Die liebsten Kinder- und Jugendbücher aufzuzählen, fällt einem oft recht leicht, prägen sich doch gerade die ersten Leseabenteuer und Buchentdeckungen besonders tief ein – und entsprechend leicht fiel es mir diese zu benennen, als ich mich entschloss, meinen liebsten Kinder- und Jugendbüchern eine eigene Rubrik einzuräumen.

Ich führe seit 1978 eine Leseliste, in die ich alle gelesenen Bücher, mit Bewertung, eintrage. Als ich nun diese Liste konsultierte, um festzustellen, ob mich mein Gedächtnis auch nicht im Stich gelassen hätte, gab es eine Überraschung! So manches von mir in der Erinnerung als Lieblingsbuch bewertete Werk, hatte vor meinem Kinder-Ich keine Gnade gefunden und andere, die ich überhaupt nicht mehr auf dem Radar hatte, fanden sich mit Höchstbewertung in meiner Liste wieder.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich bei meiner Auswahl für diese Rubrik auf mich selbst zu verlassen. Allerdings habe ich alle Bücher nochmals gelesen, um festzustellen, woran mein vergangenes Ich so Gefallen gefunden hatte.

Sie finden in Folge meine liebsten Kinder- und Jugendbücher, chronologisch nach Erscheinungsjahr gelistet – und wer weiss, vielleicht entdecken Sie das eine oder andere Werk, das Ihnen bekannt vorkommt…

Frances Hodgson Burnett

Der geheime Garten

1911
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Frances Hodgson Burnett ist hierzulande ja vor allem durch ihren Roman «Der kleine Lord» bekannt. In England – dem Land der Gärtner und Gärtnerinnen – erfreut sich der «Der geheime Garten» genauso grosser Beliebtheit wie der kleine Lord Fauntleroy. Dies völlig zu Recht, wie ich finde, ist es doch eines der wunderbarsten und inspirierendsten Garten- und Naturbücher, welche ich kenne.

Frances Hodgson Burnetts Kinder- und Jugendromane basieren oft auf ähnlichen Grundelementen. Der Tod ist allgegenwärtig, gleichzeitig jedoch auch die Hoffnung auf Erlösung. Das Spiel mit der Finsternis und dem Unheimlichen, vermischt mit Geheimnissen und unerwarteten Handlungsverläufen, machen Ihre Romane äusserst abwechslungsreich und unterhaltsam. Dabei bleibt die Autorin ganz Kind der viktorianischen Zeit, in welcher Werte wie Familie und Traditionen wichtige Faktoren bilden.

Diese Elemente finden sich auch in der abenteuerlichen Geschichte des geheimen Gartens – ergänzt durch wunderschöne, teilweise romantische Naturbeschreibungen und märchenhaft anmutende Tiergeschichten.

Frances Hodgson Burnetts Buch hat mich als Kind tief beeindruckt. Schwer zu sagen, ob es der Auslöser zur später entwickelnden Liebe zu Pflanzen und Gärten gewesen ist, auf jeden Fall habe ich die Natur nach dieser Lektüre mit anderen Augen gesehen…

Mary Lennox wird von ihren Eltern vernachlässigt und lebt einsam, von Kindermädchen umsorgt, in einem grossen Haus in Indien. Mary ist ein sehr eigenwilliges und verzogenes Kind, denn es ist niemand da, der ihr Grenzen aufzeigen könnte.
Als eines Tages eine schlimme Choleraepidemie ausbricht, verändert sich das Leben der zehnjährigen Mary schlagartig, denn ihre Eltern fallen der Epidemie zum Opfer. Mary wird daraufhin zu ihrem einzigen noch lebenden Verwandten und jetzigem Vormund Archibald Craven nach Yorkshire, England gebracht.

Hier lebt sie nun in einem riesigen Herrensitz, genau so einsam wie in Indien, da auch ihr Onkel keine Zeit für sie hat. Onkel Archibald verlor in jungen Jahren seine geliebte Ehefrau und findet keinen Weg aus seiner Trauer. Mit einem kleinen Mädchen weiss er gar nichts anzufangen.
Als Mary eines Tages durch einen alten Gärtner vom geheimen und abgeschlossenen Garten der verstorbenen Tante erfährt, macht sie sich auf die Suche nach diesem geheimnisvollen Ort. Sie findet nicht nur den Garten, sondern entdeckt im grossen Herrenhaus auch ein Zimmer, in dem sie auf ihren kranken Cousin Colin stösst. Zusammen mit dem neu gewonnenen Freund Dickon gelingt es ihr, Colin neuen Lebensmut zu geben. Die drei machen es sich zur Aufgabe, den geheimen Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Was als einfaches Gartenprojekt beginnt, wird das Leben von allen Beteiligten nachhaltig verändern…

Originaltitel: The Secret Garden

Originalverlag: Frederick A. Stokes Company, New York City
Erstveröffentlichung: 1911
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Friedel Hömke

Verlag: Gerstenberg Verlag, Hildesheim
Jahr: 2001
Verarbeitung: Grün bedruckter Pappeinband mit Schutzumschlag und Fadenheftung.
Illustrationen: Graham Rust
Einbandgestaltung: Breslich & Foss, London
Seiten: 224 Seiten

Verarbeitungsqualität (1-10): 8

ISBN: 3-8067-4940-X

Literarische Gattung: Kinderroman

Literarischer Anspruch (1-10): 6

Handlungsorte:

- Indien
- Yorkshire, England

Thema: Selbstfindung / Gärtnerei

Schlagwörter: Vernachlässigung / Kind / Vertrauen / Garten / Natur / Krankheit / Trauer / Einsamkeit / Freundschaft

24. November 1849 in Manchester, England

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29. Oktober 1924 in Plandome, New York

Frances Eliza Hodgson Burnett war eine britisch-amerikanische Romanschriftstellerin.

Frances Hodgson wurde in Manchester als älteste Tochter von fünf Kindern geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters, geriet die Familie in finanzielle Not und wanderte schliesslich 1865 in die USA aus. In Knoxville, Tennessee, schrieb die junge Frances erfolgreich Geschichten für Frauenzeitschriften.

1873 heiratete Frances Swan Burnett, mit welchem sie zwei Söhne hatte. Inspiriert durch ihre Kinder, begann sie Kinderromane zu schreiben, in denen sie vor allem ihre persönlichen Lebensthemen wie Armut, Tod und ihre Liebe zur Gartenarbeit einfliessen liess. Sie verfasste beinahe vierzig Kinder- und Jugendromane sowie viele Kurzgeschichten.

Durch zahlreiche Verfilmungen ihrer Hauptwerke «Little Lord Fauntleroy», «A Little Princess» und «The Secret Garden» ist Frances Hodgson Burnett bis heute eine bekannte Schriftstellerin geblieben.

