitten der armen bretonischen Fischer, lässt Loti mit eindrücklicher Bildgewalt das einfache Leben und die Sorgen dieser Welt aufleben.
Dabei ist die Allmacht der nördlichen Meere ebenso Thema, wie der im fernen China entbrannte Konflikt, dem die Söhne der Fischer ausgesetzt werden.
Loti hat mit diesem eindrücklichen Werk ein Denkmal für die ganze Bretagne geschaffen - und für Paimpol und seine Bewohner im Speziellen.
Von diesem Werk unberührt zu bleiben, ist nahezu unmöglich…

Yann, der eindrucksvolle Held des Romans, hatte einst den Schwur geleistet, wenn überhaupt, dann nur die See zu heiraten, denn ewig scheint er schon zu währen, dieser Kampf der bretonischen Fischer gegen die Naturgewalten der nordischen Gewässer um Island.
Jedes Frühjahr brechen sie dorthin auf, um monatelang in harter Arbeit mit der Leine Dorsch zu fangen, der ihren Lebensunterhalt sichert. Während sie in der unendlichen Wasserwüste am Polarkreis der nie untergehenden Sonne trotzen, warten an der Felsküste der Bretagne die Angehörigen auf ihre Rückkehr. Jahr für Jahr erhebt sich dort in den späten Sommerwochen die Frage, ob wirklich alle zurückkehren...

Originaltitel: Pêcheur d’Islande

Originalverlag: Calmann-Lévy, Paris, Frankreich
Erstveröffentlichung: 1886
Sprache: Französisch
Land: Frankreich


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Dirk Hemjeoltmanns / Otfried Schulze (1994)

Verlag: Manholt, Bremen
Jahr: 1994
Verarbeitung: Dunkelgrauer Pappeinband mit Fadenheftung, schwarzem Vorsatzblatt und Schutzumschlag.
Einbandgestaltung: Claude Wunschik
Seiten: 223

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 3-924903-43-3

Literarische Gattung: Roman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsorte:

Paimpol, Bretagne, Frankreich
Meer

Thema: Seefahrt / Fischfang / Liebe

Schlagwörter: Fischer / Meer / Segelschiffe / Trauer / Tod / Verlust / Naturgewalt / China / Kolonialkrieg

14. Januar 1850 in Rochefort, Frankreich

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10. Juni 1923 Hendaye, Frankreich

Pierre Loti entstammte einer Seefahrer-Familie und wurde deshalb folgerichtig ebenfalls Marineoffizier.

Die Grundlage seiner Werke bilden, ähnlich wie bei Joseph Conrad, seine ausgedehnten Reisen in ferne Länder.
Loti war ein Vertreter des Fin de Siècle und Mitbegründer des französischen Exotismus. 1892 wurde er in die Académie française aufgenommen.

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Public Domain: Pierre Loti am 7. April 1892



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