Dame zu Fuchs – David Garnett

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HANDLUNG

Die Tebricks sind ein junges Ehepaar und leben im ländlichen Oxfordshire, wo sie ein beschauliches Leben führen. Die vertraute Zweisamkeit wird jedoch abrupt gestört, als etwas Unglaubliches geschieht: Bei einem gemeinsamen Waldspaziergang verwandelt sich Sylvia Tebrick plötzlich in eine Fähe.
Richard ist steht unter Schock und schickt, kaum wieder zu Hause, alle Bediensteten weg, um das Geheimnis seiner Frau zu wahren.
Obwohl sich Sylvia zu Beginn noch sehr menschlich verhält und sogar darauf besteht, ihre alten Kleider zu tragen sowie den täglichen Lebensrhythmus beizubehalten, verändert sich ihr Verhalten von Tag zu Tag. Immer mehr brechen die tierischen Instinkte durch, sehr zur Beunruhigung ihres Ehemannes Richard, welcher sich zunehmend ausser Stande fühlt, seine Frau noch bei sich zu halten.
Schliesslich entlässt Richard Sylvia in die Freiheit, worauf sie in den Wald entschwindet. Als jedoch die Jagdsaison ansteht, beginnt Richard, von einer bösen Vorahnung gepackt, seine Frau zu suchen und macht dabei eine erstaunliche Entdeckung…

REZENSION

David Garnett (1892-1981) war eine britischer Schriftsteller, Kritiker und Verleger. Er gehörte zum Kern der intellektuellen Bloomsbury Group – einer Gruppe von jungen Künstler:innen, welcher zum Beispiel auch Virginia Woolf und deren Schwester Vanessa Bell angehörten. David Garnett heiratete in zweiter Ehe Angelica Bell, die Tochter von Vanessa Bell.

Mit «Lady into Fox» schuf David Garnett 1922 ein sehr phantasievolles und interessantes Werk, das vor allem durch seine ungeheuerliche Handlung und die ganz im Gegensatz dazu stehende nüchterne, beinah sachliche Sprache, mit der die Verwandlung einer Frau in eine Fähe und deren Folgen beschrieben wird, besticht.

Der auktoriale Erzähler lässt denn auch von Beginn an die Leser:innen nicht im Zweifel darüber, dass es sich hier um eine tatsächliche Begebenheit handle, über die zu diskutieren unnötig sei – oder um es in den Worten Garnetts wiederzugeben:

«…Denn die plötzliche Verwandlung Mrs. Tebricks in eine Fähe ist eine erwiesene Tatsache, die hier nun wiedergegeben werden soll…»

Diese überzeugende Sprache ist so gut gewählt, dass man als Leser die an sich groteske Situation relativ schnell als gegeben hinnimmt und gespannt die verzweifelte Liebesgeschichte zweier ungleichen Wesen verfolgt, ohne sie zu hinterfragen.
Der spannende Beginn wird von einem sehr differenzierten Mittelteil, welcher im Kern aus einem herzergreifendem Psychogramm des verzweifelten Ehemannes besteht, abgelöst, um schliesslich in einem tragischen, und für meinen Geschmack etwas zu dick aufgetragenen, melodramatischen Ende zu gipfeln. Der etwas zu überhastete Schluss war es denn auch, der aus einem angehenden Meisterwerk „nur“ ein sehr lesenswertes Buch gemacht hat…
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BUCHVERARBEITUNG

Der Bucheinband wurde mit einem ansprechenden hellvioletten Leinengewebe überzogen, mit weisser Schrift gestanzt und einer Vingnette mit einem Fuchsbild versehen.
Das Vorsatzblatt ist weiss und mit grünem Blattwerk verziert, während das Lesebändchen ebenso wie das Kapitalband royalblau gehalten sind. Das Papier macht haptisch einen guten Eindruck, und die Schrift ist, wie auch der Satzspiegel, lesefreundlich.
Wie vom Dörlemann-Verlag gewohnt, wird die auf den ersten Blick gute Verarbeitungsqualität durch die billige Leimbindung geschmälert – was gerade bei klassischer Literatur sehr bedauerlich ist, wie ich finde…

FAZIT

Dieser lesenswerte Roman wurde 1952 erstmals ins Deutsche übertragen und liegt nun hier in einer Neuübersetzung von Maria Hummitzsch aus dem Jahr 2016 vor.
Ein interessantes Werk der englischen Literatur, das es verdient wieder gelesen zu werden!

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© 2016 Dörlemann Verlag, Zürich

Autor/Autorin:
David Garnett


Originaltitel:
Lady into Fox
Originalverlag:
© Chatto and Windus, London
Erstausgabe:
1922
Originalsprache:
Englisch

Diese Ausgabe:

© 2016 Dörlemann Verlag, Zürich
Übersetzung:
Maria Hummitzsch
ISBN:
978-3-03820-026-0
Umschlaggestaltung:
Mike Bierwolf
Seiten

155
BUCH:
VERARBEITUNG:

© 2022 Blog-Fotos: T. S. Tubai

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