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Public Domain - Quelle: Wikipedia.org

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Knud Meister & Carlo Andersen

Jan und die Kindsräuber

1943
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Wie bei Wolfgang Eckes „Perry Clifton-Büchern“, handelt es sich hier um eine Buchreihe. Die dänischen Originalbände erschienen ab 1942 bis 1964. Von den insgesamt 81 Bänden wurden leider lediglich 33 ins Deutsche übersetzt.

Ich habe diese Jan-Bücher als Kind geliebt und alle 33 Bände mit viel Begeisterung gelesen - verschlungen, wäre vielleicht der bessere Ausdruck. Der hier vorgestellte Band 3 mag deshalb als Platzhalter für alle anderen Bände dienen.
Aus heutiger Sicht mögen diese Werke ein wenig angestaubt wirken, gibt es doch aufgrund der Entstehungszeit einige veraltete Ausdrücke und auch die „Action“ kann mit modernen Kinder-Krimis nicht mithalten. Dafür punkten die Jan-Bücher mit viel Charme und Gemütlichkeit, welche in angenehmem Kontrast zu den kriminologischen Geschehnissen stehen.

Die Atmosphäre zusammen mit den realen Kriminalfällen und der kindergerechten Aufbereitung sind letztendlich die Elemente, welche die Jan-Büchern über die breite Masse vergleichbarer Kinder-Krimis hinaus hebt.

Als Jan, der Sohn des dänischen Kriminalkommissars Helmer, wie jeden Tag zur Schule geht, ahnt er noch nicht, dass heute alles anders sein würde. Erst tritt der Mathematiklehrer Rasmussen mit grosser Verspätung vor die Klasse, und dann erfahren Jan und seine Mitschüler, dass der kleine Bruder ihres Mitschülers „Sir Jack“ entführt worden sei.
Jan und seine Mitschüler sind schockiert und entschliessen sich, in den eben beginnenden Osterferien, die Polizei bei der Suche nach den Entführern zu unterstützen. Jan organisiert eine ansehnliche Gruppe, mit denen er die Halbinsel Stevns durchkämmen will. Eine abenteuerliche Verfolgungsjagd beginnt, bei der Jan mit seinem Detektivclub den Verbrechern von Tag zu Tag ein Stück näher rückt…

Originaltitel: Jan-Klubben

Originalverlag: E. Wangels Forlag A/S, Kopenhagen
Erstveröffentlichung: 1943
Sprache: Dänisch
Land: Dänemark


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Ursula von Wiese

Verlag: Magnus Verlag GmbH / Albert Müller Verlag, Rüschlikon
Jahr: 5. Auflage 1981
Verarbeitung: Bedruckter Halbleineneinband mit Leimbindung
Einbandgestaltung: Magnus Verlag
Seiten: 109

Verarbeitungsqualität (1-10): 4

ISBN: 3-275-00216-3

Literarische Gattung:
Roman / Jugendroman / Kriminalroman
Lesealter: Ab 10 Jahren

Literarischer Anspruch (1-10): 3

Handlungsorte: Dänemark

Thema: Entführung

Schlagwörter: Verbrechen / Schulklasse / Geldübergabe / Entführer / Schüler / Detektiv / Polizei / Jagd / Flugzeug / Kinder

28. Mai 1913 in Kopenhagen, Dänemark

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20. Dezember 1989 in Kopenhagen, Dänemark

Niels Knud Meister war ein dänischer Journalist, Redakteur und Schriftsteller.

Vor seiner Karriere als Kinderbuchautor, arbeitete Meister als Journalist, unter anderem auch als Korrespondent für das Time Magazine in New York.

Obwohl Knud Meister einige Kriminalromane für Erwachsene verfasste, gelang auch ihm der schriftstellerische Durchbruch erst als Kinderbuchautor mit Carlo Andersen zusammen. Neben der bereits oben erwähnten Jan-Reihe, schrieben die beiden unter dem Pseudonym Lisbeth Werner 58 Bände der Buchreihe „Puk“, das weibliche Gegenstück zu den Jan-Büchern. Die Reihe erschien von 1942 bis 1964 und war in Dänemark ebenso populär und beliebt wie die Jan-Reihe.

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05. März 1904 in Frederiksberg, Dänemark

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20. Februar 1970 in Skuldelev, Dänemark

Carlo Arnold Valdemar Andersen war ein dänischer Autor.

Andersen begann sein Berufsleben als Hersteller von Büro- und Ladenmöbeln, bevor er 1938 mit seinem Erstlingswerk „Krigstestamentet“ auf Anhieb sehr erfolgreich war und einen dänischen Krimi-Preis erhielt.

Der eigentliche Durchbruch als Schriftsteller gelang Carlo Andersen jedoch, als er sich mit Knud Meister zusammen tat. Sie schrieben gemeinsam unzählige Kinderbücher, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Die bekannteste Reihe dürfte dabei „Jan als Detektiv“ gewesen sein, von der 1942 der erste Band erschien und die in weiteren 80 Bänden bis 1964 fortgeführt wurde…

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Mira Lobe

Insu-Pu

1948
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Mira Lobes mitreissende Abenteuergeschichte gehörte nicht nur zu meinen absoluten Lieblingsbüchern - ich glaube, es war auch eines der ersten Büchern überhaupt, die ich ganz durchgelesen habe!

Lobe schrieb den Originalroman 1948. Damals lebte sie in Israel und veröffentlichte den Roman daher auf Hebräisch. Inspiriert dazu wurde sie durch die Bombardierung Londons im 2. Weltkrieg und den daraus resultierenden Kinderverschickungen. Als Lobe den Roman 1951 schliesslich auf Deutsch herausbrachte, schrieb sie den Text um. Die englischen Kindernamen wurden durch deutsche ersetzt und die Länder erhielten Fantasienamen. Lobe wollte damit zum Ausdruck bringen, dass die Folgen von Krieg, völlig unabhängig von Zeit und Raum, immer etwas Furchtbares sind.
Wer der Handlung von Mira Lobes Buch folgt, wird schon bald an William Goldings „Herr der Fliegen“ erinnert. Lobes Buch ist jedoch für jüngere Kinder konzipiert, und die zuweilen infernale Grausamkeit von Goldings Roman fehlt hier völlig. Vielmehr konzentriert sich Lobe auf die Fähigkeiten der Kinder, erzählt, wie sich fremde Kinder aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten zusammenraufen, sich gemeinsam gegen die Unbill der Elemente stellen und ihr Schicksal gemeinsam tragen. Dabei lernen die Kinder, dass jeder seine und jede ihre Gabe besitzt und sie nur gemeinsam überleben können. Natürlich gibt es auch bei Lobes Geschichte Konflikte unter den Protagonisten, diese lösen sich jedoch immer im oben beschriebenen Sinne auf.

