...mit Säbel und Koran – Jörg-Dieter Brandes

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INHALT & REZENSION

Jörg-Dieter Brandes ist ein profunder Kenner des nahen Ostens und beschreibt im vorliegenden Werk nicht nur den Aufstieg der Familie Saud, sondern geht zurück bis in die Anfänge des Islams.

Brandes beschreibt sehr anschaulich die wechselhafte Geschichte sowie die Wanderbewegungen der vielen Beduinenstämme.
Nebst den grossen historischen Zusammenhängen, wird der Leser aber durchaus auch mit kleinen, wissenswerten Details bedient. So lernt man ganz zu Beginn, dass „Allahu akbar“ eben nicht, wie vielfach und oft falsch übersetzt, „Allah ist gross“ heisst, sondern Allah ist „grösser“, woraus sich dann schon interessante philosophische Gedanken spinnen lassen.

Die äusserst wechselhafte Geschichte der arabischen Halbinsel ist unwahrscheinlich komplex und für Zentraleuropäer beinahe undurchschaubar. Dabei macht es die Tatsache, dass viele arabische Herrscher oder Regenten den selben Namen tragen auch nicht einfacher. Brandes versteht es aber ausgezeichnet, die verwirrenden Verläufe der Geschichte sehr anschaulich und in einer bildhaften Sprache wiederzugeben. Wobei zuweilen sogar etwas Humor in seinen Beschreibungen liegt und die an sich gewalttätigen Ereignisse etwas erträglicher macht.
Jörg-Dieter Brandes stellt uns die wichtigen Figuren der arabischen Geschichte vor, wie etwa Mohammed ibn Abdul Wahab, auf dessen Lehren sich die Wahabiten berufen. Die Entstehung des Gottesstaates wird beschrieben und die daraus entstehenden Konflikte im zentralarabischen Raum. Einer dieser Konflikte rückte im 18. Jahrhundert das heutige Saudi-Arabien erstmals auch in den Fokus der damaligen Grossmacht Grossbritannien und des Osmanischen Reiches.
Dem eigentlichen Staatsgründer Abd al-Aziz ibn Saud wird aus naheliegendem Grund viel Raum zugestanden. Eines wird bei der Lektüre aber klar, die Geschichte Saudi Arabiens beginnt nicht mit ibn Saud sondern reicht bis weit ins 15. Jahrhundert zurück.

Fakt bleibt, dass einem nach der Lektüre einige Zusammenhänge der heutigen Ereignisse im gesamten Nahen Osten um einiges klarer werden. Auch die Entstehung von fanatischen, religiösen Gruppierungen ist bei Leibe keine „Erfindung“ der Neuzeit, sondern begründen sich auf einer langen und blutigen «Tradition».
Ein Rückblick, der einem die Gegenwart verständlicher macht; mehr kann man von einem guten Geschichtswerk denn auch kaum verlangen.
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BUCHVERARBEITUNG

Das Werk wurde mit Fadenheftung in einen sandfarbenen Pappeinband gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Kapitalband ist braun, ein Lesebändchen gibt es leider nicht. Auf ein farbiges Vorsatzpapier wurde ebenfalls verzichtet. Der Satzspiegel ist unauffällig und die Schrift angenehm. Das Papier ist, für meinen Geschmack, eine Spur zu dick ausgefallen.

Eine Verarbeitung, die durch die hochwertigen Fadenheftung auffällt, ansonsten aber keine herstellerischen Glanzpunkte zu setzen vermag.

FAZIT

Alles in allem habe ich viel gelernt bei diesem Werk. Es war spannend zu lesen, äusserst unterhaltsam verfasst, ohne es aber an der nötigen Tiefe fehlen zu lassen. Will man einen Kritikpunkt anbringen, könnte man feststellen, dass das Buch die Sozialgeschichte Saudi-Arabiens komplett weglässt und sich weitestgehend auf die militärischen, beziehungsweise kriegerischen Bereiche der Geschichtsschreibung beschränkt.

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© 1999 Jan Thorbecke Verlag

Autor/Autorin:
Jörg-Dieter Brandes

Originaltitel:
…mit Säbel und Koran – Saudi-Arabien oder der Aufstieg der Königsfamilie Saud und der Wahabiten
Erstausgabe:
© 1999 Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart
Originalsprache:
Deutsch

Diese Ausgabe:

© 1999 Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart
ISBN:
3-7995-0094-4
Seiten
296
BUCH:
VERARBEITUNG:

© 2016 Blog-Fotos: T. S. Tubai



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