Die Enden der Welt – Roger Willemsen

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INHALT & REZENSION

Roger Willemsen ist viel unterwegs - und das auf der ganzen Welt. In dem hier vorliegende Werk finden sich nun verschiedene Reiseberichte aus allen «Enden der Welt». Gesammelte Essays aus dreissig Jahren.

Egal, ob im verlassenen Patagonien, dem überbevölkerten Tokio oder dem gespenstisch wirkenden Minsk, Willemsen sucht und beschreibt nicht die schönen oder gar idyllischen Orte, sondern landet und sucht bewusst die speziellen Momente, wobei es oft um Tod oder Sterben geht. Schnell wird dem Leser klar, dass hier nicht nur das räumliche Ende gesucht und besucht wird, sondern eben auch das ganz fundamentale Ende des Seins.
Das mutet zuweilen etwas irritierend an, gleichzeitig macht dies aber genau den Reiz der Lektüre aus und wirkt im Leser weiter.
Die Sprache ist pointiert, mitunter auch humorvoll, zwischenzeitlich immer wieder recht gestelzt. Hier wird dann eben deutlich, dass das Buch nicht in einem Guss verfasst wurde, sondern aus ganz verschiedenen Lebenszeiten von Roger Willemsen stammt. Diese inkonsistente Sprache macht das Lesen zum Teil etwas holprig.
Da man aber immer wieder auch mit sprachlich sehr hochstehenden Kapricen beglückt wird, lässt sich damit leben.
Etwas mehr gestört hat mich dann schon die zuweilen recht blasierte Art, mit der Willemsen aus einer intellektuellen Höhe herab Begebenheiten kommentiert. Zusätzlich steht der Autor immer wieder mal seinen Beschreibungen etwas im Weg und verdeckt dem Leser den Blick auf die eigentlichen Geschehnisse.
Abgesehen von diesen Selbstdarstellungen, ist das Wer, wie eingangs erwähnt, durchaus spannend zu lesen. Am Besten gefallen haben mir die „kleinen“ Geschichten, wie etwa die Zugreise durch Birma, auf der er ein einheimisches Ehepaar kennen lernt und sich ein faszinierender Dialog entwickelt, der von Willemsen auch sehr gekonnt zu Papier gebracht wird.

Alles in allem ist das Ganze sehr gut beobachtet und kenntnisreich erzählt, auch wenn er ab und an Örtlichkeiten etwas durcheinander bringt und zum Beispiel die Beringsee mit der Barentssee verwechselt..., was aber wohl eher einem mangelhaften Lektorat zur Last gelegt werden muss.
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BUCHVERARBEITUNG

Der Einband ist mit beigem Leinengewebe überzogen und einem schwarzen Rückenschild mit goldbrauner Schrift versehen. Auf dem Vorsatzblatt ist eine monochrome Weltkarte zu sehen, auf welcher die einzelnen Reisedestinationen hervorgehoben sind. Das Buch weist ein schwarzes Kapitalband, ein graues Lesebändchen sowie einen Schutzumschlag auf.
Bedauerlicherweise wurde das Werk nur mit einer Leimbindung versehen. Letzteres verdirbt den ansonsten guten Gesamteindruck ein wenig.

FAZIT

Wenn sich der Verfasser zuweilen auch selber etwas im Weg steht, haben wir es hier über alles gesehen mit interessanten Reiseberichten zu tun. Willemsens Eloquenz lassen die uneinheitliche Zusammenstellung der Berichte und das eher schludrige Lektorat beinahe vergessen…

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© 2010 S. Fischer Verlag

Autor/Autorin:
Roger Willemsen

Originaltitel:
Die Enden der Welt
Erstausgabe:
© 2010 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Originalsprache:
Deutsch

Diese Ausgabe:

©2010 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
ISBN:
978-3-10-092104-8
Seiten
543
BUCH:
VERARBEITUNG:

© 2016 Blog-Fotos: T. S. Tubai



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