Mir gefällt Lobes kindgerechter Blickwinkel, und es gibt nicht viele Kinderbuchautorinnen und -autoren, die einen solchen überhaupt einnehmen können, ausserordentlich gut. Ihre moralische und ethische Grundhaltung hat mich schon als Kind tief beeindruckt. Ich habe das Werk erst vor kurzem wieder einmal zur Hand genommen und wurde von seinem Charme von Neuem mitgerissen…

In Urbien herrscht Krieg. Die nächtlichen Bombardierungen der Städte führen zu einer extremen Stresssituation, unter der vor allem die Kinder zu leiden haben. Aus diesem Grund entschliesst sich der 12-jährige Stefan, dem Präsidenten von Terranien zu schreiben, um ihn zu bitten, so vielen Kindern wie möglich eine Reise ins kriegsverschonte Terranien zu ermöglichen. Durch einen Zufall gelangt Stefans Brief tatsächlich in die Hände des Präsidenten, welcher, gedrängt durch seinen Neffen, beschliesst, den urbischen Kindern diese Reise zu ermöglichen.
Doch während der Überfahrt nach Terranien, fährt eines der Passagierschiffe voller Kinder auf eine Mine und sinkt. Glücklicherweise können alle Kinder durch die anderen Schiffe gerettet werden - alle bis auf elf, deren Rettungsboot sich unbemerkt losreisst…
Die elf Kinder sind nun auf sich gestellt. Glücklicherweise gelangen sie schon nach wenigen Tagen auf eine einsame Insel. Auf dieser heisst es nun für alle, ihr neues Leben zu organisieren.
Um das Überleben der Gruppe zu ermöglichen, werden Fähigkeiten und Intelligenz jedes einzelnen gebraucht, denn ob ob nach ihnen gesucht wird, ist alles andere als gewiss…

Originaltitel:  א’ הילדים (Insel der Kinder)

Originalverlag: ?
Erstveröffentlichung: 1948
Sprache: Hebräisch
Land: Israel


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Mira Lobe

Verlag: Waldheim-Eberle, Wien
Jahr: 1951
Verarbeitung: Halbleinenband mit schwarzem Leinenrücken, bedrucktem Pappdeckel und Fadenheftung
Einbandgestaltung: Joseph Farnik, Wien
Seiten: 316

Verarbeitungsqualität (1-10): 6

ISBN: keine

Literarische Gattung: Abenteuerroman
Lesealter: Ab 9

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte (Fiktive Orte):

- Urbien (gemeint ist England)
- Terranien (gemeint sind die USA)
- Insu-Pu (fiktive Insel im Atlantik)

Thema: Krieg / Robinsonade

Schlagwörter: Schiffbruch / Krieg / 2. Weltkrieg / Kinder / Überleben / Zusammenhalt / Gemeinschaft / Rettung / Erwachsene / Schicksal

17. September 1913 in Görlitz, Deutsches Reich

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06. Februar 1995 in Wien, Österreich

Mira Lobe war eine österreichische Kinderbuchautorin.
Als Jüdin sah sie im Deutschland der Nationalsozialisten keine Zukunft und flüchtete 1936 nach Palästina, wo sie heiratete und begann Kinderbücher zu verfassen. Ab 1950 lebte sie in Wien, wo sie bis zu ihrem Tod wohnhaft blieb.

Mira Lobe gilt als bedeutende österreichische Kinderbuchautorin, die rund hundert Kinder- und Jugendbücher verfasst und dafür unzählige Auszeichnungen erhalten hat.

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© Regine Hendrich

Heiner Gross

3:0 für die Bärte

1959
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Auch in der Schweiz gab und gibt es immer wieder hervorragende Kinder- und Jugendbuchautoren. Einer meiner allerliebsten ist Heiner Gross.
Gross hat unzählige Bücher geschrieben, die ich durch meine Jugendzeit hindurch nahezu alle gelesen habe. Dabei zeichnen Gross vor allem seine fantasievollen und erfindungsreichen Geschichten aus.
Bei dem hier vorgestellten Band „3:0 für die Bärte“, handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie und gleichzeitig den ersten Roman, den Heiner Gross überhaupt verfasste (die beiden Folgebände finden sie unter „Fakten“).
Als ich „3:0 für die Bärte“ vor kurzem wieder einmal zur Hand nahm, war ich zum einen verblüfft, wie humorvoll und zeitlos diese Geschichte auch heute noch ist, und zum anderen überrascht, dass diese Geschichte auch für einen Erwachsenen durchaus spannend und humorvoll zu lesen ist. Nach nur wenigen Seiten zogen mich die Abenteuer von Hans Butz und seiner Freundin Bärbel in die Geschichte hinein, und ich amüsierte mich königlich über die etwas unbeholfenen Zwerge und ihre Abenteuer im Märchenland - wobei ich interessant fand, wie viele Parallelen es zu den Harry-Potter-Bänden gibt…

Nebst der unterhaltsamen und mitreissenden Abenteuergeschichte, verfügt das Werk durchaus auch über einen ernsthaften Kern, der die Bedrohung der kindlichen Phantasie (Märchenwelt) durch die moderne Technik thematisiert – wobei man hier „moderne Technik“ nur durch Computer oder Smartphone zu ersetzen braucht, um einen top aktuellen Kinderroman vor sich zu haben, der in den letzten sechzig Jahren nichts von seinem Witz und seinem Schwung verloren hat.

Heiner Gross gehört für mich zu einem der besten und prägendsten Autoren der Schweizer Kinderliteratur. Seine Werke sind allesamt vergriffen und selbst antiquarisch nur noch schwer zu finden, wobei Ersteres den desolaten Zustand der Schweizer Verlagswelt aufzeigt und Letzteres Gross’ ungebrochene Beliebtheit beweist…

Als Hans und Bärbel eines Tages auf dem Spielplatz einen Spielzeugreifen finden, ahnen sie noch nicht, dass ihr Leben schon bald gehörig auf den Kopf gestellt werden würde. Beim gefundenen Reifen handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Spielzeugreifen - wer durch ihn hindurchschlüpft, gelangt unversehens ins Märchenland. Die dort wohnhaften Zwerge haben den Reifen herstellen lassen, weil sie dringend Hilfe von Kindern benötigen, da der böse Zauberer Sabor mit seiner Roboter-Armee versucht, das Märchenreich dem Erdboden gleichzumachen.
Hans wird kurzerhand zum General und Bärbel zur Königin ernannt. Zusammen mit dem Vizekönig und dem etwas schusseligen Zwergen-Admiral, erleben die beiden Kinder haarsträubende Abenteuer, gelangen ins Schlaraffenland, begegnen dem gestressten Osterhasen und treffen auf einer geheimnisvollen Insel auf äusserst fröhliche Räuber, um schliesslich gemeinsam mit den Zwergen die Bedrohung durch den Zauberer Sabor abzuwenden…

Originaltitel: 3: 0 für die Bärte, die Abenteuer des Hans Butz

Originalverlag: Schweizer Verlagshaus, Zürich
Erstveröffentlichung: 1959
Sprache: Deutsch
Land: Schweiz


Meine Ausgabe

Verlag: Cardun Verlag, Winterthur
Jahr: 1992
Verarbeitung: Bedruckter Pappeinband mit Fadenheftung
Einbandgestaltung & Illustrationen: Werner Büchi
Seiten: 269

Verarbeitungsqualität (1-10): 7

ISBN: 3-907803-02-7

Literarische Gattung: Kinderroman / Märchenroman / Abenteuerroman

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte:

- Schweiz
- Märchenland

Thema: Märchen vs Technik

Schlagwörter: Roboter / Abenteuer / Kinder / Zwerge / Märchenland / Zauberer / Königin / General / Technik / Rettung / Flucht


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Band 2

Tumult auf der Kyburg

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Band 3

Sabors Wunderboot

02. Dezember 1923 in Winterthur, Schweiz

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02. Mai 1993 in Winterthur, Schweiz

Heiner Gross war ein Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor.

Gross wuchs als Sohn eines Stadtpolizisten im zürcherischen Winterthur auf. Er arbeitete als Maschinenzeichner und Baggerunternehmer, bevor er sich mit knapp vierzig beruflich umorientierte, um das Schreiben zu seinem Beruf zu machen. Fortan arbeitete er als Journalist und als Schriftsteller. Wobei er bekannte Werke wie „3:0 für die Bärte“, Sabors Wunderboot“ oder „Tumult auf der Kyburg“ schuf.

Heiner Gross‘ Bücher hatten immer einen direkten Bezug zu seiner Heimat, was nicht zuletzt einer der Gründe für seine Beliebtheit unter seinen jungen Lesern war. Zudem schuf er mit Jugendbuchreihen wie „Der schwarze Jack“ oder die „AG Pinkerton“ Spannungsliteratur, die einzigartig da steht in der Schweizer Jugendbuchliteratur.

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Gerald R. Lyttle

Wer jagt wen?

1962
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Hier ist es nun also, das erste und wichtigste Werk in meiner Karriere als Leser!

Sie entschuldigen die Melodramatik im ersten Satz, aber wir haben es hier tatsächlich mit dem Werk zu tun, das dazu führte, dass ich begann regelmässig Bücher zu lesen. Davor war ich ein Gelegenheitsleser, der viele Bücher anlas, jedoch kaum eines beendete.

Dies sollte sich mit «Wer jagt wen?» schlagartig ändern. Die Geschichte war derart spannend und mitreissend verfasst (zumindest für mein damaliges Ich), dass ich nach der letzten Seite eine nie gekannte Leere verspürte – die ich mit anderen spannenden Krimis von Enid Blyton, Wolfgang Ecke oder der drei???-Reihe zu schliessen begann, was mich schliesslich zum Berufs- und Vielleser werden liess, der ich bis heute geblieben bin.

Auch wenn ich gut nachvollziehen kann, dass mich dieses Werk damals durch seine sehr spannende Handlung und gut verständliche Sprache begeisterte, bin ich aus heutiger Sicht versucht zu sagen, dass es etwas veraltet ist und kaum noch Kinder ansprechen dürfte. Zu vorhersehbar und behäbig kommt das Ganze daher. Die religiösen Einschübe wirken auf mich heute irgendwie irritierend und die Glorifizierung der Atomenergie mehr als nur antiquiert.

Es gibt eben manchmal Bücher, die kommen genau im richtigen Moment zu einem und lösen etwas aus – und so ein Buch war «Wer jagt wen?» für mich. Aus diesem Grund – und nur aus diesem Grund – hat sich dieses Werk von Gerald R. Lyttle seinen Platz unter meinen liebsten Kinderbüchern verdient.

Die Adler, eine englische Pfadfindergruppe, werden von einem befreundeten Schweizer Pfadfinder und dessen Vater Herr Zimmermann ins Berner Oberland eingeladen.

Auf der Reise in die Schweiz treffen sie auf den gleichaltrigen Philipp Maxstein, Sohn eines bekannten Wissenschaftlers. Philipp soll ein geheimnisvolles Päckchen zu seinem Vater ins Berner Oberland bringen. Da er verfolgt wird, entschliessen sich die Adler ihm zu helfen und nehmen das Päckchen in ihre Obhut um die Verfolger auf eine falsche Spur zu locken.
In Wilderswil angekommen, werden sie von Herr Zimmermann in Empfang genommen, der ein spannendes Reiseprogramm für die englischen Pfadfinder zusammengestellt hat.

Als plötzlich der Anführer der Adler entführt wird, beginnt eine wilde Verfolgungsjagd durch das ganze Berner Oberland. Gelingt es den Adlern, ihren Anführer zu befreien und das Päckchen vor den Verbrechern in Sicherheit zu bringen…?

Originaltitel: Curlews on the Continent

Originalverlag: Pickering & Inglis Ltd., London
Erstveröffentlichung: 1962
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien

Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Wolfgang Steinseifer

Verlag: Hermann Schulte, Wetzlar
Jahr: 1978
Verarbeitung: Taschenbuch mit Kaltleimbindung
Einbandgestaltung: Anselm Schönfeld
Seiten: 224

Verarbeitungsqualität (1-10): 1

ISBN: 3-87739-411-1

Literarische Gattung: Kriminalroman
Lesealter: ab 8 Jahren

Literarischer Anspruch (1-10): 3

Handlungsort:

- Basel, Schweiz
- Berner Oberland, Schweiz

Thema: Verfolgung / Geheimnis

Schlagwörter: Schweiz / Pfadfinder / Verbrecher / Verfolgung / Freundschaft / Jugendliche / Wissenschaft

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Leider konnte ich keinerlei Daten zu Gerald R. Lyttle ausfindig machen. Weder Lebensdaten noch Werdegang sind in den Weiten des Internets aufzufinden.

Aus diesem Grund bin ich sehr dankbar für alle Hinweise und Daten, sollten Sie über solche verfügen. Sie können mich gerne über KONTAKT erreichen.

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Christopher S. Hagen

Geheimauftrag

1969
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Westernromane gibt es viele – wirklich lesenswerte leider nur ganz wenige.
Als ich in meinen Teenager-Jahren auf Christopher S. Hagen stiess, war ich von Beginn an begeistert von seinem Schreibstil und noch mehr von seinen Stories.

Der 1969 erstmals erschienene Roman «Geheimauftrag» gehört von allen Büchern, die ich von diesem Autoren gelesen habe, zu meinem Liebsten.
Hier kommt alles zusammen, was seine Geschichten ausmacht. Eine packende Handlung, welche auf historischen Fakten basiert, und die psychologisch gut herausgearbeitete Figuren, welche dem Leser unglaublich nahe gehen und überaus realistisch ausgearbeitet sind.
Der Autor selber nannte seine Werke «Authentic Western», womit er sehr gut beschreibt, was ihm dabei wichtig war. Die einzelnen Kapitel werden jeweils durch ein Zitat aus einem historischen Werk eingeleitet, was die entsprechenden Geschehnisse in einen guten Kontext rückt und die erwähnte «Authentizität» fördert.

Beschrieben wird die Endzeit der blutigen Indianerkriege in den Great Plains und die schmutzigen Tricks, mit denen die US-Regierung den indigenen Völkern ihre Lebensgrundlage entzog. Dabei hat Christopher S. Hagen nur ein kleines Puzzleteilchen aus dieser traurigen Geschichte ausgewählt, um damit dem Leser die Tragik des grossen Ganzen näher zu bringen. Er tut dies derart realitätsnah und eindringlich, dass die Spannung kaum auszuhalten ist.
Ich war als Jugendlicher kein Leser, der stundenlang in einem Buch las, ich kann mich jedoch gut erinnern, dass ich dieses Werk kaum mehr aus der Hand legen konnte, derart gepackt hat mich die spannende Erzählung. Selbst heute, fünfunddreissig Jahre später, hat dieses Werk, das übrigens mit dem renommierten Friedrich-Gerstäcker-Preis ausgezeichnet wurde, nichts von seiner Faszination verloren.

Christopher S. Hagen ist übrigens ein Pseudonym, unter dem der deutsche Journalist und Autor Heinz-Josef Stammel Westernromane verfasste.

Im Big-Horn-Gebiet waren grosse Goldvorkommen gefunden worden, und die immer grösser werdende Siedlerzahl verlangte nach neuem guten Weideland. Nun brauchte die Armee nur noch einen guten Grund, um die Sioux und andere Nationen aus ihren Lebensräumen zu vertreiben.
Eine Handvoll verwegener Westerner erhält deshalb 1875 von der US-Armee den Auftrag, mitten im Sioux-Gebiet einen Handelsposten zu errichten, um von dort mit den in der Region des Big Horn lebenden Indianern Handel zu treiben.
Sobald der erste harte Winter vorbei wäre, sollten die Abenteurer durch gezielte Provokationen die Indianer zu Überfällen verleiten, um der US-Armee einen Grund zur Intervention zu liefern.
Doch der Plan geht vorerst schief. Durch einen Unfall kommt es mitten im Winter zu einem Scharmützel, bei dem ein Indianer den Tod findet, woraufhin das kleine Handelsfort von den Sioux belagert wird. Die Abenteurer sind eingeschlossen, und jede Hilfe von aussen scheint aussichtslos. Als dann nach und nach die Nahrungsmittel ausgehen, wird die Lage für die Eingeschlossenen zunehmend bedrohlicher…

Originaltitel: Geheimauftrag
Untertitel: Die abenteurliche Geschichte eines getarnten US-Kommandounternehmens im Schatten des Indianer-Winters 1875/1876

Originalverlag: Herder KG, Freiburg
Erstveröffentlichung: 1969
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Herder KG, Freiburg
Jahr: 1975
Verarbeitung: Bedruckter Pappeinband mit Leimbindung
Einbandgestaltung: Motiv nach F. Remington
Seiten: 232

Verarbeitungsqualität (1-10): 3

ISBN: 3-451-14856-0

Literarische Gattung: Jugendroman / Westernroman / Abenteuerroman

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsorte:

- Yellowstone River, Montana, USA

Thema: Indianerpolitik

Schlagwörter: Indianer / Sioux / Handelsposten / Fort / US-Armee / Belagerung / Provokation / Hunger / Tod / Politik / Geschichte / Western / USA

1. Januar 1926 in Köln, Deutschland

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22. Januar 1990 in Alpirsbach, Deutschland

Heinz-Josef Stammel war ein deutscher Pressefotograf, Journalist und Autor, der unter anderem unter dem Pseudonym Christopher S. Hagen spannende Jugendbücher über den amerikanischen Westen der Pionierzeit verfasst hat.

Stammels Werke zeichnen sich durch eine authentische und realitätsnahe Schilderung aus. Seine Geschichten sind stets gut in die historischen Begebenheiten eingebettet und versuchen die tatsächlichen Lebensumstände wiederzugeben. Er selber nannte seine Werke «Authentic Western».

Für sein Werk «Geheimauftrag» von 1969 erhielt er den Friedrich-Gerstäcker-Preis.

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Heiner Gross

Wer ist Goldauge?

1972
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Heiner Gross schrieb nicht nur wunderschöne, fantasievolle Kinderbücher, sondern verstand es ebenso virtuos, ernsthafte Themen in spannende Jugendbücher zu packen. Ein herausragendes Beispiel dafür ist «Wer ist Goldauge?».
Der 1972 erschienene Jugendroman nimmt gekonnt die in den Siebzigerjahre allgegenwärtige Drogenthematik auf – und dies in Form eines sehr spannenden Krimis. Dabei arbeitet Heiner Gross meisterhaft mit falschen Fährten, unbekannten Feldern und dem gewohnt ironischen Unterton, der den meisten seiner Werke eigen ist.
«Wer ist Goldauge?» mag aufgrund der Drogenthematik, wobei es vor allem um LSD geht, für heutige Leser nicht mehr aktuell sein. Die Geschichte funktioniert jedoch nach wie vor ausgezeichnet - was vorwiegend der mitreissenden Kriminalgeschichte geschuldet ist. Einmal mehr hat es Heiner Gross ausgezeichnet verstanden, dem Werk Lokalkolorit zu verleihen - die Geschichte handelt in Zürich und im Grossraum Luzern - was nicht unwesentlich zur guten Atmosphäre des Romans beiträgt.

Ein unbekanntes etwa 17-jähriges Mädchen fällt aus dem Fenster eines bekannten Stadtzürcher Hotels. Verletzt wird die junge Frau ins Spital eingeliefert – später wohnt sie bei der Familie des behandelnden Chefarztes. Tragischerweise hat sie ihre Sprache und ihr Gedächtnis verloren. Jeder Versuch, mit ihr Kontakt aufzunehmen, scheitert. This, der Sohn des Chefarztes, besucht die junge Frau, die mittlerweile aufgrund goldener Sprenkel in ihren Augen von allen «Goldauge» genannt wird, regelmässig. Dabei verliebt er sich in die Unbekannte und beschliesst, auf eigene Faust das Geheimnis von Goldauges Herkunft zu lüften. Noch ahnt er nicht, mit welch finsteren Gesellen er dabei zu tun haben wird…

Originaltitel: Wer ist Goldauge?

Originalverlag: Heiner Gross jun., Winterthur
Erstveröffentlichung: 1972
Sprache: Deutsch
Land: Schweiz


Meine Ausgabe

Verlag: NSB - Neue Schweizer Bibliothek, Zürich
Jahr: 1972
Verarbeitung: Bedruckter Pappeinband mit Leimbindung
Einbandgestaltung: Schweizer Druck- und Verlagshaus
Seiten: 142

Verarbeitungsqualität (1-10): 3

ISBN: Keine

Literarische Gattung: Roman / Jugendroman

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte:

- Zürich, Schweiz
- Luzern, Schweiz
- Hergiswil bei Willisau, Schweiz
- Eschenbach, Luzern, Schweiz

Thema: Gedächtnisverlust

Schlagwörter: Mädchen / Gedächtnisverlust / Vergangenheit / Ermittlung / Verbrechen / Entführung / Unfall / Liebe / Hilfe / Unterstützung / Drogen

02. Dezember 1923 in Winterthur, Schweiz

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02. Mai 1993 in Winterthur, Schweiz

Heiner Gross war ein Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor.

Gross wuchs als Sohn eines Stadtpolizisten im zürcherischen Winterthur auf. Er arbeitete als Maschinenzeichner und Baggerunternehmer, bevor er sich mit knapp vierzig beruflich umorientierte, um das Schreiben zu seinem Beruf zu machen. Fortan arbeitete er als Journalist und als Schriftsteller. Wobei er bekannte Werke wie „3:0 für die Bärte“, Sabors Wunderboot“ oder „Tumult auf der Kyburg“ schuf.

Heiner Gross‘ Bücher hatten immer einen direkten Bezug zu seiner Heimat, was nicht zuletzt einer der Gründe für seine Beliebtheit unter seinen jungen Lesern war. Zudem schuf er mit Jugendbuchreihen wie „Der schwarze Jack“ oder die „AG Pinkerton“ Spannungsliteratur, die einzigartig da steht in der Schweizer Jugendbuchliteratur.

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Astrid Lindgren

Die Brüder Löwenherz

1973
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Ein kleiner Junge liegt im Sterben und erinnert sich währenddessen an eine schöne Traumgeschichte, die ihm sein älterer Bruder, welcher erst vor kurzem durch ein tragisches Unglück ums Leben gekommen ist, einst erzählt hatte.
Mit dieser traumatischen Sequenz beginnt Astrid Lindgrens Werk «Die Brüder Löwenherz», welches für mich in meiner Kindheit zu einer der berührendsten Bucherfahrungen gehörte, an die ich mich erinnern kann.

Lese ich es heute, ist es noch genauso berührend, hinzu kommt jedoch die raffinierte Doppeldeutigkeit der Erzählung, welche ich als Kind natürlich ganz anders gelesen hatte. Dass die „Abenteuergeschichte“, welche die beiden Brüder erleben, nur in den Gedanken des kleinen Jungen im Todeskampf stattfindet, um ihm den Mut zu geben, dem nahenden Tod tapfer entgegen zu treten, macht den Roman für mich emotional nur noch ergreifender.
Der Tod als Thematik in einem Kinderbuch war und ist äusserst selten. Astrid Lindgren gelingt es in diesem Werk eindrücklich, eine Geschichte über das Sterben zu schreiben, ohne zu verharmlosen oder zu traumatisieren. Durch ihre feine und ermutigende Sprache und die anrührende Geschichte gelingt es der Autorin vielmehr, den Kindern die Angst vor dem Tod zu nehmen. Dabei bleibt die Thematik nicht beim Tod oder dem Sterben stehen, sondern zeigt einfühlsam wie heilsam und wichtig die Trauer und deren Bewältigung ist.

Astrid Lindgren hat viele beeindruckende Werke verfasst – «Pippi Langstrumpf» und die Michel-Geschichten habe ich als Kind geliebt – kein anderer Roman hat mich jedoch so nachhaltig bewegt, wie der über die Brüder Löwenherz…

Der kleine Karl Löwe, von seinem älteren Bruder Jonathan liebevoll «Krümel» genannt, ist todkrank und wird bald sterben. Sein älterer Bruder versucht ihm zu helfen, mit seinem Schicksal fertig zu werden, in dem er ihm Geschichten aus dem fantastischen Land Nangijala erzählt. Ein Land, so erklärt Jonathan, in welches man nach dem Tod gelangt.

Als eines Tages ein Feuer in der Wohnung der Familie Löwe ausbricht, gelingt es Johnathan, seinen kleinen Bruder, durch einen mutigen Sprung aus dem Fenster, zu retten. Jedoch stirbt Jonathan bald darauf selber an den sich dabei zugezogenen Verletzungen. «Krümel» und seine alleinerziehende Mutter bleiben alleine zurück. Kurz darauf stirbt auch Karl und gelangt, wie von Jonathan vorhergesagt, ins wunderschöne Nangijala. Hier treffen sich die beiden Brüder wieder und erleben gemeinsam viele Abenteuer, wobei sie den Einwohnern des Kirschblütentals helfen, sich gegen den rücksichtslosen Tyrann Tengil zur Wehr zu setzen. Dabei wächst Karl über sich hinaus und kann endlich zeigen, was in ihm steckt…

Originaltitel: Bröderna Lejonhjärta

Originalverlag: Rabén & Sjögren Förlag, Stockholm
Erstveröffentlichung: 1973
Sprache: Schwedisch
Land: Schweden


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Anna-Liese Kornitzky

Verlag: Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg
Jahr: 2018
Verarbeitung: Bedruckter Pappeinband mit Leimbindung.
Illustrationen: Ilon Wikland
Einbandgestaltung: Ilon Wikland
Seiten: 238 Seiten

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 978-3-7891-2941-4

Literarische Gattung: Kinderroman / Fantasy-Roman

Literarischer Anspruch (1-10): 7

Handlungsorte:

- Schweden
- Nangijala (Fantasie-Land)

Thema: Sterben / Tod

Schlagwörter: Brüder / Krankheit / Tod / Freundschaft / Abenteuer / Selbstfindung / Rettung

14. November 1907 auf dem Hof Näs bei Vimmerby, Schweden

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28. Januar 2002 in Stockholm, Schweden

Astrid Anna Emilia Lindgren (geborene Ericsson) war eine schwedische Kinderbuchautorin, Drehbuchautorin und Herausgeberin.

Astrid Lindgren erreichte weltweite Bekanntheit durch Kinderbücher wie «Pippi Langstrumpf», «Michel von Lönneberga», oder «Karlsson auf dem Dach». Ihre Werke verkauften sich weltweit über 150 Millionen Mal und wurden in 104 Sprachen übersetzt. Die meisten ihrer Romane wurden auch als Spielfilme oder Fernsehserien adaptiert.

Astrid Lindgren gehört zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen überhaupt und hat mit ihrem warmherzigen, einzigartigen Schreibstil bis heute einen grossen Einfluss auf ihre junge Leserschaft auf der ganzen Welt…

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Quelle: Wikimedia Commons Schweden – Astrid Lindgren ca. 1960

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Wolfgang Ecke

Perry Clifton und das unheimliche Haus von Hackston

1974
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Wolfgang Ecke gehörte zu meinen absoluten Lieblingsautoren als Kind. Wobei mir vor allem seine Krimi-Reihe um den Warenhausdetektiv Perry Clifton unglaublich gut gefallen hat. Ich habe alle acht Bände verschlungen - und geliebt.
Der hier vorgestellte Band 5, um das unheimliche Haus von Hackston, mag deshalb als Repräsentant für alle anderen Bände herhalten, die genau so spannend und mitreissend sind. Wobei der Hackston-Band alles beinhaltet, was die Perry-Clifton-Reihe auszeichnet. Die Kriminalgeschichten sind für Jugendbuchverhältnisse recht komplex und verschlungen, und auch die Sprache zeigt, dass Ecke seine jungen Leser ernst nahm. Am meisten beeindruckt hat mich als Kind, und daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, die fabelhafte englische Atmosphäre, die Ecke in seinen Clifton-Bänden heraufbeschwören konnte. Der Londoner Nebel ist omnipräsent und auch Elemente aus englischen Schauergeschichten wurden von Ecke gekonnt in seine Stories eingebunden. Diese einzigartige Atmosphäre, die ich so in keinem anderen Jugendbuch fand, war es denn auch, die Wolfgang Eckes Spannungsromane für mich so reizvoll machten.

Ich habe den Band anlässlich dieses Webseiteneintrages nochmals gelesen und muss gestehen, dass ich den Krimi heute noch genau so spannend finde wie in meiner Kindheit, als ich ihn mit stockendem Atem unter meiner Bettdecke gelesen hatte…

Als Tom Harder in der Zeitung von einem Autounfall liest, erinnert er sich genau an den beschriebenen gelben Wagen. Erst kurz zuvor hat er diesen, als er sich im dichten Neben verfuhr, gesehen - und zwar in der Einfahrt jenes unheimlich wirkenden Hauses in Hackston. Tom berichtet dies seinem Freund, dem Warenhausdetektiv Perry Clifton, worauf sich dieser für den Fall zu interessieren beginnt.
Bei dem Unfall wurden viele buntbemalte Geigen gefunden, von denen sich niemand erklären kann, wofür sie gedacht waren. Perry Cliftons Ermittlungen bringen ihn in ein kleines englisches Nest namens Hackston und zu jenem unheimlichen Haus, in dem Gestalten hausen, die alles andere als vertrauenserweckend wirken. Der Fall wird gefährlicher, als Perry Clifton erst vermutet hatte, und die Lösung überrascht sogar Scotland Yard…

Originaltitel: Das unheimliche Haus von Hackston (Reihe: Perry Clifton, Band 5)

Originalverlag: Loewes, Bindlach
Erstveröffentlichung: 1974
Sprache: Deutsch
Land: Deutschland


Meine Ausgabe

Verlag: Loewes, Bindlach
Jahr: 1988
Verarbeitung: Pappeinband mit Fadenheftung
Einbandgestaltung: Ulrike Heyne
Seiten: 348

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-7855-2179-0

Literarische Gattung: Jugendroman / Kriminalroman

Literarischer Anspruch (1-10): 6
Lesealter: ab 10 Jahren

Handlungsorte: Grossraum London, England

Thema: Fälscherbande

Schlagwörter: Haus, Verbrecher / Bande / Detektiv / Perry Clifton / Ermittlung / Geld / Fall


Weitere Bände aus der Perry Clifton-Reihe:

Band 1 - Der Herr in den grauen Beinkleidern (1964)
Band 2 - Die Dame mit dem schwarzen Dackel (1965)
Band 3 - Das Geheimnis der weißen Raben (1966)
Band 4 - Die Insel der blauen Kapuzen (1969)
Band 5 - Das unheimliche Haus von Hackston (1974)
Band 6 - Das geheimnisvolle Gesicht (1975)
Band 7 - Der silberne Buddha (1977)
Band 8 - Die Hand (1985)

24. November 1927 in Radebeul, Deutschland

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24. Oktober 1983 in Augsburg, Deutschland

Wolfgang Ecke war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine Kriminalliteratur für Kinder und Jugendliche bekannt wurde.

Ecke wurde als Sohn eines Kapellmeisters in Radebeul geboren. Er besuchte 1940 ein militärisches Internat. Nach dem Weltkrieg begann er ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Dresden, das er aber nicht zu Ende führte. Er übersiedelte 1952 nach Westdeutschland, wo er in allen möglichen Tätigungsfeldern wirkte - darunter in so abenteuerlichen wie Seemann, Schmuggler oder Schlagzeuger…
Ecke landete schliesslich beim Rundfunk, wo er mit seinen spannenden Hörspiel-Krimis bald ein begeistertes Publikum fand. Ab 1964 veröffentlichte er seine Krimis dann auch in Buchform und wurde mit seinen Detektiv-Figuren Perry Clifton und Balduin Pfiff zu einem der bekanntesten Krimi-Autoren im deutschen Sprachraum…

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© 1974 Loewes Verlag, Bindlach

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Rose Sobol

Woman Chief – Es gab eine Frau, die Häuptling war

1976
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«Woman Chief» ist eines der ersten Indianer-Bücher, das ich als Kind gelesen habe, und ich erinnere mich sehr gut, wie tief beeindruckt mich dieses Werk hat. Die Tatsache, dass es sich dabei um eine wahre Geschichte handelte, förderte meine Faszination zusätzlich.

Barcheeampe hiess die historische Titelheldin. Im Laufe ihres Lebens wurde sie aufgrund ihrer heldenhaften und mutigen Taten zum Biawacheeitchish (weiblicher Häuptling) ernannt - eine Ehre, die nur sehr wenigen Frauen bei den Absarokees (Crow) zuteil wurde.
Wir haben es hier jedoch nicht nur mit einer Abenteuergeschichte mit aussergewöhnlicher Protagonistin zu tun, sondern gleichzeitig einem in gewissem Sinne feministischen Manifest. Da Biawacheeitchish ihre männlichen Verehrer eher einschüchterte, war es schwierig für sie, einen geeigneten Mann zu finden, was dazu führte, dass sie kurzentschlossen eine Frau heiratete…

Rose Sobols Sprache ist herb, wie ihre Protagonistin, die Geschichte sehr kurz und knapp gehalten (92 Seiten) und gleichzeitig schimmert eine eindrückliche, schlichte Wahrhaftigkeit durch. Sobol hat es geschafft, mit den wenigen historischen Fakten, die bekannt waren, eine eindrückliche Romanfigur zu schaffen, die mich als Kind tief berührt hat. Im Erwachsenenalter liest sich diese Geschichte natürlich ganz anders – offenbart sie doch eine zusätzliche, bewegende Tiefe.

Erzählt wird die wahre Geschichte des zehnjährigen Gros-Ventre-Mädchens Einsamer Stern, welches von feindlichen Crows geraubt und in der Familie ihres Entführers aufgenommen wird, wo es ein neues Zuhause findet.
Bald schon wird klar, dass Einsamer Stern kein gewöhnliches Mädchen ist. Sie reitet besser und kann geschickter mit Pfeil und Bogen umgehen, als so mancher Junge.
Als junge Frau gehört sie zu den besten Jägern und beweist durch ihren Mut und Tapferkeit, dass auch eine grosse Kriegerin in ihr steckt. Eines Tages gerät sie in einen Hinterhalt von Blackfoot-Kriegern. Es gelingt ihr jedoch, einen Widersacher zu töten und zwei zu verwunden, woraufhin die restlichen fliehen. Von diesem Tag an wird sie Woman Chief genannt und steigt zum angesehenen Häuptling ihres Stammes auf. Der Einzug der weissen Siedler ins Land der Crow verändert das gewohnte Leben stark und Woman Chief wird vor ganz neue Herausforderungen gestellt…

Originaltitel: Woman Chief

Originalverlag: The Dial Press, New York
Erstveröffentlichung: 1976
Sprache: Englisch
Land: USA


Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Barbara Veit

Verlag: Sauerländer Verlag, Aarau, Schweiz
Jahr: 1979
Verarbeitung: Blauer Pappeinband mit Schutzumschlag und Fadenheftung.
Einbandgestaltung: Barbara Sandler
Seiten: 104

Verarbeitungsqualität (1-10): 6

ISBN: 3-7941-1875-8

Literarische Gattung: Kinderroman / Indianerroman

Literarischer Anspruch (1-10): 4

Handlungsorte: Great Plains, USA

Thema: Frau als Häuptling

Schlagwörter: Indianer / Frau / Gleichberechtigung / Feminismus / Krieg / Kultur / Geschichte / Lebensbericht / Biografie / Häuptling / Crow / Absarokee

25. Oktober 1931 New York City, New York, USA

Rose Louisa Sobol (geb. Tiplitz) ist eine amerikanische Kinderbuchautorin. Sie hat an der Brandeis University in Massachusetts studiert. Zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann Donald J. Sobol, hat sie viele Jugendbücher verfasst.
Sie lebt heute vermutlich in Florida… *

* Es ist sehr schwierig, etwas über Rose Sobol herauszufinden - selbst das Internet hilft hier nicht wirklich weiter. Die oben genannten Daten und Beschreibungen sind deshalb ohne Gewähr. Sollte jemand über gesicherte Infos über Rose Sobol verfügen, wäre ich über eine Mail sehr dankbar…

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© Sauerländer Verlag 1979

Helen Cresswell

Ein ganz gewöhnlicher Jack

1977
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«Ordinary Jack», wie dieses Jugendbuch im Original heisst, gehört zu den Lieblingsbüchern aus meiner Kindheit, die ich absolut nicht mehr auf meinem Radar hatte. Erst als ich meine Leseliste konsultierte, die ich seit 1978 führe, fand ich dort diesen Titel, versehen mit der Bewertung «Supergut!!!!!!».
Sechs Ausrufezeichen ist die absolute Höchstbewertung, die in meiner Leseliste zu finden ist – umso erstaunlicher, dass ich keine Ahnung mehr hatte, um was es in diesem Buch eigentlich ging…
Da ich soviel Euphorie natürlich nicht ignorieren konnte, habe ich mir das Buch antiquarisch besorgt und nochmals gelesen. Was soll ich sagen – ich habe die Lektüre voll und ganz genossen, und ich konnte sehr gut nachvollziehen, warum mein jugendliches Ich so begeistert davon war.
Die Geschichte um den gewöhnlichen Jack, der mit seinem mangelnden Selbstwertgefühl zu kämpfen hat und seiner Familie beweisen möchte, dass er ebenso viele Talente hat wie seine Geschwister, ist überaus witzig und mit ausgezeichnetem Timing geschrieben. Helen Cresswell gelingt es mittels Slapstick-Komik, den an sich ernsten Stoff markant aufzulockern und unterhaltsam zu gestalten.
Diese amüsante Geschichte über die Bagthorpe-Familie hat mich zudem sehr stark an die Geylord-Romane von Eric Malpass erinnert, deren Verfilmungen in den 70er-Jahren ich ebenfalls sehr mochte.

Kurz und gut, ich verstehe meine jugendliche Begeisterung und bin auch von der zweiten Lesung sehr angetan – ich kann Ihnen dieses Werk uneingeschränkt weiterempfehlen!

Jack Bagthorpe hat es wirklich nicht leicht. In seiner Familie sind alle ausser ihm Genies, so will ihm scheinen: Seine ältere Schwester Tess ist das Sprachgenie, sein älterer Bruder William kennt sich bestens mit Elektronik aus und ist zudem eine Sportskanone. Als Jack im Schwimmunterricht in der Schule schliesslich auch noch von seiner kleinen Schwester Rosie übertrumpft wird, ist sein Selbstwertgefühl am Boden.
Zum Glück gibt es noch den unorthodoxen Onkel Parker, der Jack verspricht, sich seines Problems anzunehmen. Und ehe Jack sich versieht, hat Onkel Jack aus ihm einen veritablen Propheten gemacht, der die Familie Bagthorpe gehörig in Erstaunen versetzt. Plötzlich stehen der unscheinbare Jack und sein Hund Null (!) im Mittelpunkt des Familieninteresses – doch nach und nach geraten Jacks hellseherische Fähigkeiten ausser Kontrolle und bringen das beschauliche Familienleben der Bagthorpes in arge Schieflage…

Originaltitel: Ordinary Jack

Originalverlag: Faber and Faber, London
Erstveröffentlichung: 1977
Sprache: Englisch
Land: Grossbritannien

Meine Ausgabe

Übersetzung ins Deutsche durch: Helga Pfetsch

Verlag: Sauerländer, Aarau
Jahr: 1980
Verarbeitung: Roter Pappeinband mit Prägung, Fadenheftung und Schutzumschlag
Einbandgestaltung: Sauerländer Verlag, Aarau
Seiten: 182

Verarbeitungsqualität (1-10): 5

ISBN: 3-7941-2121-X

Literarische Gattung: Familiengeschichte / Komödie
Lesealter: Ab 10

Literarischer Anspruch (1-10): 5

Handlungsort: Grossbritannien

Thema: Familie / Erwachsen werden

Schlagwörter: Familie / England / Geschwister / Aussergewöhnlich / Gewöhnlich / Fähigkeiten / Hund

11. Juli 1934 in Nottingham, England

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26. September 2005 in Eakring, Nottinghamshire, England

Helen Cresswell war eine englische Kinder-, Jugend- und Drehbuchautorin.
Sie studierte englische Literatur und wurde über die Jahre zu einer der meistgelesenen und erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen Englands. Dabei kam ihr zugute, dass sie ebenfalls eine begnadete Drehbuchautorin war und viele ihrer Werke fürs Fernsehen bearbeiten konnte.
Cresswells Schreibstil zeichnet sich vor allem durch Humor und sehr fantasievolle Handlungsverläufe aus – man könnte in ihr durchaus eine Vorgängerin von Joanne K. Rowling sehen.

Helen Cresswell veröffentlichte über 120 Bücher und erhielt unter anderem den begehrten BAFTA Award für ihre herausragenden Leistungen für den Kinder- und Jugendfilm.

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Quelle: © Sauerländer Verlag

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